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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Sinn. Doch eine andere Person fiel mir nicht ein.
    »Um die Wahrheit zu sagen, macht mir nicht Eure Anwesenheit hier die größte Sorge, Joanna. Vielmehr beunruhigt mich die Frage, welche Interessen Gertrude verfolgt. Sie hat mir geschworen, dass es keine Komplotte mehr gibt. Doch ich fürchte, ihre tiefe Verehrung für Katharina von Aragón und Kaiser Karl ist stärker als alle Vernunft.«
    »Was habt Ihr eben gesagt? Keine Komplotte mehr ?«
    »Gertrude unterhält persönliche Verbindungen zu Eustace Chapuys, dem Botschafter des Kaisers. Sie hat ihn sogar mehrmals aufgesucht, heimlich, um ihm mitzuteilen, was sie über denKönig und seinen Rat weiß. Sie hat mir versichert, dass solche Zusammentreffen nicht mehr stattfinden, aber ich weiß nicht, ob ich ihr glauben kann.«
    Ich konnte es kaum fassen. Sie hatte einem fremden Herrscher Nachrichten geliefert. »Und habt Ihr gegen den König konspiriert?«
    Henry richtete sich auf. »Ich unterstütze die wahre Lehre der römischen Kirche und die Klöster – wie alle Angehörigen der alten Familien. Ich trauere um Katharina von Aragón und ich liebe ihre Tochter, Lady Maria. Aber ich stehe in Treue zu meinem gesalbten Herrscher.«
    »Dann müsst Ihr Gertrude aufhalten«, sagte ich. »Unbedingt!«
    »Das werde ich«, versicherte er leidenschaftlich. »Nach der Einladung am vierten November werde ich einen Vorwand finden, um mit Gertrude in den Westen zu reisen. Dort werde ich sie im Blick haben.«
    »Warum bedeutet Euch diese Einladung so viel?«, fragte ich.
    »Warum muss es verdächtig sein, wenn ich mit meinem engsten Freund zusammen zu sein wünsche?«, entgegnete Henry. Er setzte sich neben mich aufs Bett. »Nur eine Woche bleibt noch bis zu dem Festessen für Montague«, sagte er. »Reist nicht ab, Joanna, ich bitte Euch. Wacht über Gertrude. Wenn Ihr hier seid, kann sie keine heimlichen Verabredungen treffen. Bleibt an ihrer Seite.«
    »Aber Ihr müsst einsehen, dass ich Gertrude nicht aufhalten kann, wenn sie entschlossen ist, ihren eigenen Weg zu verfolgen. Schon gar nicht, solange sie von ihren vertrauten Bediensteten umgeben ist.«
    »Ihr könnt mir immerhin durch Charles Nachricht zukommen lassen.«
    Ich sank zusammen, den Kopf zwischen den Händen. »Ihr verlangt von mir, dass ich ihr heimlich nachspioniere«, sagte ich und erinnerte mich meines ohnmächtigen Zorns, als Bischof Gardiner mich zwang, für ihn Kundschafterdienste zu leisten und Kloster Dartford nach der Athelstan-Krone zu durchsuchen. Es war ein unwürdiges und schmutziges Geschäft.
    »Es tut mir leid, Joanna«, sagte Henry. »Es gibt sonst niemanden, der mir in dieser Sache helfen kann.«
    Das Feuer knisterte und knackte. Ich sah zu, wie Henrys Müdigkeit sich zu Verzweiflung verdunkelte. »Ich habe sie angefleht, der Verlockung der Hellseherei zu widerstehen. Sich Gedanken und Vorstellungen von der Absetzung und dem Tod des Königs hinzugeben, ist Hochverrat.«
    Er stand auf und begann wieder, auf und ab zu gehen. »Es ist ja nicht nur Gertrude – das ganze Königreich ist toll geworden. Als ich ein Junge war, gab es nicht wie heute Seher, denen die Leute nicht schnell genug ihr Geld in die Hand drücken können. Heutzutage sabbert einen jede Dorfalte mit Weissagungen voll und behauptet, sie hätte ihr Wissen von den Kelten oder aus Merlins Schwarzem Buch, das irgendwo ausgegraben wurde – blühender Unsinn und schlimmer.«
    »Nichts ist mir verhasster als Hellseherei«, sagte ich.
    Er nickte schnell. »Dann werdet Ihr sicher ein Mittel finden, um Gertrude zurückzuhalten, sollte sie in der kommenden Woche einen Besuch bei einem Seher planen.«
    »Ich will mein Bestes tun.«
    Er trat vor mich hin. »Und wenn Ihr sie nicht zurückhalten könnt, Joanna, werdet Ihr sie dann begleiten und mir berichten?«
    » Nein – das kann ich nicht.« Ich sprang vom Bett. »Henry, ich will und darf mit Sehern und Propheten nichts zu tun haben.«
    »Natürlich, ich verlange zu viel von Euch«, murmelte er. »Verzeiht mir, Joanna. Aber Ihr wisst nicht, wie groß meine Angst ist.« Eine ganze Weile blickte er schweigend zu Boden, dann stieß er schnell hervor: »Ich meine – wenn mir etwas zustieße … wenn ich mir Edward im Tower vorstelle, ohne mich, ich kann das nicht ertragen. Er hätte so entsetzliche Angst. So ganz allein. Ich halte diese Vorstellung nicht aus, ich – « Seine Stimme brach. »O Gott im Himmel, bewahre ihn.«
    Den rechten Arm vor dem Gesicht wandte er sich von mir ab. Sein halb

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