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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Männer, die sie ihrem Tod entgegenführten. So sah es aus, und Cato empfand die hilflose Wut eines Menschen, dessen Leben, fast bevor es richtig begonnen hatte, dazu verdammt war, bedeutungslos zu enden. Er blickte zum Anführer des Kommandos auf.
    »Wohin bringt ihr uns?«
    »Das habe ich schon gesagt, Herr. Narcissus möchte euch sehen.«
    Cato lächelte. Zweifellos wünschte der Kaiserliche Sekretär Gelegenheit, ihnen Lebewohl zu sagen, damit sie genau wussten, wem sie ihr Schicksal zu verdanken hatten. Typisch Narcissus! Wie klein der Triumph auch war, er musste ihn persönlich auskosten. Mit etwas mehr Abstand hätte Cato voll Neugier über die Charakterschwäche einer derart unsicheren Persönlichkeit nachgedacht, doch da sein Tod nun unmittelbar bevorzustehen schien, hatte er nur noch Hass und Verzweiflung im Herzen.
    »Dann also bitte auf die Beine, Herr. Ich habe heute Morgen viel zu tun; da warten noch ein paar andere Termine auf mich. Wenn ihr also so freundlich wärt … ?«
    Cato erhob sich wachsam von seinem Strohsack, den Kopf voll Gedanken an Kampf und Flucht. Er fragte sich, ob die Prätorianer an Ort und Stelle mit ihm und Macro Schluss machen würden. Aber dann müssten sie die Leichen fortschaffen. Das würde ihnen nicht gefallen. Viel einfacher, man ließ die Opfer sich selbst fortschaffen, bevor man sie umbrachte. Sorgfältig darauf bedacht, den Prätorianern nicht den Rücken zuzukehren, zog Cato seine Stiefel an und schnürte sie. Dann packte er Kleider und Ausrüstung in seine Decke. Macro tat auf der anderen Seite des Raums dasselbe. Viel blieb nicht zurück: ein paar Essensreste und das eine oder andere Kleidungsstück, das zum Flicken bereitlag. Es verwunderte Cato, dass die Prätorianer sie ihre Habseligkeiten zusammenpacken ließen, bis ihm der Gedanke kam, dass die weltlichen Güter der beiden Centurionen in der Kaserne der Gardisten einen schönen Preis einbringen mochten.
    Cato schlug seine Decke um seine Sachen, band die Enden zusammen und hängte den Knoten über das Ende seiner Tragestange. Als Macro fertig war, trat er zu Cato, der ein Stück von den wartenden Prätorianern entfernt stand.
    Er blickte auf seinen Stiefel hinunter, als überprüfte er seine Riemen, und flüsterte: »Meinst du, wir sollten versuchen zu fliehen?«
    »Nein.«
    Der Prätorianer lächelte, da er die Bemerkung erahnte, obgleich er sie nicht gehört hatte. »Bitte, tut nichts Unvernünftiges. Ich und meine Männer, wir haben massenhaft Erfahrung im Eskortieren von Leuten.«
    »Von Gefangenen, meinst du wohl«, knurrte Macro.
    Der Prätorianer zuckte mit den Schultern. »Leute, Gefangene, für uns ist das ein und dasselbe, Herr. Wir holen einfach nur ab und übergeben. Es gibt andere, die sich um die unangenehmen Dinge kümmern. Ich rate dir einfach nur, keinen Fluchtversuch zu machen. Das wäre für uns beide unerfreulich, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Macro starrte ihn wütend an. »Ich würde es wesentlich besser verstehen, wenn du nicht so um den heißen Brei herumreden würdest. In der Legion nennen wir einen Spaten einen Spaten. Dort haben wir mit den wirklich unangenehmen Dingen zu tun.«
    »Aber wir sind hier nicht in der Legion, oder, Herr? In Rom erledigt man die Dinge mit mehr Stil.«
    »Tot ist tot, Junge. Das lässt sich nicht kaschieren.«
    »Du würdest staunen, was hier alles kaschiert wird.« Der Prätorianer lächelte kühl, trat zur Seite und wies zur Tür. »Und jetzt, meine Herren, wenn ihr so freundlich wärt … «
    ZweiPrätorianermitgezogenenSchwerternvorsich,zweihintersich,stiegendieCenturionendieengeTreppehinunterundgelangtenindasTreppenhausimErdgeschossdesMietshauses.NachdemdiePrätorianerdasGebäudebetretenhatten,hattesichdraußeneinekleineMengeSchaulustigerversammelt.AlsdieGefangenenmitihrerWachmannschaftaufdiegepflasterteStraßestapften,kamVelinaausderBäckerei.IhreAugenweitetensichvorErstaunen,alssieCatoundMacromitihrenBündelnbeladenerblickte.SietratvordenvorderstenPrätorianer.
    »Cato! Was geschieht hier?«
    »Aus dem Weg, meine Dame!«, blaffte einer der Wachleute sie an.
    Velina blickte an seiner Schulter vorbei. »Cato?«
    Sie versuchte sich vorbeizudrängen, doch der Wachmann packte sie am Arm und stieß sie rückwärts gegen die Wand des Mietshauses. Dann marschierten die Prätorianer mit ihren Gefangenen davon.
    Sie betraten den Palast durch einen der Dienstboteneingänge, der fern aller geschäftigen Hauptstraßen auf eine schmale Nebengasse hinausführte.

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