Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Maximus.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher, verdammt noch mal. Er hat mich direkt angeschaut. Er hat mir sogar zugewinkt. Danach hat er ein paar Männer hinter mir hergeschickt. Was meinst du wohl, warum ich so schnell von dort verschwinden musste?«
    Macro zuckte mit den Schultern. »Das hatte ich mich auch schon gefragt. Und was machen wir jetzt?«
    »Das ist die Frage. Das Problem ist nur, dass es keine Antwort darauf gibt. Wir können nicht die Flucht ergreifen. Mit Sicherheit hält man an den Stadttoren nach uns Ausschau. Und wir können nicht in Rom untertauchen. Nicht ohne Geld.«
    In dieser Nacht lag Cato auf der Seite und starrte die Wand an, die so nahe war, dass er in dem Mondlicht, das durch den zerbrochenen Fensterladen einfiel, seinen Atem auf dem rissigen Verputz glitzern sehen konnte. Er war erschöpfter als seit vielen Monaten, doch die Gedanken an die Ereignisse des Tages kreisten unablässig durch seinen Kopf. Die Ungewissheit bezüglich seiner Zukunft, die ihn seit seiner Rückkehr nach Rom gequält hatte, wirkte im Vergleich zur Verzweiflung, die seine gegenwärtige Situation in ihm hervorrief, ganz unbedeutend. Jetzt konnte nur ein Wunder sie noch retten. Von solchen Gedanken gequält, lag er reglos da und starrte auf die Wand, stundenlang, so kam es ihm vor. Macro war wie üblich in tiefen Schlaf gesunken, sobald er den Kopf auf den Strohsack gelegt hatte, und von seinem Schnarchen wackelten die Wände. Kurze Zeit überlegte Cato, zur anderen Seite des Zimmers zu gehen und Macro auf die Seite zu wälzen, aber dann hätte er das warme Nest verlassen müssen, das unter seiner Tunika, seinem Armeeumhang und seiner Decke entstanden war. Daher ertrug er den Lärm lieber, gewöhnte sich daran und schlief schließlich ein.
    Ein Krachen riss ihn aus dem Schlaf. Es war kurz nach der Morgendämmerung, und das Zimmer war im kümmerlich hereinsickernden grauen Licht gut erkennbar. Cato setzte sich auf und wandte sich gerade in dem Augenblick zum Eingang, als der eiserne Türriegel aus seiner Verankerung sprang und das verwitterte Holz der Tür nach innen flog und heftig gegen die Wand krachte, von der der Verputz in einer Wolke herabschwebte.
    »Was beim Hades … ?« Macro hob den Kopf, als vier schwer gepanzerte Soldaten mit gezogenen Schwertern in den Raum stapften.
    »Bleibt, wo ihr seid!«, rief einer der Männer und hob die Klinge gerade hoch genug, um der Drohung Nachdruck zu verleihen. Cato und Macro erstarrten, und der Mann senkte sein Schwert und wandte sich in einem offizielleren Tonfall an sie.
    »Die Centurionen Macro und Cato?«
    Cato nickte.
    »Narcissus möchte euch sehen.«

KAPITEL 6
    U nsinn!«, brüllte Macro und fuhr mit dem Arm zu der Stelle hinüber, wo sein Schwert an der Wand lag. Der Prätorianer reagierte sofort und trat Macro mit dem Stiefel aufs Handgelenk. Macro keuchte auf, als die Eisennägel sich in sein Fleisch bohrten, doch bevor er noch ein Wort sagen konnte, spürte er eine Schwertspitze an der Kehle.
    »Ich würde das wirklich nicht tun, Herr«, sagte der Prätorianer ganz vernünftig. »Du bist in der Minderzahl, du liegst auf dem Boden und du wärst tot, bevor du auch nur das Schwert an dich ziehen könntest. Mach uns also keinen Ärger.« Er ließ seine Worte wirken, und als Macro nickte, hob er langsam den Stiefel hoch, hielt seine Schwertspitze aber immer noch Macro an die Kehle. Ohne den Blick vom Centurio zu wenden, erteilte er einen Befehl. »Frontinus, hol ihre Waffen.«
    Einer seiner Männer nahm die Schwerter und Dolche der beiden Offiziere an sich. Erst als er den Raum verlassen hatte, zog der Anführer des Kommandos die Waffe zurück und trat von Macro weg.
    »Zieht euch an. Und packt eure Ausrüstung zusammen.«
    Cato runzelte die Stirn. »Unsere Ausrüstung?«
    »Ja, Herr, Ihr werdet wohl leider nicht wieder hierher zurückkommen.«
    Cato spürte, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Er war wie betäubt. So war es also, wenn man zu seiner Hinrichtung abgeführt wurde. Ein freundschaftlicher Besuch der Handlanger des Kaiserlichen Sekretärs, und zwei weitere Namen waren aus den Geschichtsbüchern gestrichen. Fast hätte er laut herausgelacht, als er merkte, wie anmaßend dieser Gedanke war. Er und Macro waren noch nicht einmal eine Fußnote wert. Zwei unbedeutende Statisten in einem Theaterstück der Provinz, das traf die Sache schon eher. Sie waren dazu verurteilt, vergessen zu werden, selbst noch in der Lebenszeit eben der

Weitere Kostenlose Bücher