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Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bödeker
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schritt zwischen seinem Thron und den haushohen Fenstern des Thronsaales hin und her. Er versuchte die tiefe Verzweiflung abzuschütteln, die ihn in letzter Zeit so häufig ohne Vorwarnung überkam.
    „Warum prüfst du mich so, mein Gott?“, murmelte er gequält vor sich hin.
    Vor wenigen Minuten hatte er nach seinem Seher rufen lassen. Zorn stieg in ihm auf, dass er noch nicht eingetroffen war. Seine Magenschmerzen hatten wieder eingesetzt. Er presste die blaue Pyramide an seiner Hand gegen einen Felsblock der eineinhalb Meter breiten Außenmauer. Er brauchte dringend eine Erklärung für die Schwingungen, die er eben gespürt hatte.
    Die Eingangstore des Thronsaales öffneten sich. Herein kam das winzige Männchen, das von so großer Nützlichkeit für ihn war. Bei jedem Schritt klapperten die Feilen, Hämmer und Nägel an seinem Handwerkergürtel. Nie sah man Raskalan ohne seine Lieblingsutensilien.
    Vor dem Kaiser beugte er seinen Buckel fast bis zum Boden. Auch aufgerichtet reichte er Mandratan gerade so bis zum Bauchnabel - sein krummer Rücken ließ nicht mehr zu.
    „Ihr wünscht, edler Herrscher?“
    „Hast du die Erschütterung ebenfalls gespürt?“
    „Jawohl, mein Kaiser. Ich konnte für einen Moment nicht weiter sägen.“
    „Und? Hast du eine Erklärung dafür?“
    Geräuschvoll zog Raskalan seinen scheußlichen Schleim hoch. Modriger Geruch des Krautes, das der Seher ständig rauchte, fand den Weg in die Nase des Kaisers. Angewidert neigte Mandratan sich ein Stück zurück.
    „Vielleicht. In mir blitzte das Bild des jungen Mannes von der Erde auf, der vor der Blume der Prüfung kniete. Ich nahm das Limar so stark wie nie zuvor in einer Vision wahr, die Energie umfloss den ganzen Raum und verteilte sich wellenförmig über Tandoran. Das werdet Ihr gespürt haben.“
    Mandratan strich sich mit seiner Pyramide durch den Bart. War an der Prophezeiung mehr dran, als er bisher angenommen hatte? Oder kam es zu dieser Energieaufwallung nur, weil ein Erdling geprüft wurde? Er musste sich dieses Problems intensiver annehmen.
    „Konntest du noch mehr herausfinden?“, fragte er beinahe flehentlich.
    „Ich bin nicht sicher, aber die magische Energie schien dem Menschen zugetan. Es wirkte so, als ... freue sie sich.“ Ängstlich blickte Raskalan zum Kaiser hoch.
    Das Gesicht Mandratans verzerrte sich zu einer zornigen Fratze: „Lange wird diese Freude nicht anhalten! Hinaus mit dir.“
    Raskalan zog sich eilig zurück. Nachdem Mandratan wieder alleine im Thronsaal stand, verfiel er in sein unruhiges Hin- und Hergerenne. Unsicher schaute er dabei jedes Mal auf die Schachtel auf der Lehne des Thrones. Schließlich brach sein Widerstand. Mit zitternden Händen riss er den Deckel auf. Er wusste, dass er das Pulver nicht nehmen durfte. Von Mal zu Mal wurde der Drang danach stärker. Nach jedem Gebrauch fiel er in ein tieferes Loch der Melancholie. Aber vorher war es so schön!
    Er füllte sich einen Teelöffel voll auf die offene Handfläche. In dieser Stellung verharrte er. Etwas in ihm flüsterte: „Nein, der Preis ist zu hoch.“
    Aber die Stimme war zu schwach. Mit einem Ruck zog er die Droge in seine Nase.
    Sofort breitete sich eine euphorische Ruhe in ihm aus. Die Magenschmerzen verflogen und Zuversicht erfüllte seinen Geist. Er sah alles nun in einem anderen Licht. Gott Gramon sendet meinem Neffen den Segen. Das kann nur bedeuten, dass Jason auf unserer Seite steht – ob er es jetzt schon weiß, oder nicht.
    ***
    Leise zog er die Tür hinter sich zu. Wie leichtsinnig von den anderen, diese Artefaktenkammer nicht zu versiegeln. Das Schloss war mühelos mit einer Prise Limar überwunden. Er verharrte, bis sich seine Augen an das Halbdunkel im Raum gewöhnt hatten. Ein wenig Licht drang durch ein aus Buntglas gefertigtes Fenster in das Zimmer hinein und erhellte schemenhaft die Reihe der Schränke und Regale. Die Luft in der Kammer schmeckte staubig und trocken. Zweimal musste er niesen - verfluchte Stauballergie. Es roch nach altem Leder. Gedämpft hörte er Stimmengewirr aus dem Hof.
    Geräuschlos schlich er an verschnörkelt beschrifteten Sayloqsteinen entlang. „Geschichte der Ingadikriege“ las er an einem besonders großen Wissensstein. Daneben, deutlich kleiner, „Limart‘sche Behandlung von Blähungen“. Mit dem Knie stieß er gegen einen hüfthohen, vasenförmigen Granitbrocken mit kristallbesetztem Kopf. Ein unterdrückter Schmerzlaut entfuhr ihm. Mit einer Hand stützte er sich auf

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