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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Maultiertreiber beugte sich über ihn und schlug immer wieder mit dem Stein zu.
    Cato zog das Schwert, näherte sich dem Maultiertreiber vorsichtig und sprach ihn mit ruhiger Stimme an: »Den dürftest du erledigt haben.«
    Er nickte zu dem Brei aus Haar und Gehirnmasse hinunter, und der Mann blickte darauf und erwiderte dann Catos Blick, die Augen vor Angst und Entsetzen geweitet.
    »Bleib stehen!«
    Cato verharrte und steckte gleich darauf sein Schwert in die Scheide. »Da. Siehst du, ich will dir nichts Böses.« Er hob die Hände. »Siehst du?«
    Der Maultiertreiber starrte ihn an. Seine magere Brust arbeitete heftig. Er senkte den Arm, warf den blutigen Stein weg und sackte neben dem Mann zusammen, den er getötet hatte. Aber noch immer beäugte er Cato misstrauisch.
    »Wer bist du?«
    »Centurio Cato. Ich gehöre zur Flotte Ravennas. Wir sind hier, um mit den Piraten aufzuräumen.«
    Der Maultiertreiber starrte Cato schweigend an, zog plötzlich die Schultern hoch und brach in lautes, keuchendes Schluchzen aus. Er vergrub den Kopf in den Händen und brach zusammen. Cato näherte sich vorsichtig, streckte behutsam die Hand aus und drückte die Schulter des Mannes sanft.
    »Es ist vorbei. Du musst sie nicht mehr fürchten.«
    Der Mann nickte, oder vielleicht war es auch ein Schauder, der ihn durchlief. Cato konnte es nicht erkennen und suchte nach weiteren Worten, um den Maultiertreiber zu beruhigen. »Du bist frei. Du bist nicht mehr ihr Sklave.«
    »Sklave!« Der Mann schüttelte Catos Hand ab und drehte sich mit einem Ausdruck wilder Wut und Erbitterung um. »Sklave! Ich bin kein Sklave. Ich bin ein Römer … ein Römer!«
    Cato trat zurück. »Tut mir leid. Das wusste ich nicht … Wie heißt du?«
    »Wie ich heiße?« Der Mann richtete sich auf und starrte mit so viel hochmütiger Verachtung auf Cato herab, wie es ihm in seiner kläglichen Verfassung überhaupt möglich war. »Mein Name ist Caius Caelius Secundus.«

KAPITEL 34
    D ie Nacht war hereingebrochen, als der Schnellsegler bei der Flotte eintraf und an Vespasians Flaggschiff festmachte. Die Flotte ankerte in einer Bucht ein Stück küstenabwärts des sich verschwommen abzeichnenden Bergs, auf dem die Piraten ihren Beobachtungsposten errichtet hatten. Die Flotte lag in vollständiger Dunkelheit in der Nähe des Strands, da Vespasian verboten hatte, irgendwelche Feuer oder Lampen zu entzünden. Die Truppen auf dem Strand hatten für die Nacht ein Marschlager errichtet, kauerten in ihren Zelten und aßen ihre Rationen kalt. Macro wartete, bis die Besatzung den Schnellsegler mit ihren Bootshaken an das größere Schiff herangezogen hatte, kletterte dann über die Bordleiter aufs Deck der Quinquireme und wurde sofort von einem Juniortribun zur Achterkajüte geführt.
    Der neue Präfekt saß an einem kleinen Tisch und aß im schwachen Schein einer einzigen Öllampe, die im Schutz der Kajüte akzeptabel war, eine Schale Gerstengrütze. Er blickte auf, als es an der Tür klopfte, schluckte rasch und rief dann: »Herein!«
    Der Tribun stieß die Tür auf und duckte sich unter den niedrigen Türsturz. »Centurio Macro ist zurückgekehrt, Herr.«
    »Führe ihn herein.«
    Der Tribun trat zur Seite und winkte dem Centurio, zu Vespasian vorzutreten. Macro nahm stramme Haltung an.
    »Steh bequem. Wo ist Centurio Cato?«
    »Er beobachtet den Feind weiter, Herr.«
    Vespasian beugte sich über den Tisch vor, und seine Augen glühten vor Spannung. »Dann habt ihr sie also gefunden?«
    »Jawohl, Herr. Ihre Flotte und ihren Stützpunkt. Keine zehn Meilen von hier. Ich zeige es dir auf der Karte, Herr.«
    Vespasian räumte Essschale und Becher vom Tisch, während Macro Catos Kartenskizze unter seinem Umhang und seiner Tunika hervorfingerte. Er legte sie auf den Tisch und faltete sie vorsichtig auf. Dann beugten sich beide Männer darüber, um sie sich im schwachen Licht genauer anzusehen. Macro deutete auf den Berggipfel, den er und Cato an diesem Morgen erstiegen hatten.
    »Der Feind hat dort oben einen Beobachtungsposten, Herr. Wir sind heute Vormittag zufällig darauf gestoßen und mussten die dort aufgestellten Wachtposten töten.«
    Vespasian warf dem Centurio einen Seitenblick zu. »Wie viele waren es?«
    »Nur drei, Herr.«
    »Nur drei.« Vespasian lächelte. »Das klingt so einfach bei dir.«
    »Wir haben sie überrumpelt, Herr. Wenn man das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat, macht einem das das Leben wesentlich leichter.«
    »Das stimmt. Bitte fahre

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