Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
wieder in sein Zimmer zurückgekehrt.
„Meine Oma hat mir geschrieben, dass Mutter Tandoran zum Weinen schön fand“, sagte er und strich dabei über eine schwarze Katzenfigur.
„Dabei hast du so vieles noch gar nicht gesehen. Ich stamme aus den Dörfern der Lüfte - wir leben auf fliegenden Felsen, auf denen das Volomer wächst. Von dort hast du erst einmal einen Ausblick.“ Sie zeigte mit ihren langen Fingernägeln quer über den Horizont.
„Und warum lebst du hier in der Schule?“
Statt einer Antwort ließ Nickala einen Luftwirbel um Jason entstehen, der seine Kleidung und Haare wild durcheinanderwirbelte. „Mit mir ist der Wind auf deiner Seite Jason. Und das in doppeltem Sinne. Seit ich 12 bin steuere ich Luftschiffe. Ich habe sogar schon Rennen geflogen.“
Das hätte Jason der zwar großen, aber so zierlich wirkenden Tandorianerin nicht zugetraut.
„Wie alt bist du, Nickala?“, wollte er wissen.
„Nenn mich Nick. 19. Und du?“
„In einigen Monaten werde ich auch 19. Ich hoffe, ich erlebe das noch. Wir haben den Torstein verloren und die Goldwasservorräte müssen die nächsten Monate reichen, bis sich das Sternentor wieder öffnet. Wenn hier nicht vorher durch den Krieg alles in Schutt und Asche liegt“, unkte er.
„Ach was.“ Nickala winkte ab. „Seit Jahren droht der Krieg. Das wird sich schon irgendwie lösen.“ Sie drehte sich um und ging zum Ende des Zimmers. Jason blickte ihr skeptisch hinterher.
Die Schwarzhaarige stand vor einem offenen Schrank und deutete auf einige Kleidungsstücke. „Hier findest du Hosen und Hemden in unterschiedlichen Größen. Probier einfach aus, was dir am besten passt. Dort auf dem Tisch stehen Wasser und Obst.“
Jason fiel ein Stapel beigefarbener Ponchos ins Auge. „Wofür sind die? Fast alle laufen hier mit diesen Umhängen rum.“
„Nachts wird es empfindlich kühl.“ Nickala lachte. „Ich schlage vor, du nimmst erst einmal ein Bad und ziehst dich um. Danach holen wir dich ab und gehen gemeinsam Essen. In Ordnung?“
Jason blickte sehnsüchtig auf die Wanne und sagte: „Das hört sich gut an.“
Nickala ging ins Bad und deutete auf zwei Hebel. „Der hier mit dem Vulkan bringt heißes Wasser, der daneben mit dem Eisvogel kaltes. Dort“, sie zeigte auf ein schmales Regal, „findest du Badeöle. Ich empfehle dir Eileentau. Es wird aus dem Saft des Eileenbaumes gewonnen.“ Sie stellte es Jason auf den Rand der Wanne und öffnete den Vulkanhebel.
Auf dem Weg zum Ausgang schloss sie mit den Worten: „Wenn du etwas brauchst, ich bin gleich nebenan. Einfach die zweite Tür rechts.“ Damit zog sie die Holztür hinter sich zu.
Jason setzte sich auf den Wannenrand und schnüffelte an der Badeessenz. Eileentau roch wirklich gut. Er schüttete einige Tropen davon ins Wasser. Dann klappte er den Hebel für das warme Wasser nach oben und verteilte die Essenz mit seinen Händen.
Er ging zur Tür und drehte den Schlüssel zweimal herum. In Windeseile schlüpfte er aus seinen Klamotten und lies sich sanft in die Wanne gleiten. Sofort umfing ihn ein angenehmes Gefühl der Erleichterung. Das Eileentau drang durch seine Haut in das Innere seines Körpers ein und umschmeichelte jede einzelne Pore. Er schloss die Augen und gab sich dem Genuss vollends hin, fast schlief er ein.
Dank der Entspannungsübungen am Ende jeder Kung-Fu-Stunde beherrschte Jason diesen Ritt an der Grenze zum Schlaf, sodass ein Teil von ihm stets wach blieb. Er genoss die Ruhe des Geistes und beobachtete die aufsteigenden Gedanken.
Viel zu schnell wurde das Wasser kalt. Jason rubbelte sich rasch mit einem flauschigen Handtuch ab. Der Stoff hatte die Eigenschaft, bereits beim sanften Rübergleiten sämtliche Feuchtigkeit von der Haut zu saugen.
„Faszinierend“, murmelte er und ging hinüber in den Hauptraum. Dort durchsuchte er die Stapel an Kleidung. Er entschied sich für eine braune Lederhose, ein Paar halbhoher Stiefel und ein safarigelbes Hemd, das er locker über der Hose trug.
Nachdem er einige der weintraubenähnlichen Früchte genascht hatte, sie erzeugten im Mund eine Mischung aus Süße und Schärfe, füllte er sich angenehm gestärkt.
An der Tür klopfte es zweimal und Callum gab sich zu erkennen. Er stand in dunkelgrüner Robe vor ihm und hatte sich frisch rasiert. Er wirkte fröhlicher als vorhin bei ihrer Ankunft.
„Fertig zum Essen?“, fragte er beim Reinkommen und begutachtete Jason von oben bis unten. „Passt ja perfekt. Als hättest du nie etwas
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