Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
nicht zum Spaß.“ Ajay legte eine kurze Pause ein. „Wir dürfen uns halt nicht erwischen lassen. Mir schwebt da etwas vor. Gib mir doch mal den Plan rüber.“
Zusammen beugten sie sich über die Karte vom nördlichen Indien. Sie wussten, dass Europaflüge nach Nordindien fast ausschließlich in Neu-Delhi landeten. Von dort aus würde die Gruppe wohl nach Jammu per Bahn oder Flugzeug weiterreisen, um dann die letzten 200 Kilometer nach Kishtwar mit einem geländegängigen Wagen zurückzulegen. So schien es Ajay zumindest am wahrscheinlichsten. Er erhob sich und lief mit gesenktem Kopf auf dem Teppich auf und ab. Rajani kannte dieses Verhalten schon und freute sich, dass er sich keine weiteren Gedanken machen musste. Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und wartete, bis Ajay mit seinen Überlegungen fertig war.
„So könnte es klappen.“ Ajay setzte sich gegenüber von Rajani in den Sessel. „Dein Cousin Santosh ist dir doch noch einen Gefallen schuldig, oder?“
Rajani nickte.
„Gut, dann gehen wir folgendermaßen vor.“ Rajani lauschte genussvoll den Erläuterungen von Ajay. Es war praktisch, wenn man sich auf jemanden verlassen konnte.
***
Der Flug nach Neu-Delhi war keine besonders angenehme Tour für die drei Reisenden. Mehrfach leuchtete das Zeichen für das Anlegen der Anschnallgurte auf. Der Pilot wies sie auf schlechtes Wetter mit Turbulenzen hin. Kurz darauf merkten sie es dann auch. Jason wurde so übel, dass er die Tüte aus der Sitzhaltung vor ihm vorsichtshalber aufgeklappt hatte. Einmal mussten sie sogar durch ein Gewitter fliegen. Jason fand die Lichtblitze in den dunkelgrauen Wolken zwar berauschend schön, gleichzeitig jedoch zutiefst beängstigend.
Meister Allando und Callum schienen die Schwankungen nicht viel auszumachen. Als ob sie unruhige Flüge gewohnt wären. Aber Jason brachte nicht genug Kraft auf, um sie danach zu fragen.
Jason war heilfroh, als er kurz nach Mitternacht den Boden in Indien betrat. Bei all dem Auf und Ab waren die Gedanken auf etwaige Verfolger völlig in den Hintergrund getreten. Doch sie kamen sofort wieder hoch, als Jason bemerkte, wie aufmerksam Meister Allando und Callum jeden Menschen in ihrer Umgebung musterten.
Auf direktestem Wege fuhren die drei in ein kleines Hotel in der Nähe des Flughafens. Meister Allando schien die verschlafene Besitzerin zu kennen und wechselte ein paar Worte mit ihr. Er vereinbarte, dass sie um vier Uhr geweckt würden. Danach begaben sich alle völlig ermattet in ihre Betten.
Der nächste Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein. Um kurz vor fünf erreichten sie den Airport und checkten in der ersten Maschine nach Jammu ein. Der Flug verlief im Gegensatz zum gestrigen geradezu sanft und Jason bekam endlich Gelegenheit, Indien von oben zu bestaunen.
Beim Landeanflug in Jammu faszinierten ihn die Bilder der geschichtsträchtigen Stadt mit dem malerischen Tawi River. Ein wenig wehmütig beklagte er, dass sie überhaupt keine Zeit für eine kurze Stadtbesichtigung hätten. Aber dafür würde er ja gleich auf Tandoran sein.
Als Callum am Flughafen ein Taxi suchte, stieg in Jason die Aufregung, heute noch einen neuen Planeten zu betreten, vom Magen in die Brust und machte sich daran, seinen Mund auszutrocknen. Doch dann winkte Callum ihn und Meister Allando zu sich rüber, sodass Jason sich wieder auf die Reise konzentrierte. Hätte er ein wenig auf seine Umgebung geachtet, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass sie seit der Ankunft im Terminal von Jammu von einem älteren Inder beobachtet wurden.
***
Meister Allando nannte dem Taxifahrer eine Adresse in einem Vorort. „Wir treffen uns mit einem guten Bekannten. Er besitzt einen Toyota Hilux und wird uns, soweit es mit dem Wagen möglich ist, zum Sternentor chauffieren. Die Fahrt führt in die Berge, über Domel nach Udhampur, von dort nach Batote und weiter nach Kishtwar. Ab da geht es nicht mehr viel weiter mit dem Auto, die letzten Kilometer müssen wir zu Fuß laufen. Wenn alles klappt, sollten wir deutlich vor 14 Uhr am Tor sein.“ Meister Allando lächelte die beiden unsicher an. „Wenn alles klappt.“
Das Taxi fuhr in den morgendlichen Pendlerverkehr von Jammu ein. In diesen Automassen war es unmöglich zu erkennen, ob sie verfolgt wurden oder nicht. Nach 20-minütiger Fahrt erreichten sie ein Haus, das etwas versteckt am Ende einer Sackgasse lag. Nachdem Callum den Fahrer bezahlt hatte, stiegen die drei aus und klopften an ein Tor aus braunen
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