Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
zurück. Er fingerte eine Patrone aus einer Pappschachtel und lud den Schacht vor den Augen von Callum. Mit einem scharfen Klicken ließ Jason die Flinte einrasten. „Sie scheint schussbereit. Aber halten wir damit diesen Hünen auf?“
Marga schaute ihn besorgt an. „Wer ist dieser Hüne. Gehört er zum dunklen Kaiser?“
Meister Allando beugte sich zu Marga und nahm ihre Hand. „Beruhigen Sie sich, Frau Lazar. Lassen Sie mich uns zunächst näher vorstellen. Meines Zeichens bin ich Meister für geistige Entwicklung und Mitglied im Lichtrat auf Tandoran. Zurzeit habe ich dessen Vorsitz inne. Callum“, Allando richtete sich kerzengerade auf und zeigte auf den jungen Rotschopf, „ist seit sieben Jahren Student der Geisteswissenschaften in Sapienta und davon vier Jahre mein Meisterschüler. Er verfügt über große Kenntnisse und Fähigkeiten und hat sein Leben der Fortentwicklung spezieller Bereiche des Wissenserwerbes gewidmet. Soweit es dringendere Aufgaben zulassen. Gerade führt er dankenswerterweise eine solch unerlässliche Aufgabe mit mir aus.“
Orman nahm einen Schluck Wasser und blickte forschend in die Gesichter von Marga und Jason.
Da er dort keine Fragen zu erkennen schien, lehnte er sich zurück und fuhr fort. Sein rechter Zeigefinger ging dabei oftmals in die Höhe, als würde er vor einer Klasse voller Schüler unterrichten. „Auch dein Vater, Jason, war Mitglied im Lichtrat. Zumindest bis zu seinem Verschwinden. Der Lichtrat erarbeitet zusammen mit dem Richterhaus der Südlande Gesetze aus und hat ein Einspruchsrecht bei den Entscheidungen der obersten Richterin der Südlande. Meist setzen sich die Mitglieder des Rates aus den Meistern der Schule von Sapienta zusammen, aber es gibt Ausnahmen. Menschen, die sich besonders ausgezeichnet haben, können in den Lichtrat berufen werden. Wie es bei deinem Vater war, Jason.“
Jason war von Neugier gepackt. Er achtete auf jedes Wort von Meister Allando. Vor allem faszinierten ihn dessen Augen. Sie funkelten trotz tiefer Schwärze und glitzerten vor Klugheit und Weisheit. Ruhig und abgründig wie ein See in den Bergen , schoss es ihm in den Kopf. Dahingegen erinnerte die Stimme eher an ein Rascheln. Wie das Rauschen der Pappelblätter im Wind. Die ähnlich wie Callums südländisch gebräunte Haut war durchzogen von Runzeln wie bei erkalteter Lava am Fuße eines Vulkans.
Tausend Gedanken wirbelten durch Jasons Kopf. In den Geschichten von seinem Papa ging es manchmal um so einen Rat weiser Frauen und Männer. Alles passte ins Bild. Er spürte keinen Zweifel mehr. Der Alte wirkte ehrlich und ... irgendwie stark und geheimnisvoll.
„Der Rat hat deinen Vater vor 25 Jahren zur Erde geschickt. Sein Auftrag lautete, eine Stadt namens Shambala zu finden. Wir fanden Hinweise in alten Schriften, dass dort der Zugang zu einem mächtigen Artefakt liegen soll. Leider entdeckte Ethan die Stadt nicht, dafür traf er auf deine Mutter.“ Allando schmunzelte. „Und konnte von da an, wie er mir vor Glück strahlend versicherte, nicht mehr ohne sie sein.“
Jasons Oma lächelte nun. „Auch Franka war die Verliebtheit in Person. Und Ethan ein faszinierender Schwiegersohn. Wissen Sie, es freut eine Mutter, wenn sie sieht, dass ihr Kind den Partner fürs Leben gefunden hat.“
Marga ergriff die Hände von Jason. „Deine Mutter ist auch einmal durch das Sternentor mitgereist. Die Zeit auf Tandoran war das Aufregendste, was ihr im Leben widerfahren ist. Sie schwärmte ständig von den fantastischen Naturschauspielen, den schönen Menschen, der Künstlerszene und den unglaublichen Zaubereien. Doch sie musste zur Erde zurück. Trotz des Goldwassers, das sie täglich zum Schutz gegen die dortige Luft trank, wurde sie auf Tandoran krank. Ab da lebten deine Eltern hier in Sanguinet.“
Jason wurde der Brustkorb eng. So viel, was er nicht von seiner Familie wusste. Alles hatten sie ihm verschwiegen.
„Wieso ... Oma - unser ganzes Zusammenleben erscheint mir wie eine große Lüge. Warum habt ihr mir nie etwas erzählt?“
Allando ging dazwischen: „Vielleicht kann ich das erklären, Jason. Die Flucht deiner Eltern von Tandoran, das Verschwinden deines Vaters und unser heutiger Besuch hängen eng zusammen.“
Er leerte sein Glas und fuhr fort: „Deine Eltern sind damals nicht nur wegen der Krankheit deiner Mutter von Tandoran geflohen. Ein Krieg drohte. Hoch im Norden hatte sich ein mächtiger Limart namens Mandratan dan Wadust an die Spitze der Nordländer gesetzt
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