Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)
Marquise von Exeter zur Seite stehen – Ihr dürft mich nicht zurücklassen.«
»Begreift Ihr nicht, wohin ihr Weg heute Abend führt?«, fragte Dudley in einem Ton, als hätte er ein kleines Kind vor sich.
»Doch, Sir«, antwortete Constance. »Aber ich bleibe an der Seite der Marquise, wohin sie auch geht. Immer.«
Mit einem Schulterzucken wandte er sich dem Mann zu, der die Haftbefehle in Händen hielt. »Bringt diese Frau mit den anderen in den Tower. Und ebenso Miss Joanna Stafford.«
Ich brauchte einen Moment, um zu erfassen, was Dudley gesagt hatte. Als ich begriff, war mir, als würde ich von einer gewaltigen Welle der Finsternis aus diesem Haus, aus dieser Stadt fortgerissen. Die Stimmen um mich herum wurden zu einem Summen, die Lichter verschwammen in einem goldenen Dunst.
Irgendwie gelang es mir, mich aus der Betäubung zu befreien und mit nunmehr wieder wachen Sinnen der erbitterten Auseinandersetzung unter den Männern zu folgen.
»Was sollte Miss Stafford mit diesen wilden Anschuldigungen gegen uns zu tun haben?«, fragte Montague scharf. »Sie hält sich erst seit einem Monat in London auf.«
»Aber der vergangene Monat war recht ereignisreich – insbesondere in diesem Haus«, gab Dudley zurück. »Und ich vermute, Miss Stafford ist tief in diese Ereignisse verstrickt.«
Ich hielt den Blick gesenkt und schwor mir, Schweigen zu bewahren, sollte es zu einer Befragung kommen. Doch wenn sie mich folterten, wie sie Schwester Elizabeth Barton gefoltert hattenund Jahre später meinen Vater? Würde ich die Kraft aufbringen zu schweigen?
Diese Schreckensvisionen traten schlagartig in den Hintergrund, als Arthur mir einfiel.
»Arthur«, rief ich erstickt. »Was soll aus Arthur werden?« Ich wandte mich direkt an Dudley. »Ich habe einen kleinen Verwandten in meiner Obhut, Arthur Bulmer. Er ist oben und schläft. Wenn Ihr mich fortbringt, ist niemand da, der sich um ihn kümmern kann.«
»Das Haus ist voller Dienstboten«, gab Dudley mit einer Handbewegung zu Charles zurück. »Da wird es schon jemanden geben, der sich seiner annehmen kann.«
Die Vorstellung, dass Arthur sich beim Erwachen mutterseelenallein sehen würde, von mir und den Courtenays verlassen, war unerträglich. Er würde weinend und klagend durch dieses Haus irren, in dem niemand ihn trösten konnte.
Mit gefalteten Händen trat ich vor Dudley hin, bereit, alles zu tun, um Arthur Leid zu ersparen. »Ich flehe Euch an, tut das nicht. Er ist noch so klein. Er ist fünf Jahre alt – so alt wie Ihr damals.«
Dudleys Gesicht zeigte keine Regung, weder Mitgefühl noch Zorn über meinen Hinweis auf die Tragödie, die sich in seiner eigenen Kindheit abgespielt hatte. Ohne ein Wort wandte er sich von mir ab, um seinen Leuten Anweisungen zu geben.
»Bringt sie zum Wagen hinaus«, befahl er. »In kleinen Gruppen. Die Ordnung muss gewahrt bleiben.«
Ich blickte die Treppe hinauf zum Alkoven. Was würde Geoffrey jetzt tun? Wenn es ihm gelang zu entkommen, so würde das immerhin ein Trost sein, an den ich mich klammern konnte. Ich hatte mein eigenes Leben zerstört, aber das seine würde weitergehen.
»Habt Ihr den Alkoven oben an der Treppe durchsucht?«, fragte Dudley in diesem Moment, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ein Soldat sprang in großen Sätzen die Treppe hinauf.
Ich zwang mich, ruhig zu bleiben und nichts zu tun oder zusagen. Doch in Gedanken flehte ich Christus an, Geoffrey Scovill zu retten.
»Da ist niemand, Sir«, rief der Soldat oben.
Meine Gebete waren erhört worden. Geoffrey musste irgendwann unbemerkt verschwunden sein. In der Courtenay-Tracht war er offenbar niemandem aufgefallen. Geoffrey war weit klüger als ich. Er hatte mich davor gewarnt, dass man auch mich verhaften würde, wenn ich mich zeigte, geradeso, wie er mich vor einem Monat vor den Gefahren eines Aufenthalts im Haus der Courtenays gewarnt hatte.
Montague bot mir den Arm, um mich aus dem Haus zu geleiten. Er sagte kein Wort. Sein Gesicht, als ich zu ihm hinaufblickte, war verschlossen und stolz. War es erst zwei Stunden her, dass er mich zu dem steinernen Kamin geführt und von meinen Ängsten befreit hatte? Erst eine Stunde, dass er mir erklärt hatte, ich könnte ihm die ideale Ehefrau sein?
Jetzt sagte er mit gesenkter Stimme: »Das hättet Ihr nicht tun sollen?«
»Was?«, fragte ich schwach.
»Ihr hättet nicht herunterkommen sollen. Ihr hättet Euch besser mit Eurem Liebhaber versteckt gehalten.«
»Geoffrey Scovill ist nicht mein
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