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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Lagers zurück. Im Lager erstreckten sich die Zeltreihen zu beiden Seiten der Hauptdurchgangsstraße. Die meisten waren wie üblich aus Ziegenleder gefertigt, aber einige waren aus Segeltuch und sehr fleckigem, abgenutztem Leder geschnitten. Cato begriff, dass sie zum Ersatz für die verlorenen Zelte aus alten Segeln hergestellt worden waren. Soldaten, die vor ihren Zelten saßen, sprangen auf und salutierten, als die beiden Offiziere vorbeikamen. Cato sah ihre angespannten, erschöpften Gesichter und fragte sich, was in seiner Abwesenheit vorgefallen war.
    Als sie die Hauptquartierszelte der Flotte erreichten, die in der Mitte des Lagers auf einem kleinen Hügel standen, bewegten sich die Zeltklappen von einem leichten Wind, der angenehm kühlte. Dann jedoch erhaschte Cato einen beißenden Geruch. Es war der scharfe, bittere Gestank verbrannten Fetts, der selbst in dem leichten Lüftchen, das vom Land her wehte, zu riechen war. Vitellius blickte sich um, als sie das größte der Zelte betraten, und bemerkte Catos verblüffte Miene.
    »Das kommt von den Bestattungs-Scheiterhaufen. Wir haben die Gefallenen vor ein paar Tagen verbrannt.«
    Cato blickte zum Präfekten auf und bemerkte zu seiner Überraschung, dass das Schicksal seiner Männer Vitellius anscheinend nicht ungerührt gelassen hatte. Oder lag es nur daran, dass ihr Tod ihm ungelegen kam?
    Der Präfekt verzog das Gesicht. »Das war ein bedrückender Anblick. Und es wird noch mehr Feuer geben. Heute Nacht haben wir noch einmal acht Mann verloren. Einer von ihnen hat bis zu seinem Tod unaufhörlich geschrien. Dazu noch die Überfälle. Wir hatten wirklich kaum Ruhe.«
    »Überfälle, Herr?«
    »Allerdings.« Vitellius lächelte müde. »Unsere Freunde haben den Druck aufrechterhalten. Vor drei Tagen haben sie ein Stück küstenaufwärts Kämpfer angelandet. Die schießen mit Schleudergeschossen unsere Wachtposten und Versorgungstrupps ab. Wann immer ich eine Abteilung losschicke, um sie zur Strecke zu bringen, machen sie kehrt und flüchten sich in die Berge. In der Tat macht dein Freund Macro gerade Jagd auf sie. Ich musste ihn nicht einmal bitten, sich freiwillig zu melden.«
    »Das kann ich mir vorstellen, Herr.«
    »Gleichzeitig haben sie ein paar nächtliche Enterattacken versucht: Sie haben heimlich ein paar kleinere Boote hergeschickt, um in der Dunkelheit eine der Triremen zu entführen.« Vitellius deutete vage zum Himmel und ließ sich auf eine Liege sinken; eine der Annehmlichkeiten, die er aus Ravenna mitgebracht hatte. »Zum Glück hat in den letzten Tagen der Mond geschienen, und wir haben sie rechtzeitig gesehen, um sie zu vertreiben. Aber in den nächsten Nächten wird es dunkler. Und dann … « Er schüttelte den Kopf.
    Cato spürte, wie sich die Erschöpfung und Verzweiflung wie ein bleiernes Gewicht auf seine Schultern legte. Dann war der Präfekt also keineswegs in die Offensive gegangen. Er hatte einfach nur in seinen Befestigungswällen gehockt und Telemachos die Initiative überlassen.
    »Was ist mit deinem Plan, Herr?«
    »Was für einem Plan?«
    »Entlang der Küste zu patrouillieren. Ihren Stützpunkt zu suchen.«
    »Wir sind dabei. Ich habe gleich am Tag nach unserer Landung sechs Triremen die Küste hinaufgeschickt. Sie haben nichts gefunden. Die Küste ist hier ein Gewirr von kleinen Inseln und schmalen Buchten. Man könnte die Flotte von Misenum jahrelang in diesem Gewässer verstecken, ohne dass jemand auch nur ein einziges Schiff entdecken würde. Es ist hoffnungslos.«
    Cato schwieg und betrachtete den Präfekten genau. Vitellius war unübersehbar mit seiner Weisheit am Ende. Nach der Niederlage zu See musste die Lage nun, da die Operation auch an Land feststeckte, für den ehrgeizigen Aristokraten wahrhaftig düster aussehen. Im Hintergrund all dieser Vorgänge stand dann noch die Notwendigkeit, die Schriftrollen zu bergen. Cato war sich vollkommen bewusst, dass seine und auch Vitellius’ Zukunft davon abhing, die Schriftrollen zu finden und dafür zu sorgen, dass sie sicher in Narcissus’ Hände gelangten. Doch während der Präfekt wahrscheinlich nur in Ungnade fallen würde, wenn sie bei der Suche nach den Schriftrollen versagten, würden die Folgen für Cato und Macro tödlich verlaufen. Er musste den Präfekten dazu überreden oder provozieren, zum Angriff überzugehen.
    Außerdem stand auch für andere viel auf dem Spiel. Die Männer unter Vitellius’ Kommando brauchten einen Sieg. Man durfte nicht zulassen, dass der

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