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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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glänzend polierte Metallplatten waren in einem bestimmten Winkel zueinander befestigt, und Cato nahm an, dass dieses Gerät zur Signalübertragung diente.
    Er ging wieder zur Schutzhütte, nahm die Speere der Wachtposten an sich und kehrte zum Felsbrocken zurück, um den Pfad zu überwachen, der beinahe eine Viertelmeile nach unten führte und dann hinter einer kleinen Felsnase verschwand, die sich aus der Bergflanke herausschob. Er stellte die Speere hinter dem Felsbrocken ab und ließ sich so nieder, dass er freie Sicht auf den Pfad hatte. So würde er sie früh genug kommen sehen. Er machte es sich beim Warten bequem und lehnte sich gegen den Fels. Die Sonne stieg hoch und badete die Welt in ihrem warmen Schein, und eine leichte Brise trieb die Wolken langsam vor sich her von der Küste weg. Nun ließ sich zum ersten Mal erkennen, wie weit man vom Berggipfel aus tatsächlich sehen konnte.
    EineZeitlangschwelgteCatoimGefühlolympischerLosgelöstheit,daserbeimBlickaufdieBuchtempfand,diesichamFußdesihmgegenüberaufragendenBergeserstreckte.WinzigeGestaltenumschwärmtendortdreiSchiffe,dieaufdenStrandgezogenwordenwaren.SiewarenaufdieSeitegelegtundmitKeilenabgestütztworden,sodasseinbeträchtlicherTeildesRumpfsfreilag.RauchkräuseltesichvonFeuern,dieweiterstrandaufwärtsbrannten,undCatonahman,dassdiePiratendieUnterseitenderSchiffemiteinerfrischenPechschichtüberzogen.SeinBlickwandertelangsamdenschmalenLandstreifenentlang,derdieFestunganseinerSpitzemitdemStrandverband:nachseinerEinschätzungdereinzigegangbareWegzudemBauwerk,dadieanderendreiSeitendurchsteileFelsklippengeschütztwaren.ZumLandhinwardieserZugangdurcheinestabilwirkendeSteinmauergesichert,ausderenTorhauseineHolzbrückeübereinenVerteidigungsgrabenragte.HinterderMauerzogsicheinDurcheinanderweißgetünchterHäuserzumhöchstenPunktdesFelsspornshinauf,woeinkleinerTurmüberdemWasseraufragte,dasamFußderKlippenschimmerte.DiePiratenmusstendieFestungeroberthaben,odervielleichtwarsieauchvorlangerZeitaufgegebenworden.SoodersohatteTelemachoseinenausgezeichnetenStützpunktausgewählt.DieserhattenurdeneinenNachteil,dasseskeinenFluchtweggab,fallseinFeinddieEinfahrtblockierte.DaheralsodieNotwendigkeiteinesBeobachtungspostens,dereinederarteindrucksvolleSichtaufdenSeewegzumPiratenstützpunktgewährte.DiePiratenbrauchteneineangemesseneVorwarnzeit,wennsierechtzeitigausderBuchtentkommenwollten.
    Als er aufs Meer hinausschaute, erblickte Cato mehrere Meilen entfernt das winzige Dreieck eines Segels; zweifellos ein Handelsschiff, das misstrauisch nach Piraten Ausschau hielt, in seliger Unwissenheit der Tatsache, dass es unmittelbar an ihrem Versteck vorbeisegelte. Plötzlich begriff er, dass die Wachtposten ohne sein und Macros Eingreifen die Passage des Handelsschiffs bereits signalisiert und damit dessen Schicksal besiegelt hätten. Er lächelte bei dem Gedanken, dass diese Beute Telemachos und seinen Piraten wohl entgehen würde.
    Als die Sonne ihren Zenit erklomm, wurde es so warm, dass Cato seinen Umhang abnahm und neben den Felsbrocken legte. Dann, kurz vor Mittag, vernahm er einen Ruf. Angespannt zog er sein Schwert, doch ihm wurde rasch klar, dass die Stimme nicht vom Hang heraufgeklungen war, sondern von der anderen Seite kam, von der Schutzhütte der Wachtposten. Cato drehte sich um und spähte über das Gipfelplateau: eine dunkle Gestalt, die sich vom Boden erhob! Catos Herz machte einen Satz. Wieder ertönte die Stimme, eine klagende Mischung aus einem Schmerzensschrei und einem Hilferuf. Cato begriff, dass es sich um den Verwundeten in der Latrinengrube handelte.
    »Verdammt!«, zischte Cato mit zusammengebissenen Zähnen. Er hätte ihn vorhin töten sollen. Jetzt wurde es höchste Zeit, bevor der Mann so weit zu sich kam, dass er zur Gefahr wurde und seine Kameraden warnen konnte. Aber Cato sah einfach nur ebenso entsetzt wie fasziniert zu, wie der Mann versuchte, aus der Grube zu klettern, aber den Halt verlor und mit einem frustrierten Schmerzensschrei wieder zurückfiel. Gleich darauf tauchte sein Kopf wieder über dem Rand auf, und er versuchte erneut, sich aus der Grube zu ziehen.
    Aus der Ferne drang ein Maultierschrei an Catos Ohren, und er riss den Blick von der Latrinengrube los und starrte den Hang hinunter. Zunächst sah er gar nichts. Dann tauchte ein Mann hinter der Felsnase auf dem Pfad auf. Er führte ein Maultier, von dem zu beiden Seiten zwei große Körbe herabhingen. Dahinter erschien ein weiteres Maultier, und dann kamen drei mit Speeren

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