Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
hinauf. Er registrierte im Augenwinkel, wie Gorum ängstlich aufschreiend im Wald verschwand.
Witternd prüfte der Garone die Umgebung. Dann brüllte er abermals und raste auf die Gruppe aus Wölfen und Mensch zu.
Ein dunkler Schatten huschte an Jason vorbei. Der Wolf war über ihn hinweggesprungen und stellte sich dem Angreifer tief grollend in den Weg.
Jason ergriff das Junge und taumelte an den Rand der Lichtung zurück. Mit zitternden Armen beobachtete er, wie sich Wolf und Garone mit gesenkten Häuptern umrundeten. Beide zeigten ihre Zähne, beide knurrten bedrohlich. Wobei der Garone um einiges lauter knurrte.
Jason wog die Chancen eines Kampfes ab und verlor jede Hoffnung. Zwar war der Wolf so groß wie ein Pferd, eindeutig muskulös und mit scharfen Fängen ausgestattet. Aber der Garone überragte ihn deutlich, war mehr als doppelt so breit und sein Maul schien ein Werkzeug des Todes zu sein.
Doch Moment. Der Garone humpelte. Er zog eines seiner sechs Beine hinter sich her. Vielleicht hatte er auf seinem Weg mit einem anderen Tier kämpfen müssen. Ob das dem Wolf zum Vorteil gereichen würde?
Gleichzeitig gingen beide aufeinander los. Sie richteten sich auf und versuchten, einander die Kehlen zu zerreißen. Der große Wolf musste vorsichtiger zu Werke gehen. Ein Hieb von der Tatze des Garonen und es wäre aus mit ihm.
Da kam der Schlag, wie aus dem Nichts prangte das Monstrum nach dem Kopf des Wolfes. Blitzartig duckte dieser sich und wollte sofort nach dem Bauch des Garonen schnappen. Doch seine Schnauze stieß gegen harten Widerstand. Unter dem Fell schien der Garone eine zweite Panzerung zu besitzen. Pfeilschnell rollte der Wolf sich ab und entging so erneut einem Prankenschlag.
Wieder umrundeten sich die Kämpfenden. Der Garone wurde mutiger. Immer wieder zuckte er für einen Scheinangriff nach vorne, der Wolf beließ es vorerst beim Zurückweichen. Er suchte offensichtlich nach einer schwachen Stelle.
Dabei zeigte sich ein Vorteil des Wolfes. Jason staunte, wie grazil sich sein Beschützer bewegen konnte. Die Vorstöße des Garonen wirkten grob und kraftstrotzend. Der Wolf tänzelte eher wie sein Kung-Fu-Meister.
Jason hörte hinter sich ein ängstliches Geschnaube. Er drehte sich um und sah, dass sich Gorum mit seinen Zügeln in einem Baum am Rand der Lichtung verfangen hatte und nicht weiter kam. Ängstlich zerrte er an den Fesseln. Jason erinnerte sich an ein Erlebnis, wo ein Pferd bei so einem Befreiungsversuch sein linkes Auge verloren hatte. Aber er durfte Gorum im Moment nicht helfen.
Plötzlich winselte das Wolfsjunge in seinem Arm laut auf. Jason riss seinen Kopf rum und sah gerade noch, wie der Wolf unsanft auf einer Seite landete. Er schien einen Volltreffer abbekommen zu haben und blieb japsend auf der Seite liegen. Triumphierend richtete sich der Garone auf seinen vier Hinterläufen auf, legte den Kopf in den Nacken und brüllte zum Sternenhimmel. Das Gras vibrierte unter dem infernalischen Lärm.
Jason setzte das Wölfchen ab, sprang auf und schrie nach dem Garonen. Dieser ließ sich zurück auf die Vorderbeine fallen und wendete sich ihm drohend zu. Langsam schritt er näher. Das Wolfsjunge verkroch sich hinter Jasons Beinen.
Da landete der Wolf mit einem Riesensatz auf dem Rücken des Garonen und schnappte blitzartig nach dessen Hals. Er bekam aber nur die Mähne zu fassen und wurde mit einem kurzen Zucken des Garonennackens hinuntergeschleudert. Der Garone setze nach und versuchte seinerseits nach der Kehle des Wolfes zu schnappen. Er erwischte ihn mit seinen fingerlangen Hauern an der Schulter.
Jason sah, wie sich glänzende Flüssigkeit auf dem Fell des Wolfes ausbreitete. Dennoch knurrte das verletzte Tier den Garonen drohend an, umrundete ihn schon wieder lauernd. Dabei japste er lautstark hechelnd nach Atem. Jason war gerührt von so viel Aufopferung und Tapferkeit. Aber eines war ihm jetzt klar: Der Wolf hatte keine Chance gegen das gepanzerte Untier, obwohl er unbeirrt seine Möglichkeiten zum Angriff suchte. Tränen traten in Jasons Augen. Eigentlich müsste er nun mit Gorum fliehen, nach seinem Sieg würde der Garone auf ihn losgehen. Doch er konnte den Wolf nicht alleine lassen. Außerdem schaffte es sein Hengst ohnehin nicht mehr weit.
***
Bester Laune schritt Mandratan die Stufen hinab. In seine Höhle. Die ‚Quellkammer‘, wie er sie selbst gerne nannte. Gut fünfzehn Jahre war es nun her, als er in einem verfallenen Buch der Burgbibliothek Hinweise auf
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