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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Cato erinnerte sich, dass er die schmale Pforte in seiner Kindheit, die er in den Dienstbotenquartieren des Palasts verbracht hatte, etliche Male benutzt hatte. Es waren nur wenige Menschen in der Nähe, die sahen, wie sie hineingebracht wurden, und Cato begriff, wie leicht es dadurch wurde, Leute einfach verschwinden zu lassen. Nachdem sie die am Eingang postierten Wachen passiert hatten, führten die Prätorianer sie durch einen Korridor zu einem Treppenhaus, und dann stiegen sie in der Mitte des Kaiserpalasts nach oben.
    Cato wandte sich an den Anführer: »Du bringst uns dann also nicht in die Zellen?«
    Der Mann zog die Augenbrauen hoch. »Wie du siehst.« Dann gab er nach und entspannte die strengen Gesichtszüge einen Augenblick. »Schau, Herr, wir haben den Auftrag erhalten, euch zu Narcissus zu bringen. Weitere Befehle in Bezug auf euch beide haben wir nicht.«
    »Ihr hattet also nicht den Auftrag, uns zu unserer Hinrichtung abzuführen?«
    »Nein, Herr. Einfach nur, euch zu Narcissus zu bringen. Das ist alles. Falls er entscheidet, dass mit euch Schluss ist, na ja, dann ist das etwas anderes, und vielleicht müssen wir euch dann zu den Leuten bringen, die so was erledigen.«
    »Oh … « Cato betrachtete den Mann genauer und fragte sich, wie er so gelassen mit seinen Pflichten umgehen konnte. Nun, vielleicht hatten die Prätorianer sich einfach daran gewöhnt. Cato erinnerte sich, dass die Prätorianergarde während der dreijährigen Herrschaft Kaiser Caligulas alle Hände voll damit zu tun gehabt hatte, Menschen festzunehmen und hinzurichten.
    Nach vier Treppen traten sie auf einen weiten Korridor, dessen Boden ein reich verziertes Mosaik schmückte. Durch große Fenster hoch oben in den Wänden fiel Licht ein. Cato war noch nie in diesem Korridor gewesen, und als er spürte, wie ein warmer Luftstrom an seinen Beinen heraufstieg, wurde ihm klar, dass der Boden beheizt sein musste.
    Macro spitzte die Lippen. »Der gute Narcissus versteht es zu leben.«
    Die Centurionen und ihre Bewacher marschierten durch den Korridor zu einer eindrucksvollen Tür von doppelter Mannshöhe. Zu beiden Seiten der Tür stand ein Prätorianer, und links in einer Nische saß ein Sekretär an einem großen Walnussschreibtisch. Er trug eine elegante, weiche Wolltunika und blickte beim Klang der hallenden Schritte auf. Der Anführer des Kommandos nickte ihm zu.
    »Die Centurionen Macro und Cato, wie vom Kaiserlichen Sekretär befohlen.«
    »Er hat eine Besprechung mit dem Kaiser. Ihr müsst warten. Dort drüben.« Er zeigte mit seinem Griffel auf die Wand gegenüber, wo gepolsterte Bänke eine weitere Nische säumten. Die Gruppe ging hinüber, und die beiden Centurionen setzten dankbar ihre Bündel ab und nahmen Platz. Je zwei Prätorianer stellten sich links und rechts von ihnen auf. Im nüchternen Bürokorridor des Kaiserlichen Sekretärs war Macro sein unrasiertes, zerschlagenes Gesicht peinlich. Er warf einen Blick zu Cato hinüber und sah, dass sein Freund mutlos auf den Mosaikboden starrte, vollkommen in sein Elend versunken.
    Die Besprechung des Kaiserlichen Sekretärs mit Kaiser Claudius hörte gar nicht mehr auf. Als die Sonne über der riesigen Stadt emporstieg, glitten ihre Lichtstrahlen langsam die Korridorwände hinunter und badeten schließlich die Gefangenen und ihre Eskorte in ihrem warmen goldenen Schein. Macro lehnte sich zurück und schloss die Augen. Trotz ihrer misslichen Lage genoss er die beruhigende Wärme und das orangerote Schimmern des Sonnenlichts durch seine Augenlider. So überhörte er das leise Knarren der Tür, als diese endlich aufging. Die Prätorianer nahmen Haltung an, und der Sekretär sprang auf und verbeugte sich. Cato stand schnell auf, doch bevor er Macro wach rütteln konnte, traten der römische Kaiser und sein treuester und bewährtester Diener Narcissus in den Korridor hinaus.
    »D-d-du hältst das also wirklich für so wichtig?«
    »Ja, Caesar.« Narcissus nickte nachdrücklich. »Sie sind ein bedeutender Bestandteil deines Werks. Wenn sie fehlen, wird die Nachwelt für immer ärmer sein.«
    Kaiser Claudius sah ihn mit aufgerissenen Augen an, und sein Kopf zuckte heftig. »Wirklich? G-glaubst du das wirklich?«
    »Ja, Caesar. Ohne jede Frage.«
    »Na ja, wenn du es so ausdrückst, w-w-was soll ich da sagen? Ich hatte gedacht, meine als K-k-kind verfassten Gedichte seien vielleicht nicht das Richtige für eine Autobiografie.« Er lächelte, zuckte und drückte Narcissus’ Arm. »Aber du

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