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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Feind sie einen nach dem anderen wegschoss. Falls das Schlimmste geschähe und die Flotte Ravennas eine Niederlage erlitte, könnten die Piraten die ganze Adria heimsuchen, und es würde Monate dauern, bis man wieder eine Flotte aufgestellt hätte, die stark genug wäre, sie zu besiegen. Tausende weitere Menschen würden sterben, Dutzende Hafenstädte und Siedlungen würden geplündert werden, und nur wenige Kauffahrer würden es wagen, in See zu stechen. Der Handel, das Herzblut des römischen Wirtschaftslebens, würde zum Erliegen kommen; er würde genauso sicher abgewürgt, wie ein Scharfrichter der Prätorianergarde Cato das Lebenslicht ausblasen würde. Bei diesem unangenehmen Gedanken zuckte Cato zusammen. Nun gut, sein Schicksal war mit dem Roms eng verknüpft. Aus diesem Grund musste er Vitellius überzeugen, rasch zu handeln. Zum Besten aller.
    Er räusperte sich.
    Vitellius blickte auf und zog eine Augenbraue hoch. »Ja?«
    »Herr, es geht um die Schriftrollen. Wir müssen sie an uns bringen.«
    »Sag mir etwas, was ich nicht schon weiß, Centurio.«
    »Nun, wir können sie uns nicht verschaffen, wenn wir hier einfach abwarten, Herr. Wir … du musst etwas unternehmen. Wir können nicht zulassen, dass die Piraten uns einfach hier im Lager einschließen und auf einen günstigen Moment warten. Derzeit sind wir ihnen mit Sicherheit zahlenmäßig überlegen. Wir haben mehr Männer, mehr Schiffe … «
    »Vorläufig«, unterbrach Vitellius ihn bitter. »Aber heute Nacht ist es dunkel, und so auch alle weiteren Nächte, bis der Mond wieder voller wird. Du kannst dir sicher sein, dass sie erneut versuchen werden, eines oder sogar mehrere unserer Schiffe an sich zu bringen.«
    In Catos Kopf brach plötzlich ein wahres Feuerwerk von Gedanken los. Eine Flut von Ideen drang in sein Bewusstsein vor, und ein ganzer Wasserfall von Überlegungen und Abwägungen führte ihm unterschiedliche Möglichkeiten und die Folgen dieser Möglichkeiten vor Augen. Sehr bald hatte er den Umriss eines Plans – eines bescheidenen Plans, gewiss, aber mit ihm könnten sie den Piraten die Initiative entreißen und so den ersten Schritt tun, um die Flotte Ravennas wieder in die Offensive zu bringen.
    Cato blickte zum Präfekten hinüber, und seine Augen leuchteten von einer Erregung, die er unmöglich unterdrücken konnte.
    »Nun, Herr, dann sollen sie doch kommen. In der Tat, lass uns dafür sorgen, dass sie kommen. Lass uns ihnen einen Köder vor die Nase halten, den sie nicht ablehnen können.«

KAPITEL 28
    D as war keine gute Idee«, knurrte Macro, der in die Dunkelheit spähte. Sie hörten vom Schiff aus, wie die Wellen sich in einiger Entfernung sanft am Kiesstrand brachen. Der Strand um die kleine Bucht, die sie für den Hinterhalt ausgewählt hatten, breitete sich zu beiden Seiten mit seiner schwarzen Masse aus. Zum Meer hin verschmolzen Wasser und Himmel zu einer bedrohlichen Düsternis.
    »Man sieht verdammt noch mal so gut wie gar nichts«, fuhr Macro fort.
    »Darum geht es ja gerade«, gab Cato geduldig zurück. »Das wird sich zu unseren Gunsten auswirken. Vertrau mir.«
    Cato konnte den erschöpften Ausdruck im Gesicht seines Freundes, der neben ihm auf dem Deck hockte, mit Müh und Not erkennen. Rundum saßen Marineinfanteristen in striktem Schweigen gegen die Seiten der Bireme gelehnt, die Waffen griffbereit. Man hatte ums Deck herum Schirme aus Segeltuch gespannt, um dem Schiff die Konturen eines Kauffahrers zu verleihen. Nachdem sie sechs Tage lang die Küste entlanggekreuzt waren, hatte die Maskerade endlich ein paar übereifrige Piraten angelockt. Aus der Ferne oder im Dunkeln konnte die Bireme als eine weit ungefährlichere Art von Fahrzeug durchgehen, und so lag sie verlockend in der ruhigen Dünung.
    Die einzigen Lebenszeichen sah man am Strand – eine Handvoll Lagerfeuer, an denen die Matrosen der Bireme kauerten. Zwei Männer standen Wache, sie waren am Rande des Lichtscheins der Feuer gerade so zu erkennen – derselben Feuer, vor denen die Bireme sich vom Meer gesehen als Silhouette abzeichnen würde. Genau darauf zählte Cato. Irgendwo da draußen im Meer schwammen die drei Schiffe, die die Bireme im Laufe des Nachmittags verfolgt hatten. Sie waren durchaus vorsichtig gewesen, waren am Rande des Horizonts geblieben und hatten diese allzu leicht wirkende Beute zweifellos mit Misstrauen betrachtet. Die Bireme hatte ihren Part gut gespielt, hatte so getan, als halte man, wenn auch schlampig, Wache, sich dann im

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