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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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wie viel von dem abhing, was jetzt gleich geschah. Sollte er scheitern, würden diese Männer Alarm schlagen, und die Piraten könnten entkommen und einen neuen Stützpunkt errichten, um Handelsschiffen von dort aus erneut aufzulauern. Noch viel mehr Menschen würden sterben. Schlimmer noch, Narcissus würde seine Anstrengungen verdoppeln, die kostbaren Schriftrollen zu bergen, wie viele Matrosen und Marineinfanteristen dafür auch immer ihr Leben lassen mussten. Cato durfte nicht vor dem Kampf weglaufen. Und außerdem durfte er nicht versagen!
    Der Mann, der die Maultiere führte, kam in Sicht, und Cato schob sich zurück und packte das Ende des Türpfostens mit beiden Händen. Er stützte sich mit seinem Gewicht darauf und wartete, dass die Maultiere den Felsbrocken passierten.
    Als ihr Führer auf das Gipfelplateau trat, erblickte er Cato hinter dem Felsbrocken, und vor Überraschung blieb ihm der Mund offen stehen. Mit zusammengebissenen Zähnen und laut ächzend warf Cato sein ganzes Gewicht auf das Ende des Türpfostens. Einen Augenblick lang wankte der Felsbrocken und zermalmte das Geröll unter sich zu Kies, dann geriet er langsam in Bewegung, sammelte Schwung und polterte den Pfad hinunter. Ein lauter Schrei verstummte plötzlich, als der schwere Stein einen Piraten mit einem dumpfen Aufschlag unter sich zerquetschte. Eine tiefe Rinne im Pfad verhinderte, dass der Felsbrocken weiter den Hang hinunterrollte, und er krachte, einen kleinen Regen von Staub und Kies aufwirbelnd, auf den Boden und blieb liegen.
    Cato ergriff einen der Speere, um ihn auf den Maultiertreiber zu schleudern. Der Mann war unbewaffnet, warf die Hände hoch und schrie auf Latein: »Nein! Verschone mich! Verschone mich!«
    Cato verharrte und bemerkte die dicken, weißen Schwielen um die Handgelenke des Mannes. Dann zeigte er nach unten und brüllte: »Leg dich hin und rühr dich nicht, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Der Mann ließ den Führstrick seines Maultiers fallen und warf sich zu Boden. Das Maultier achtete nicht auf seinen Herrn und starrte einfach nur mit entsetztem Blick und geblähten Nüstern auf den Felsbrocken. Ein kurzes Stück dahinter hatte dieser dem zweiten Maultier das Rückgrat gebrochen. Das verletzte Tier lag auf der Seite und wirbelte mit den Vorderbeinen den losen Boden auf, während die zerquetschten Hinterbeine unbeweglich verharrten. Hinter dem zweiten Maultier schauten die Beine eines Piraten unter dem Felsbrocken hervor. Kopf und Oberkörper waren zu Brei zermalmt. Neben ihm saß einer seiner Gefährten und starrte entsetzt auf sein gebrochenes Bein. Scharfe, weiße Knochensplitter ragten aus der blutigen Wunde an seinem Unterschenkel.
    Der dritte Pirat war unverletzt, beim Anblick seiner Gefährten aber im ersten Moment vor Schreck erstarrt. Er erblickte Cato jedoch sofort, als dieser hinter dem Felsbrocken hervorstolperte, den Speer zum Wurf erhoben. Der Pirat zögerte nur einen Augenblick, machte kehrt und hastete strauchelnd und um sein Gleichgewicht kämpfend den Pfad hinunter.
    »Du Bastard!«, schimpfte Cato, sprang über den verletzten Piraten und nahm die Verfolgung auf. Cato wusste, dass der Pirat auf keinen Fall entkommen durfte, und jagte den steilen Pfad hinunter. Der Fliehende hatte keinen großen Vorsprung, aber Cato begriff, dass er den Mann nie einholen würde, wenn der Speer ihn behinderte. Er kam heftig keuchend zum Stehen, holte mit der Waffe aus, visierte an ihrem Schaft entlang und schleuderte sie mit aller Kraft los. Sie flog im flachen Bogen unmittelbar auf den Fliehenden zu. Gerade, als der den Kopf drehte, um sich nach seinem Verfolger umzuschauen, traf ihn die Eisenspitze unter dem linken Schulterblatt, durchschlug Fleisch und Knochen, durchbohrte sein Herz und brach bei der Brust wieder hervor. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn schräg nach vorn, und er überschlug sich mehrmals, bevor er als lebloser Haufen am Hang liegen blieb.
    Cato beugte sich vor, legte die Hände auf die Knie und schöpfte Atem. Dann ging er zu dem Hingestreckten, um sich zu vergewissern, dass der Mann tot war. Starre Augen stierten zum Himmel hinauf, und keinerlei Bewegung verriet irgendein Anzeichen von Leben. Als Cato sich wieder nach oben umdrehte, ertönte ein schriller Schrei. Der verletzte Pirat versuchte, sich gegen den Maultiertreiber zu wehren. Letzterer hatte einen schweren Stein genommen und schmetterte ihn auf den Kopf des Piraten nieder. Dieser brach stöhnend auf dem Pfad zusammen. Der

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