Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)
mit Billigung des Königs.«
Mrs Brooke warf einen Blick zur Haustür. Ihr gefiel das alles nicht. Und es gab noch jemanden, dem das alles nicht gefiel. Geoffreys Gesicht hatte sich in einem Ausdruck misstrauischer Vorsicht verschlossen.
»Joanna Stafford ist die Verwandte meines Gemahls«, fuhr Gertrude fort, »und damit eine Verwandte seiner Majestät des Königs. Zudem ist sie eine Vertraute von Lady Maria Tudor.«
Geoffrey sah mich entgeistert an. Er hatte keine Ahnung von meiner Verbindung zum Königshaus gehabt. Ich wünschte, Gertrude hätte geschwiegen.
»Wenn Ihr Joanna Stafford missachtet, missachtet Ihr den Adel unseres Reichs«, hob Gertrude die Stimme, nun gar nicht mehr milde. »Ein Wort von mir würde genügen, um Euch nach Eurem heutigen Verhalten zu vernichten, Missis Brooke. Euch, Euren Ehemann und Eure ganze Familie. Ist das deutlich genug? Euer Ehemann, der heute noch die Anwerbung der Leute zum Bau des neuen königlichen Landsitzes leitet, würde morgen mit Schimpfund Schande aus dem Amt gejagt. Er könnte sich glücklich schätzen, als Steinklopfer unterzukommen.«
Mrs Brooke blieb der Mund offen stehen, und sie begann zu zittern wie eine Fieberkranke.
Aber auch ich fühlte mich, um die Wahrheit zu sagen, wie von einem Fieber ergriffen, allerdings nicht von einem schwächenden. Auf einmal war ich nicht mehr machtlos auf mich allein gestellt; einflussreiche Leute setzten sich für mich ein. Ja, vernichte sie , frohlockte ich innerlich. Lass sie leiden .
Aber diesem Triumphgefühl folgte unverzüglich Scham.
»Nein, bitte«, protestierte ich und legte Gertrude die Hand auf den Arm. »Ich bin nicht ohne Schuld. Ich habe sie provoziert.« Gertrude schüttelte den Kopf. Wie zuvor konnte sie kein Fehl an mir finden. Ich suchte nach einem Gebet, das uns leiten konnte. »Heilige Jungfrau, gesegnet sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Und selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.«
Die Zorneswolken, die Gertrudes Züge verdunkelten, lichteten sich. Mit einem Aufschrei umfasste sie meine Hände. »Joanna, danke Euch, dass Ihr mich an den Geist Christi erinnert, an dem ich festhalten muss. Durch Euch begreife ich von Neuem Gottes Gnade.«
Sie befahl, Mrs Brooke und Gregory ihrer Wege zu schicken. Während Geoffrey, der die beiden zur Haustür brachte, noch leise und in nachdrücklichem Ton mit Mrs Brooke sprach, wurde es auf der Straße von Neuem lebendig. Mein Cousin Henry Courtenay war zurück, hochzufrieden mit seinem Besuch der Dreifaltigkeitskirche.
»Wirklich ein kenntnisreicher Mann, dieser Pater William«, berichtete er. »Er hat mir ein wunderbares Wandgemälde von Sankt Georg in einer der Kapellen gezeigt.«
Aber er hatte dem Herrn Marquis sicher nichts davon gesagt, dass das Gemälde auf Cromwells Befehl übertüncht werden sollte, sondern lieber nach Kräften gekatzbuckelt. Solchem Verhalten,gerade von Leuten, die bei anderen nicht an Grausamkeit sparten, begegnete Henry Courtenay wahrscheinlich, wohin er kam.
»Wie war es mit Arthur?« Ich hegte die schlimmsten Befürchtungen.
»Seht selbst«, sagte Henry.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir die High Street, wie ich sie nie gesehen hatte – in ein Spielfeld für Arthur verwandelt. Henrys Leute hatten einen großen freien Platz geschaffen, auf dem Henrys Sohn Edward und Arthur lachend einen Ball hin und her warfen.
Ich beobachtete Margarets Sohn, mit welch glühendem Eifer er nach dem Ball sprang und wie er unter Edwards Ermutigungen aufblühte. Er schien in der letzten Stunde einen ganzen Kopf größer geworden zu sein.
»Joanna, was ist Euch?«, fragte Henry. »Ihr weint ja.«
Ich griff mir an die feuchten Wangen. »Es ist manchmal so schwierig mit Arthur. Ich weiß nicht, ob ich ihm wirklich gerecht werde. Ich mache mir ständig Sorgen um seine Zukunft.« Ich kannte diesen Verwandten von mir kaum, und doch sprach ich ihm von Ängsten, die ich bisher mit niemandem geteilt hatte, nicht einmal mit Bruder Edmund.
»Nun ja, zunächst einmal sollte er keine Kinderkittel mehr tragen«, sagte Henry. »Er ist groß genug, um wie ein Junge gekleidet zu werden, ein Junge aus gutem Haus.«
»Meint Ihr?«
»Er ist fünf Jahre alt. Alt genug, um in die Hand eines Hauslehrers gegeben zu werden und sich im körperlichen Wettkampf zu üben«, erklärte Henry.
Mein Gesicht verriet wohl meine Ungläubigkeit.
»Arthur
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