Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
hervor und schniefte kräftig hinein. Dann blickte Sie wieder zu Allando.
Diesem schien bewusst zu werden, was der Tod von Franka für ihr Kommen bedeutete. „Nun ja, das ändert einiges. Dann müssen wir nur noch für Jason eine Lösung finden. Wissen Sie, ...“
***
Jason hockte auf dem Rand der Badewanne im oberen Stockwerk. In dem kleinen Bad roch es nach feuchtem Handtuch und die Luft war trotz des gekippten Fensters erdrückend warm. Seit fünf Minuten starrte er bereits auf die Waage unter dem Waschbecken. Mehrfach hatte er sich in den Arm gekniffen, die Einkerbung in der Haut verschwand schon nicht mehr. Sein Gehirn weigerte sich, das eben gehörte zu akzeptieren.
Von einem anderen Planeten. Diamanten, die Blitze schleudern. Schwerter. Was kommt als Nächstes? Ein Raumschiff?
Jason nahm seine Jeans, die er gestern Abend über die Wanne geworfen hatte. Aus der hinteren Hosentasche zog er ein zerknittertes Foto von seinem Vater heraus. Es handelte sich um eine der letzten Aufnahmen, unmittelbar aufgenommen vor Ethans Verschwinden. Das Bild zeigte seinen Vater, wie er den kleinen Jason beim Kopfstand hielt. Es war in ihrem Urlaub in den Pyrenäen geschossen worden.
Die ersten Jahre seines Lebens schienen Jason in der Erinnerung wie ein Paradies. Sie lebten zurückgezogen in einem einsamen Försterhaus, 30 Kilometer nördlich von hier. Sein Vater war hin und wieder für mehrere Monate verreist, die meiste Zeit aber daheim gewesen und hatte währenddessen viel mit Jason unternommen und gespielt.
Jason erinnerte sich sogar noch an die gemeinsamen Ferienausflüge aus dieser Zeit. Sie waren oft in den Bergen gewandert, häufig musste ihn sein Vater tragen. Wenn sie auf einen See stießen, sprang die ganze Familie nackt hinein. Sie tobten bis zur Erschöpfung, so kam es Jason zumindest im Rückblick vor. Abends wurden ihm lange Geschichten erzählt. Märchen, von einem Jungen aus einer anderen Welt. Er wusste noch, dass in dieser Welt zwei Sonnen am Himmel standen. Es gab riesige Bäume, unbezähmbare Tiere, und lauter Menschen mit den unglaublichsten Fähigkeiten zogen durchs Land.
Jason ging mit dem Foto in sein Zimmer, legte es auf den Schreibtisch und wechselte Shirt und Hose. Der Boden um ihn herum war übersät mit Holzspänen. Schnitzen war ein Hobby von ihm. Sein Geist wurde dabei völlig ruhig. Manchmal schnitzte er stundenlang und konnte sich nicht daran erinnern, über irgendetwas nachgedacht zu haben. Seit dem Tod von Ben hatte er Dutzende von Figuren geschaffen. Beim Schnitzen schwiegen auch die Gedanken an den Tod von Ben.
Mit beiden Armen stützte Jason sich auf den Rand seines Bettes und atmete seufzend aus. Er musste mehr erfahren.
***
„Ich will alles wissen!“
Jason fixierte mit seinem Blick Orman Allando. Das mochte jetzt nicht die freundlichste Aufforderung sein, aber das war ihm momentan egal.
„Was ist Tandoran und was hat mein Vater dort gemacht?“
Mit verschränkten Armen stand Jason vor dem Stuhl des Meisters.
„Jason, ich hätte es dir erzählt.“ Margas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Aber ich konnte doch nicht gegen Frankas Wünsche handeln.“
Jasons blickte unverwandt auf Allando und sagte nur: „Ich höre.“
„Jason, deine Mutter wollte nicht ...“, flehte Marga, „Weißt du, Jason, wenn du so alt bist wie ich, wirst du erkennen, wie zerbrechlich das Leben sein kann. Warum etwas so Wertvolles nur für das Wissen um die eigene Herkunft riskieren?“
Wütend drehte sich Jason zu ihr: „Ja, Oma. Aber ich sollte doch wohl entscheiden, was mein Leben wertvoll macht, oder?“
Er wendete sich wieder zu Callum und Allando: „Nochmals: Ich will alles wissen.“
Meister Allando schaute fragend zu Oma Lazar. Diese blickte traurig zu Boden. Ihr knappes Nicken deutete er als Einverständnis.
„Natürlich, Jason. Aber es ist eine längere Geschichte. Willst du dich nicht setzen? Für einen älteren Mann ist es ein wenig mühsam, immer hochschauen zu müssen. Und Frau Lazar“, Allando schwenkte zur Oma, „besitzen Sie eine Waffe? Leider ist Jason hier nicht mehr sicher. Der dunkle Kaiser hat seine Lakaien ausgesendet, ihn zu entführen. Etwas zur Verteidigung könnten wir gut gebrauchen. Nur zur Sicherheit selbstverständlich.“
Marga blickte ihn unsicher an. „Eine alte Schrotflinte, ich weiß aber nicht, ob sie noch funktioniert.“
„Wir sollten sie holen.“
Jason lief ins Haus. Kurz darauf kam er mit einem angerosteten, breitläufigen Gewehr
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