Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
roden, um an die Wurzeln zu kommen. Die Zitanbäume wuchsen bis dahin nur in Allabra. Leider sind die Blätter des Zitanbaumes das Hauptnahrungsmittel der Ingadi. Wahrscheinlich erreichen sie deswegen ein so langes Leben, aber bei Menschen wirken die Blätter nicht. Wir brauchen die Wurzel, der Baum muss dazu gefällt werden. An einigen Stellen in Allabra gab es bald keinen Zitanbaum mehr. Es entbrannte ein Krieg zwischen beiden Völkern um die Zitanwälder. Dabei mussten die Menschen feststellen, dass ihnen die Ingadi haushoch überlegen waren. Fast hätten uns die Ingadi auf Tandoran ausgelöscht - wieder wurden sie von ihren Ahnen davon abgehalten. Trotzdem, die Menschen dürfen seitdem Allabra bis auf einen kleinen Bereich an der Küste nicht mehr betreten.“
„Aber Ihr scheint diese Wurzel doch zu essen, wenn Ihr so alt werdet.“
„Ja, kurz nach dem Krieg ist es gelungen, den Zitanbaum auch in anderen Gebieten anzupflanzen. Aber da war es für eine Versöhnung zu spät. Die Ingadi wollen nichts mehr mit uns zu tun haben.“ Mit ernster Miene sah Allando Jason an. „Stell dir vor, man würde hier auf der Erde von den Zitanbäumen hören. Tandoran würde überrannt werden. Obwohl die Wurzel auf der Erde nicht wirkt, wir haben das überprüft.“
Jason warf sich gegen die Lehne des Stuhles zurück. „Das ist wirklich ein Knaller. 200 Jahre.“ Kopfschüttelnd schaute er die beiden an. „Würde ich auch so alt werden, wenn ich jetzt nach Tandoran komme? Oder altere ich ganz normal wie auf der Erde?“
„Es gibt ja nicht so viele Besucher von der Erde, Jason.“ Meister Allando war mittlerweile bei seinem Nachtisch angekommen. „Und länger als ein paar Monate sollte man sich als Mensch nicht auf Tandoran aufhalten. Es kommt zu Schwächeerscheinungen. Manch einer hat sich auch verirrt und konnte nicht mehr sein Goldwasser trinken. Die Armen sind elendig zugrunde gegangen.“
In diesem Moment sah Meister Allando auf die Uhr im Café und bekam einen Schreck. „In fünf Minuten sollen wir eingecheckt sein. Los, esst auf.“
Alle schlangen die letzten Reste ihrer Portion in sich hinein und stellten ihre Tabletts in die Geschirrwagen. Dann machten sie sich auf die Suche nach dem Schalter von China Airlines. Zum Glück befand sich dieser ganz in der Nähe des Cafés und war kaum besucht. Sie erhielten mit ihren Pässen und der Buchungsnummer ihre Tickets und begaben sich zur Personenkontrolle. Diesmal gab es keine Probleme mit Jasons Anhänger.
Nachdem sie durchleuchtet waren, begann auch schon das Boarding und der Flieger erhob sich ohne weitere Zwischenfälle in die Luft in Richtung Indien. Zu Beginn des Fluges kam in Meister Allando wieder die Sorge hoch, dass sie dort mit Übergriffen rechnen müssten. Er täuschte sich nicht.
***
„Ich weiß nicht, über welche Route sie kommen. Wahrscheinlich via Delhi. Als Ziel haben sie die Gegend um Kishtwar. Und es ist mir ganz egal, wie ihr es anstellt und was ihr mit ihnen macht. Meinen Vorschlag habt ihr gehört. Wichtig ist, dass ihr sie bis übermorgen aufhaltet. Tot oder lebendig, nur der Junge muss überleben.“ Aran schrie die letzten Worte ins Telefon, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Nach kurzem Überlegen fügte er mit betont gelassener Stimme hinzu: „Ansonsten werdet ihr die Konsequenzen eures Versagens am eigenen Leibe erfahren. Und den eurer Lieben.“ Damit legte er auf.
Ajay am anderen Ende hielt den Hörer eine Weile regungslos in der Hand. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Sein Blick wanderte zu dem fragend schauenden Rajani Nuri hinüber.
„Was ist los? Was will er?“
Ajay wartete einen Augenblick mit seiner Antwort. Er suchte schon nach einer Lösung. „Da kommen heute Abend oder morgen früh drei Männer aus Frankreich an. Wir sollen sie mindestens einen Tag aufhalten oder am besten gleich gefangen nehmen. Ein Opa, ein Rotschopf und ein 18-Jähriger. Alle haben tiefschwarze Augen.“
„Scheiße, das passt mir nicht. Die zahlen zwar fürstlich, aber ich wander nicht lebenslang hinter Gitter. Außerdem saß ich lange genug, Entführung ist mir viel zu riskant.“ Rajani gestikulierte wild mit seinen Händen, als ob er Ajays Verständnis benötige.
„Aran ist noch gefährlicher. Der Mann ist mir unheimlich. Er war vor ein paar Monaten schon einmal hier, wollte unbedingt irgendwas in den Bergen finden. Der Typ läuft den ganzen Tag mit einem Schwert unter dem Mantel rum. Ich fürchte, das trägt er
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