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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Staffords. Das war kein netter Gedanke an einem Hochzeitstag.
    Doch als wir uns der Dreifaltigkeitskirche näherten, sah ich Edmund am Portal auf mich warten, und alle Bedenken und Zweifel lösten sich auf. Groß und stolz stand er da, das blonde Haar gekürzt, sodass es gerade den Kragen seines grauen Wamses berührte.
    Er würde mein Ehemann werden. Alles war, wie es sein sollte.
    Freunde scharten sich um Edmund. Oliver Gwinn nickte, und John Cheke lachte ausgelassen. Auch die beiden ehemaligen Ordensbrüder und meine früheren Mitschwestern waren gekommen, und ich war ihnen zutiefst dankbar dafür.
    Pater William führte uns alle hinein. Er hatte auf diesem Zeremoniell bestanden. Gewöhnliche Leute wurden vor dem Portal getraut. Die Tochter eines Edelmanns jedoch musste in der Kirche verheiratet werden.
    Mein Cousin Henry führte mich zu Edmund, und wir reichten einander die Hände. In seinem Lächeln lagen alle Gedanken, Gefühle und Erlebnisse, die wir seit dem Tag, an dem ich ihm das erste Mal begegnet war, miteinander geteilt hatten; seit dem Tag, an dem er mit mir vom Tower of London nach Dartford geritten war.
    Wir traten vor Pater William. Der Priester öffnete den Mund – und erstarrte, den Blick über uns hinweg zum Portal gerichtet.
    Hinter uns, draußen in der High Street, gab es Tumult. »Platz da!«, hörte ich einen Mann laut rufen. »Platz da!«
    Jemand wollte sich den Weg in die Kirche erzwingen.
    »Macht Platz für den Grafen von Surrey«, rief eine andere Stimme.
    Der Graf drängte sich durch die Schar der Gäste, die sich hinten in der Kirche versammelt hatte. Sein Gesicht war schweißfeucht vom schnellen Ritt.
    »Joanna«, rief er. »Ihr könnt nicht heiraten. Laut Parlamentsbeschluss ist diese Eheschließung gesetzwidrig.«

Kapitel 39
    »Das ist Wahnsinn«, rief ich. »Norfolk hat dem Parlament ein Gesetz vorgelegt, um meine Heirat zu verhindern?«
    Surrey schüttelte den Kopf. »Es geht nicht nur um Euch. Es betrifft alle, die einmal einem Kloster angehört haben. Das Statut heißt: ›Sechs Artikel: ein Gesetz zur Abschaffung der Unterschiede in den Überzeugungen‹.« Er zog ein Schriftstück ausseinem Wams. »Im vierten Artikel heißt es, dass niemand, der das Keuschheitsgelübde abgelegt hat, sich jemals verheiraten darf. Wer sich nicht daran hält, verstößt gegen das Gesetz. Ich habe es selbst erst heute Morgen in aller Frühe gelesen, Joanna. Ich schwöre es, ich hatte keine Ahnung. Mein Vater legte den Gesetzesentwurf bei der Parlamentseröffnung beiden Häusern vor. Ich bin auf dem schnellsten Weg hierher geritten. Ordensbrüder, Mönche und Nonnen dürfen nicht heiraten.«
    »Nein«, schrie Agatha Gwinn.
    Mit trockenem Mund sagte ich: »Steht in der Vorlage etwas von einer Erneuerung der Klöster? Liegt das in der Absicht des Königs?«
    »Nein.«
    »Ich darf also nicht mehr Nonne sein, doch heiraten darf ich auch nicht?«, fragte ich wie betäubt.
    Edmund trat vor. »Lasst mich das sehen.«
    Surrey hielt ihm das Schriftstück hin, John Cheke nahm es und brachte es zu Edmund. Sie lasen es gemeinsam.
    »Euer Vater verfasst eine Gesetzesvorlage zur Religionspolitik und legt sie dem Parlament vor?«, fragte ich Surrey. »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    John Cheke las vor: »Viertens, dass das Keuschheitsgelübde, das ein Mann oder eine Frau, ein Witwer oder eine Witwe vor Gott ablegt, eingehalten werden soll; und dass es diesen Personen alle anderen Freiheiten christlicher Menschen versagt, die sie andernfalls genießen dürften.«
    »Gardiner«, stieß ich hervor. Ich konnte in diesen Worten die Stimme des Bischofs hören.
    Surrey konnte mir nicht in die Augen sehen. In diesem Punkt zumindest hatte ich recht. Gardiner hatte die Sechs Artikel verfasst und sie dem höchsten Lord im Land, dem Herzog von Norfolk übergeben, damit er sie im Parlament durchbrachte.
    John Chekes Gesicht zeigte sein Entsetzen, nicht nur darüber, dass diese Hochzeit in einem Chaos der Ungewissheit endete. Nachdem er das Schriftstück überflogen hatte, rief er: »DiesesGesetz schützt die Messe, die Beichte, das Sakrament der heiligen Kommunion – die Kernlehren des katholischen Glaubens. Jeder Verstoß gegen diese Glaubensgrundsätze wird gesetzlich bestraft. In England ist es mit der Reform vorbei. Wenn diese Vorlage Gesetz wird, ist der Rückschritt vollzogen.«
    In der Kirche brach Verwirrung aus. Edelmann und Kaufmann, Schiffsbauer und Nonne – alle redeten gleichzeitig über die scharfe

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