Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)
Kehrtwendung, die nun vielleicht im Königreich stattfinden würde. Agatha Gwinn lag weinend in den Armen ihres Mannes. Sie fürchteten offensichtlich beide, dass ihre Ehe nun annulliert werden würde. Pater William blickte verstört vom Altar zu den Kirchenwänden, er fragte sich wohl, was nun wiederhergestellt werden würde. Ursula glühte vor Stolz, genau wie ihr Mann. Draußen auf der Kirchentreppe stand Timothy Brooke an der Seite seiner Eltern und schimpfte laut vor einem wachsenden Kreis von Reformanhängern.
Einige Augenblicke waren Edmund und ich einfach vergessen.
»Was sollen wir tun?«, fragte ich ihn.
»Ich weiß es nicht.« Edmund war selten unschlüssig. Doch jetzt war er ebenso ratlos wie ich.
Arthur war außer sich. »Was ist los? Was ist los?«, schrie er unablässig, während Schwester Winifred sich bemühte, ihn zu beruhigen. Doch wie sollte sie ihm etwas erklären, wenn keiner von uns eine Ahnung hatte, wie es weitergehen würde?
John Cheke war der Erste, der es aussprach.
»Ihr müsst trotzdem heiraten«, sagte er zu Edmund und mir. »Diese Vorlage wird vielleicht nicht angenommen.«
Surrey, der ihn gehört hatte, rief erregt: »Doch, sie wird angenommen werden, Sir, verlasst Euch darauf. Schon im Juni wird sie Gesetz sein. Und jeder Verstoß gegen die Artikel wird mit dem Tod bestraft.«
Cheke schüttelte den Kopf. »Heiratet heute, Edmund. Ich bitte Euch.«
Von allen Seiten redeten sie auf uns ein. Meine Stafford-Verwandten, die Autoritätsgläubigen, beschworen uns zu warten, bisdas Parlament entschieden hatte. Auch Edmunds Bruder Marcus riet zu warten. Andere jedoch meinten, wir sollten uns nicht abhalten lassen und, falls das Gesetz angenommen werden sollte, eine Ausnahmepetition einreichen.
Surrey sagte: »Wenn ein Ordensbruder oder eine Nonne jemanden heiratet, der nie das Gelübde abgelegt hat, mag Hoffnung auf eine Ausnahmeregelung bestehen. Ihr wart nur Novizin, Joanna, und habt nie die ewige Profess abgelegt, für Euch könnte es eine Ausnahme geben.« Er wandte sich Edmund zu. »Bei Euch ist das anders, fürchte ich, Ihr gehört seit Jahren Eurem Orden an – ich glaube nicht, dass da etwas zu machen ist. Ihr werdet niemals heiraten können, sie nicht und auch keine andere.«
»Ihr seid kein Jurist«, wandte Cheke ein. »Gibt es hier jemanden, der das Gesetz vertritt? Einen Friedensrichter oder Constable?«
»Nein«, sagte Edmund scharf. Doch Cheke hatte sich schon an die Menge gewandt und hörte ihn nicht. Edmund wollte Geoffrey Scovill nicht in diese Sache hineingezogen sehen. Mir war übel – bitte, lass sie Geoffrey nicht finden. In der Kirche hatte ich ihn nicht bemerkt. Vielleicht war er der Trauung ferngeblieben. In Anbetracht seiner Gefühle, die er mir im vergangenen Monat gestanden hatte, wäre das das Angemessene gewesen.
»Constable Scovill! Constable Scovill!«
Der Ruf wurde laut, und ich betete darum, dass er nicht hier sein möge.
Doch die Menge teilte sich, und Geoffrey kam auf uns zu. Er war die ganze Zeit da gewesen, ich hatte ihn nur nicht bemerkt. Schwester Beatrice war nirgends zu sehen. Geoffrey näherte sich uns langsam, beinahe widerstrebend.
»Ich habe hier keine gesetzliche Vollmacht«, sagte er.
»Aber Ihr müsst die Lage beurteilen«, entgegnete Pater William. »Jeder vertritt hier eine andere Meinung, und niemand weiß etwas mit Sicherheit. Darf Edmund Sommerville Joanna Stafford heute heiraten?«
Geoffrey sah mich nicht an. Er trat einen Schritt auf Edmundzu, dann noch einen. »Nein«, sagte er, und sein Ton war hart. »Nein, das darf er nicht.«
»Und Ihr dürft nicht über mich bestimmen.« Zu meinem Entsetzen versetzte Edmund Geoffrey einen Schlag vor die Brust, dass er taumelte. Augenblicklich schlug Geoffrey zurück. Eifersucht und Misstrauen beider Männer entluden sich in einem Ausbruch von Gewalt.
»Aufhören«, schrie ich. »Aufhören, bitte!«
Noch während der Kampf tobte, umfassten mich Surrey und mein Cousin Henry und trugen mich kurzerhand aus der Kirche hinaus. Ich versuchte, mich umzudrehen und nach Edmund zu sehen. Er war von einer Gruppe von Männern umgeben, die ihn und Geoffrey voneinander getrennt hatten.
Die Leute in der High Street starrten mich an, als ich von einem Stafford und einem Howard zu meinem Haus geschleppt wurde. So etwas hatte es noch nie gegeben – eine Hochzeit, die in Tätlichkeiten ausartete.
Im Haus zerrte ich mir den Brautkranz vom Kopf, riss ihn entzwei und warf ihn zu Boden.
»Ach,
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