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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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fort.«
    »Jawohl, Herr.« Macro fuhr mit dem Finger über die Karte und legte ihn auf die Bucht am Fuß des Berges, der dem Beobachtungsposten gegenüberlag. »Dort sind sie, Herr. Wir haben dreiundzwanzig Schiffe gezählt: zwei Triremen, acht Biremen, neun Liburnen und vier noch kleinere Fahrzeuge.«
    Vespasian spitzte die Lippen. »Die haben sich ja eine beachtliche Flotte aufgebaut. Dieser Telemachos muss ein mitreißender Anführer sein.«
    Macro nickte. »Das haben wir auf die harte Tour herausgefunden, Herr.«
    »Ja … Was habt ihr sonst noch gesehen?«
    »Sie haben eine Festung auf dieser Felszunge hier, Herr. Auf drei Seiten fallen steile Klippen ins Meer ab, und auf der vierten bilden eine ziemlich mächtige Mauer und ein Graben eine Verteidigungslinie zum Festland.«
    »Mit so was kommen wir klar«, entschied Vespasian. »Das Wichtigste ist, dass wir ihre Schiffe erobern und vernichten. Danach haben wir genug Zeit, uns mit der Festung zu befassen.«
    Macro sah den Präfekten an. »Ich vermute, dass Telemachos dort die Schriftrollen aufbewahrt. Wir müssen vorsichtig sein. Wir dürfen nicht riskieren, dass ein Feuer ausbricht.«
    »Da hast du recht.« Vespasian nickte. »Wir werden keine Brandbolzen abschießen, und ich werde den Marineinfanteristen strenge Anweisung erteilen, nichts in Brand zu stecken, sobald wir die Verteidigungsmauer durchbrochen haben.«
    »Kannst du ihnen denn vertrauen, Herr? Schließlich sind sie nur Marineinfanteristen und keine Legionäre. Sie sind weniger diszipliniert.«
    »Dann ist es an uns Legionären, ihnen ein Beispiel zu geben, oder, Centurio?«
    »Jawohl, Herr.«
    Macro lächelte. Vespasian hatte ein Gespür für seine Männer. Von beinahe jedem anderen Mitglied der Senatorenklasse hätte diese Bemerkung wie reine Rhetorik geklungen, um die Soldaten für sich zu gewinnen. Aber irgendwie hatte Macro den Eindruck, dass es diesem Mann ernst damit war. Vespasian hatte einen guten Draht zu seinen Soldaten. Soweit das sein hoher Rang erlaubte, hatte er das Leben und die Strapazen seiner Männer am eigenen Leib erfahren. Darum hatte die Zweite Legion Augusta ja im Britannienfeldzug so hart für ihn gekämpft und sich dabei auch einen gewissen Ruf erarbeitet. Macro begriff, dass dies der Grund für seine eigene besondere Loyalität gegenüber Vespasian war. Er war ein Mann, dem man gerne folgte.
    VespasianblicktenachdenklichaufdieKarte,undalsersichdiebreiteStirnrieb,merkteMacro,dassderKommandanterschöpftwar.MehralsjederandereManninderFlotte.DaswarwohleinedervielenBürdenseineshohenRangs.AlsVespasiandieKartegenaubetrachtete,merkteMacro,wiesehrerihnanCatoerinnerte,derebensozuendlosergeistigerArbeitneigtewiederPräfektderFlotteRavennas.EinenAugenblicklangbeneideteMacrobeideMännerumdieFähigkeitzusolchausgeklügeltenGedanken.EswareinTalent,dasmanentwederbesaßodernicht,undMacroakzeptiertevollkommen,dasserselbstnichtindieserWeisebegabtwar.FürihnwardasSoldatenhandwerkeineweitunmittelbarereErfahrung,unddasgefielihmso,auchwennesbedeutete,dasserwahrscheinlichniemalsweitüberseinengegenwärtigenRanghinausaufsteigenwürde.DieAlternative,dieendloseGedankentätigkeitvonCatoundseinesgleichen,erschienMacroeheralseinFluchdennalseinSegen.
    VespasianklopfteaufdieKarte.»Nun,wirhabensie,vorausgesetzt,wirlassendieFalleraschzuschnappen.EsgibtnureinProblem – dieAnnäherungandieseBucht.DankdirundCenturioCatokönnenwirdichtherankommen,ohnedasssieetwasmerken,abersobalddieFlottehinterdiesemBerghervorkommt,werdensieunszwangsläufigsehen.DannhabensieeineguteStundeZeit,dieSegelzusetzenundsichaufdieVerteidigungvorzubereiten.WirmüsseneineMöglichkeitfinden,näherheranzukommen,ohnedasssiedieGefahrbemerken.«
    Macro räusperte sich. »Ein nächtlicher Angriff, Herr?«
    »Nein.« Vespasian schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht infrage. Der wäre schon auf dem offenen Meer schwer genug zu koordinieren. Wir würden Schiffe an den Felsen verlieren. Die Flotte würde nur nach und nach beim Gegner eintreffen, und die Piraten würden ihre Verteidigung organisieren, bevor wir sie in ausreichender Stärke angreifen könnten, um eine realistische Aussicht auf einen Sieg zu haben. Der Angriff muss bei Tag stattfinden. Vielleicht vom Land her. Wenn wir auf der anderen Seite des Berges eine Truppe anlanden, könnte die in der Nacht über den Gipfel steigen und angreifen, sobald die Flotte in Sicht kommt.« Vespasian blickte erregt auf. »Das könnte funktionieren.«
    »Entschuldigung, Herr, aber das wird nicht

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