Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
den versteckten Zugang entdeckt hatte. Es war der entscheidendste Tag seines Lebens gewesen. Und er wusste dieses Geschenk zu nutzen.
Seine Mutter hatte ihm den Weg gewiesen. Aus tiefer Trauer über ihren Tod hatte er sie damals vor fast 30 Jahren in einem gläsernen Sarg aufbahren lassen und sich in die hinterste Ecke von Burg Saranam zurückgezogen. Dort war er kraftlos zusammengebrochen und wollte nur noch sterben. Doch Mutter hatte ihn zurückgeholt und als Geist von innen gegen den geheimen Zugang zur Quellkammer geklopft. Vielleicht war es auch Gott Gramon selbst gewesen. Mandratan wusste es nicht. Aber er war dem Hinweis nachgegangen und hatte seine Macht gefunden.
Voller Genuss erinnerte er sich, wie sein erster Test der eisblauen Pyramide darin bestand, fünf Soldaten auf einen Streich zu töten! Der anschließende Protest des Heeresführers hatte ihm nur ein müdes Lächeln entlockt. Der Mann hatte sein Todesurteil mit seinen aufmüpfigen Worten selbst unterschrieben.
Mit der Kraft der Pyramide besaß er den Mut, seiner Vorsehung zu folgen. Er war unübersehbar von Gott Gramon gesegnet. Sein Vater hätte das einsehen sollen. Dessen Tod war bedauerlich, aber eindeutig vom Schicksal vorherbestimmt. Mutter hatte ihm das in seinen Träumen erläutert.
Die ganze Burg Saranam lag über dem Eingang zur Quellkammer. Nur er durfte hier herunter. Keinem würde er offenbaren, was am Ende der verwinkelten Gänge verborgen lag.
Schon von Weitem tauchten die weißen Blitze des Silberzinkens den Höhlenweg in zittriges Licht. Freudige Erwartung stieg in ihm auf. Hastig eilte er den glitschigen Weg entlang. Seine schulterlangen Haare wippten aufwallend hinter ihm her. Es hallte um ihn herum, wenn er mit der Limarpyramide gegen seine dunkelbraune Rüstung schlug.
Endlich lag er vor ihm, der Garant seiner Macht. Von feinen Blitzen umzuckt quoll ein silberner Felszipfel hüfthoch aus dem Sinithboden der Höhle empor. Darauf hatte er sie damals gefunden, die machtvolle Pyramide, die gewaltige Mengen an Limar speichern konnte. Und die dafür notwendige Limarquelle gleich mit.
Sanft strich Mandratan mit der Pyramide über den blitzenden Fels. Er vermutete, dass hier eine Lebensader des Planeten an die Oberfläche stieß. Die Pyramide war in der Lage, diese Energie aus dem Silberzinken abzuzapfen und zu verwahren. Erst vor einigen Monaten konnte er ihr Speichervermögen um ein Vielfaches steigern. Da wusste er, dass sein Traum von der Herrschaft über ganz Tandoran in Erfüllung gehen würde. Gegen diese Macht würden die Kunststückchen des Lichtrates wie Wasser an einem Stein verpuffen. Mit einem leisen Gebet dankte er Mansil für seine wegweisenden Worte. Mandratan, der Erste in Paraduja, gleichauf mit Mansil, gottgleich in seinen Möglichkeiten. So hatte es der Begnadete in seinen Lehren versprochen. Wenn seine Mutter dies doch nur mit ansehen könnte, sie hatte immer gewusst, dass er etwas Besonderes war.
In Paraduja werden wir uns wiedersehen, Mutter!
Er belächelte das Gerede der Limarten von Seelen und ihrer spirituellen Weiterentwicklung. Die würden sehen, wohin ihre gefühlsduselige Philosophie sie bringt: unter seine Knute oder gleich in den Tod. Nachher würde er den Schulspion mit seinem Geistkörper aufsuchen. Er wollte endlich hören, dass der Strohhalm, an den sich der Lichtrat klammerte - diese leidige Prophezeiung und die Ausgeburt seines Bruders - endgültig zerbrochen war. Diese Geistreisen kosteten ihn Kraft, viel Kraft. Darum war er hier.
Er würde richtig auftanken.
Vorsichtig führte er die Spitze der Pyramide an die wabernde Öffnung der Ader. Leise klickend füllten sich die Pyramidenspeicher mit Limar. Im Anschluss wendete er zusätzlich seine neu gefundene Technik an und zog im Geiste an dem Limarstrom aus den Tiefen von Tandoran. Die flüssige, limargetränkte Masse quoll die Pyramide empor und er wurde von euphorisierenden Kraftwellen durchlaufen. Einige Sekunden hielt er dem stand und taumelte dann erschöpft zurück. Schwer atmend hockte er sich auf einen Felsen. Das flackernde Strahlen der Pyramidenspitze beruhigte sich und verglomm.
Mit diesen Energiemassen war es ihm gelungen, die Sayloqsteine so zu manipulieren, dass auch der Wille der stärksten Tiere gebrochen wird. Seine Möglichkeiten erfuhren dadurch eine gewaltige Ausdehnung. Mandratan wusste bereits seit einigen Wochen, dass dies Vorgehen dem Planeten Kraft entzog und die Pflanzen der Nordlande darunter litten. Die Ernten
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