Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
ja Hoffnung? Sein Blick richtete sich auf den Lichtschacht der schwarzen Zelle.
„Mein Sohn, bist du hier?“
Ethan lauschte.
Als keine Antwort kam, flüsterte er: „Wie gerne würd ich dich sehen.“
***
Jason schaute sich erschrocken um, beließ aber seine Hände auf der Skulptur. Meister Allando senkte seine Augen von der Decke herab. Nirgendwo war eine Quelle des verklingenden Donnergrollens auszumachen. Dafür tat sich etwas bei der steinernen Blume. Grüne Farbe erschien auf den Blättern, erst nur zart, dann zunehmend kräftiger. Mit einem leichten Knirschen öffneten sie sich und gaben die darin verborgenen Blütenköpfe frei. Diese streckten sich stetig nach oben, sodass die gesamte Blume schließlich bis in vier Meter Höhe aufragte. Im Hinaufsprießen füllten sich auch die Blüten mit satten Farben: Rot, Gelb, einem leuchtenden Orange und einem dunklen Lilaton. Dunkle Adern durchzogen die mittlerweile völlig ergrünten Stängel. Sie bestanden nun nicht mehr aus Stein, sondern hatten sich in geschmeidige Pflanzenfasern verwandelt. Ein Schwall tropischen Blütenduftes schwappte durch den Raum.
Nachdem die Blume ihr Höhenwachstum beendet hatte, verteilten sich die Blüten in die Breite. Mit offenen Mündern bestaunten die Anwesenden die Pracht der magischen Pflanze. Jason schaute fragend auf Meister Allando, doch dieser fixierte mit weiten, rund hervorragenden Augen die Wandlung der ehemals steinernen Skulptur. Das schien auch für ihn nicht erklärbar zu sein.
Ein leises Knirschen veranlasste Jason, wieder auf Cargolita zu schauen. Aus dem Inneren des Sockels erschienen vier frühstücksbrettgroße Metallplatten.
Bevor er sie näher mustern konnte, erfüllte eine sanfte Stimme den Prüfungssaal. Nie zuvor hatte Jason eine so melodische Klangfarbe vernommen. Die Blume. Sie fing an zu sprechen. Es klang wie ein Gesang: „Es wird ein schwerer Weg, der von jedem das Letzte verlangt. Nur wenn alle Prüfungen bestanden werden, habt ihr euch des Gefäßes würdig erwiesen. Mit ungewissem Ausgang ... du bist zum Limarten geboren Jason, lerne schnell, was dir noch fehlt, du wirst es bei deiner Suche nach dem Gefäß des Lichts brauchen. Ich sehe Verrat ... Mühe ... Leid. Das Ende ... es liegt im Dunkeln.“
Cargolita richtete ihren Stängel auf Jason. Ein knisternder Schimmer umgab die Blume, dehnte sich auf Jason und Meister Allando aus und tauchte für einige Augenblicke den ganzen Raum in blendendes Gleißen.
Dann erstarb das Leuchten, Cargolita zog sich zusammen und verlor alle Farbe. Innerhalb von Sekunden stand sie wieder genau so grau da wie zu Beginn der Prüfung.
Keiner der Anwesenden sagte etwas. Jason fühlte noch einen Moment die Wärme des strahlenden Lichtes in sich, die viel zu schnell abklang. Sein Blick glitt zu den vier Metallplatten, die nebeneinander auf dem Sockel der Blume lagen. Er richtete sich auf und trat vor an das Podest. Vorsichtig befühlte er die Oberfläche der Platten. Sie waren warm, als ob sie erst vor Kurzem geschmiedet wären.
Um ihn herum bildete sich eine Traube. Gemurmel erfüllte den Saal, alle wollten ein Auge auf die Metallkacheln werfen, die mit Symbolen und Zeichnungen versehen waren. In der rechten oberen Ecke stand jeweils eine Nummer - die Zahlen eins bis vier.
Jason nahm behutsam die Platte mit der Ziffer 1 in die Hand. Sie zeigte einen Ring, einen Ingadi und spiralförmig aufgebaute Kreise. Er reichte die Tafel zu Meister Allando und ergriff Tafel Nummer 2. Auf ihr sah man über zwei senkrechten Strichen einen Baum, der sich in einem ruhigen See spiegelte. Callum tauchte neben ihm auf und befühlte das Metall.
„Das könnte eine Düne darstellen“, sagte er und wies auf Platte Nummer drei. „Daneben ein Wassertropfen.“
Jetzt erschien auch Nickala und fand: „Mir sieht es eher wie eine Träne aus. Doch für das Gitter habe ich keine Erklärung.“ Sie zeigte auf die untere Hälfte der dritten Kachel, aus dem in unregelmäßigen Abständen kleine Rechtecke ausgestanzt waren.
Meister Diestelbart hatte die Metallplatte mit der Nummer 4 an sich genommen. „Diese hier wirkt erschreckend. Ein Tempel, ein Sarg, eine verzerrte Fratze und ein Hügel mit einem Loch. Das sind Symbole des Todes.“
3. Ausbildung
Abhyâsa–vairâgyâbhyâm tan–nirodhah
Die Kontrolle der seelisch-geistigen Vorgänge erreicht man durch Übung und Verhaftungslosigkeit.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 1, Sutre 12
3.1 Sabotage
Mandratan
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