Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
„Callum?“
„Ja?“
„Vielleicht hätten wir unsere Abneigung gegen den Geruch doch ernster nehmen und nicht einfach akzeptieren sollen.“ Mit einem leichten Grinsen blickte Jason ihn an.
Callum linste zu Rhodon, der gemeinsam mit den anderen Soldaten unermüdlich auf die Ausläufer der Desmodromia einschlug. „Ja, ja, mag sein, du könntest recht haben. Auch für diese Regel gilt: Sie ist nur innerhalb gewisser Grenzen gültig. Wie bei allem im Leben. Andererseits ... ich wollte ohnehin nicht durch diese Dschungelhölle reiten. Wer wagt, kommt manchmal auch dabei um.“ Mit diesen Worten schwang er sich aufs Pferd und schloss zu Hauptmann Meilon auf.
***
Shalyna ritt an Jasons Seite und fragte: „Na, wie gefällt dir das Leben auf Tandoran nach solch einem Erlebnis? So im Vergleich zur Erde?“
Jason war von der frischen Freundlichkeit verwirrt. „Warst du denn schon einmal in meiner Welt?“, wollte er wissen.
Shalyna schüttelte das lange Haar. Sie umfasste den grünen Opal, der an einer engen Kette um ihren Hals befestigt war. „Ich würde gerne nach meiner Ausbildung das Sternentor durchreisen. Aber das ist ja nun nicht mehr möglich, da wir den Torstein nicht länger besitzen. Und der Rest des Goldwassers wird wohl für dich draufgehen.“
Jason rüttelte traurig an seiner Trinkflasche, welche das wertvolle Getränk enthielt. „Ja, echt schade. Auch ich werde dann von hier verschwinden müssen. Tandoran ist so anders als die Erde, viel ... lebendiger. Ich fühle intensiver, empfinde mehr, kann das Leben direkt spüren, in den Tieren, bei anderen Menschen und der ganzen Natur.“ Seine Stimme hatte sich mit jedem Wort begeisterter angehört. Strahlend blickte er zu Shalyna, die ihm zum Dank eines ihrer leuchtenden Lächeln schenkte.
„Na ja, mach deine Welt nicht kleiner, als sie ist. Die technischen Errungenschaften, die Autos, die Flugzeuge, die Weltraumschiffe, die Computer - das hört sich für mich auch faszinierend an. Ich würde so gerne einmal in einen Kinofilm gehen.“ Ihre Augen blitzten vor Neugier. „Und ist es nicht dort am schönsten, wo unsere Lieben sind, unsere Familie und Freunde?“
Ein Schmerz biss Jason ins Herz. Seine Lieben . Er bestätigte: „Da hast du natürlich recht.“
Bestimmt leben ihre Eltern noch. Ihr bester Freund. Bei mir nicht , dachte er neidisch.
Tapfer fuhr er fort: „Ich habe schon immer Tiere geliebt. Meist häng ich auf einem Reiterhof rum, bei dem ich in den Ferien arbeite. Ich träume von einem riesigen Hof, auf dem ausgemusterte Pferde in Ruhe alt werden dürfen.“ Verstohlen schaute er rüber zu Shalyna, die ihn interessiert anblickte. „Was möchtest du tun, wenn du mit der Limartenausbildung fertig bist?“
Shalyna wandte ihren Oberkörper wieder in Richtung des Weges. Jason schien, als kämpfe sie darum, ihr Gesicht unter Kontrolle zu haben. Unsicherheit huschte über das hübsche Antlitz. Sie antwortete: „Ich liebe es, mich mit Kindern zu beschäftigen. In Sapienta habe ich ‘ne Menge Zeit mit der Erforschung und Verbesserung von Sayloqsteinen verbracht. Es war toll zu erleben, wenn die Kinder nach einer Veränderung einen Wissensstoff leichter oder schneller kapiert haben. Ich unterrichte auch gerne Sport bei den Kleinen. In den letzten Jahren stehen meist Kampfübungen auf dem Lehrplan, wegen diesem verfluchten Mandratan. Doch wenn das Wetter schön ist, habe ich immer viel Spaß mit den Spielen auf dem Übungsplatz gehabt. Ich glaube, die Arbeit als Lehrerin würde mich glücklich machen.“
Jason erinnerte sich an einen seiner ersten Tage, als er Shalyna heimlich bei ihren Übungen mit Callum beobachtet hatte. Dass sie auch selbst unterrichtete, war ihm bisher neu gewesen.
„Aber du bist doch auch noch Schülerin. Wieso gibst du schon Schulstunden?“, wunderte er sich.
Shalyna lachte. „Richtig. Auf der Erde ist das ja klar getrennt. Bei uns muss man bereits nach einem Jahr den Jüngeren beim Stoff helfen. Lehren lehrt, heißt es dazu.“ Ihre Miene verfinsterte sich, irgendetwas musste ihr bei diesem Thema schlechte Laune bereiten.
Vorsichtig fragte er: „Aber ... wo liegt das Problem? Du wirst Lehrerin und alles ist gut!“
Shalyna fühlte sich ertappt und schaute ihn schief an. „Du bist nicht schlecht, Jason Lazar. Callum hat recht, du fühlst mehr als andere.“ Traurig blickte sie wieder nach vorne. „Ich wäre gerne Lehrerin, aber ich werde wohl etwas anderes machen müssen, und ...“, sie nahm die Zügel
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