Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Reise, Jason. Und dabei scheint es um dich zu gehen.“ Allando tauschte einen Blick mit Callum. „Dabei geht es um eine Prophezeiung, die uns Rätsel aufgibt. Doch Callum, erzähle du, schließlich warst du dabei, als es passierte.“ Lächelnd schaute Allando in Callums sonnengebräuntes Gesicht.
Callum schluckte noch rasch zwei seiner Glückspastillen hinunter. „Gerne, Meister. Wo fange ich an?“ Callum blickte nachdenklich nach unten und zog dabei seine rotbraunen Locken gerade. „Zuerst muss man wissen, dass die Schule der tausend Lichter in Sapienta vor unseren ersten schriftlichen Aufzeichnungen erbaut wurde. Keiner weiß, wie alt sie ist. Die Gebäude auf Tandoran halten etwas länger als hier.“ Callum zwinkerte in Jasons Richtung. „Vor 16 Tagen arbeitete ich mit einigen anderen Aspiranten in einer Bibliothek auf der untersten Ebene der Schule, zwei Stockwerke unter der Erde. Ohne irgendeine Vorwarnung brach eine der Mauern im hintersten Teil zusammen und öffnete den Blick auf eine bis dahin verborgene Kammer. Deren Wände bestanden ringsherum aus glitzerndem Sinith, dem härtesten Material von Tandoran. Es wird zum Beispiel beim Hausbau und in der Waffenproduktion verwendet.“ Er nahm einen Schluck Wasser und erfreute sich an den gespannten Gesichtern von Jason und Marga.
Kurz zupfte er wieder an seinen Locken und fuhr dann fort: „Die Kammer war völlig leer. Nur in der Mitte stand ein hüfthoher Sockel. Obenauf lag ein fast zerfallenes Buch aus ledernen Seiten. Dessen Titel lautet ‚Die Erinnerungen von Fomolt‘. Darin wurde - ihr könnt euch unser Erstaunen vorstellen - die Geschichte der Menschen auf Tandoran bis zum heutigen Tage beschrieben. Das Merkwürdige dabei: In den Aufzeichnungen der Schule war nie von diesem Raum die Rede. Das Buch muss dort also schon lange Zeit eingeschlossen sein - woher wusste der Verfasser Fomolt dann von den ganzen Ereignissen? Und Meister Allando kann bezeugen, dass die umgestürzte Mauer seit mehr als hundert Jahren dort steht.“
Erstaunt schauten Marga und Jason zu Allando. „Wir leben auf Tandoran etwas länger“, schmunzelte er. „Doch das ist ein anderes Thema, erzähl weiter, Callum.“
Der Meisterschüler holte aus seiner Tasche eine Rolle heraus und wickelte sie ab. Es handelte sich um hellbraunen Papyrus mit runenartiger Schrift darauf.
„Das Buch endet in einer Prophezeiung. Ich habe sie hierauf abgeschrieben. Sie besagt, dass wir an einem Scheideweg der Geschichte auf Tandoran stehen. Sollte das Böse siegen, würden wir ein ewiges Reich der Unterdrückung oder des Todes erfahren, die in der Prophezeiung gebrauchten Worte sind mehrdeutig. Es könnte auch heißen ‚das Böse in uns besiegen‘. Egal. Eindeutiger heißt es weiter: Verhindern könne das nur das Gefäß des Lichts und dieses könne nur von dem Menschen der zwei Welten gefunden werden. Oder erobert werden.“ Callum zuckte mit den Schultern und machte eine kurze Pause. Er richtete den Blick auf Jason: „Und dieser Mensch der zwei Welten, das kannst eigentlich nur du sein.“ Mit dem letzten Wort ließ er eine seiner roten Locken auf die Kopfhaut zurückschnellen.
Callum lehnte sich zurück und beobachte Jason. Er wollte ihm wohl einen Moment Zeit geben, diese Nachricht zu verdauen. Die Sonne war mittlerweile weitergewandert und der Innenhof lag fast völlig im Schatten. Ein besorgter Ausdruck legte sich über Margas Gesicht. Jason schaute verwirrt von einem zum anderen. „Gefäß des Lichts? Was soll das sein?“
Meister Allando antwortete: „Vielleicht ist es ein Gegenstand, vielleicht eine Metapher für ein besonderes Wesen. Wir wissen es nicht. Aber die Prophezeiung führt noch mehr aus. Der Mensch der zwei Welten wird unter Einsatz seiner Siddhis die Welt retten. Siddhis sind über das normale Maß eines Limarten hinausgehende geistige, auf der Erde würde man sagen magische Kräfte. Callum kann zum Beispiel auf Tandoran Wasser beherrschen. Andere manipulieren die Luft oder sehen in die Zukunft. Oder heilen oder bewegen große Gegenstände mit ihrem Geist, darin liegt meine Fähigkeit. Von daher würde ich gerne von dir wissen, Jason, ist in letzter Zeit irgendetwas in deinem Leben geschehen, was mit diesen Siddhis in Zusammenhang stehen könnte? Hast du irgendetwas Außergewöhnliches bewirkt?“ Gespannt blickten nun Callum und Allando auf Oma und Enkel.
Jason verzog sein Gesicht als hätte ihn Allando gefragt, ob er Stimmen in seinem Kopf höre. „Das
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