Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Halskette zu fassen. Kurz stockte Callums Rückwärtsbewegung, er packte die Kette, riss sich los und hetzte auf den Toyota zu.
Schüsse dröhnten an den Bergwänden. Der Toyota kam mit staubenden Reifen neben Callum zum Stehen. „Spring rein.“ Ein Treffer knallte gegen die solide Seitenwand des Toyotas. Callum ließ sich auf die Ladefläche fallen. Unverzüglich wechselte Kalidas die Gänge und schoss nach vorne davon. Weitere Schüsse donnerten hinter ihnen her. Doch dann waren sie um die nächste Kurve und der Bergfels lag zwischen ihnen und dem Schützen.
„Es war eine Falle. Zum Glück schaute ich zufällig in den Rückspiegel. Ich habe den Lauf eines Gewehres hinter einem Gebüsch erkannt. Die scheinen vor nichts zurückzuschrecken.“ Kalidas keuchte, während er waghalsig den Pick-up über die enge Bergstraße hetzte.
„Das waren Arans Leute.“ Alle Müdigkeit war vom Meister abgefallen. „Ich wette, sie werden uns jetzt verfolgen. Aran würde sie für ihr Versagen bestrafen.“
Kalidas erhöhte das Tempo. Die verbleibenden 150 Kilometer nach Kishtwar wurden zur Quälerei für Jason. Der Wagen schien ständig auf einen Abgrund zuzurasen, erst im letzten Moment änderte Kalidas die Richtung. Selbst Callum und Meister Allando waren so etwas nicht gewohnt und hatten alle Farbe verloren. Callum wurde zudem noch auf der Ladefläche hin und her geschleudert. Doch größer als die Angst vor einem Unfall war die Befürchtung, von den Männern Arans erwischt zu werden. Daher protestierte niemand oder bat gar um geringeres Tempo.
Die Fahrt war ein Höllenritt, doch jede Qual endet einmal. Ihre Verfolger waren nicht mehr aufgetaucht. Kurz vor Kishtwar bog Kalidas in einen Seitenweg ein, der tiefer in die Berge führte. Jetzt ging es nur noch langsam voran. Dafür war Jason schwer beeindruckt, welche Wege der Toyota ohne Schwierigkeiten meisterte. Mehrfach mussten sie hüfthohe Wasserlöcher durchqueren, das Wasser reichte bis zur Kante der Fenster.
Doch irgendwann muss auch der beste Geländewagen aufgeben. Als eine kleine Schlucht nur mittels eines darüberliegenden Baumstammes überquert werden konnte, ging es zu Fuß weiter.
Der Abschied von Kalidas war herzlich, aber aufgrund der Gefahren kurz. Meister Allando schärfte ihm ein, auf der Rückfahrt gut auf sich aufzupassen und bedankte sich mehrfach für die Hilfe. Dann schritt er voran in Richtung Norden, immer höher den Berg hinauf.
Nach wenigen hundert Metern endete auch das letzte bisschen Weg und die Reisenden kraxelten mühsam über Steinhänge, zwängten sich durch mehrere enge Felsdurchgänge und standen schließlich vor einem tiefen Spalt im Fels. Da fasste sich Callum voller Schrecken an den Hals.
„Ich habe den Torstein verloren.“
Er drehte sich mit bleichem Gesicht zu Meister Allando. „Es muss während der Fahrt passiert sein. Dieser Kerl hat mich an der Kette gepackt ... als ich aufsprang, war der Stein noch da. Er könnte überall rausgeflogen sein.“
Allando brauchte einen Moment, um eine Entscheidung zu treffen. „Da können wir jetzt nichts machen. Gegen Kugeln reicht mein bisschen Limar nicht aus. Und wir haben keine Zeit, um nochmals umzukehren. Wir müssen auf Tandoran eine Lösung finden. Für die ersten Monate besitzen wir genug Goldwasser.“
Mit ernster Miene schritt er an den Rand des Abgrundes und blickte hinunter. Jason fragte sich, was der da tat und trat vorsichtig neben ihn. Rasch wich er ein Stück zurück. Der sich nach unten verjüngende Felsspalt war bestimmt 300 Meter tief.
„Und wo ist jetzt das Sternentor?“
Allando fasste ihn bei den Schultern. „Wolltest du nicht auch schon immer mal fliegen, Jason?“
Fassungslos sah Jason, wie Callum an den Rand der Felsspalte trat. „Soll ich?“, fragte er seinen Meister.
Allando nickte. Und Callum sprang.
„Nein!“ Jason ging in die Knie, robbte nach vorne und beugte sich über den Schlund. Er konnte es nicht glauben. Callum stürzte nach unten und winkte zu ihnen nach oben. Ungefähr 50 Meter vor dem Aufprall flimmerte die Luft zwischen den Felswänden golden auf und Callum verschwand in einer Kaskade von Blitzen. Feiner Rauch waberte an der Stelle, wo der Tandorianer verschwunden war.
„Das Tor liegt genau zwischen den beiden Wänden, Jason.“ Allando sah neben ihm nach unten. „Du kannst es an dem ganz leichten Flirren in der Luft erkennen. Daran siehst du, ob das Sternentor geöffnet ist. Springe nie, wenn es nicht flimmert“, warnte er
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