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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Zukunft.
    Plötzlich entstand auf der Straße vor ihnen ein Aufruhr. Eine kleine Gruppe zerlumpter Kinder brach aus dem Gebüsch, das die Straße säumte. Rath erkannte, was das für Kinder waren. Nach Gannys Tod hatte er sich einer ähnlichen Horde junger Bettler und kleiner Diebe angeschlossen.
    Zwei Han-Soldaten jagten hinter den Kindern her.
    Blens alter Wallach wieherte schrill vor Schreck und bäumte sich auf. Einer der Soldaten, der um Haaresbreite von den wild ausschlagenden Hufen getroffen worden wäre, fluchte laut in seiner Sprache. Rath war froh, dass Maura ihn nicht verstehen konnte.
    “Was war das für ein Tumult?”, flüsterte sie besorgt.
    “Nur ein paar Han, die hinter jungen Strauchdieben her sind”, erwiderte Rath leise. “Wir sind gleich an ihnen vorbei.”
    Es raschelte im Heu. “Wie können wir ihnen helfen?”
    “Gar nicht.” Auch wenn er sie dafür bewunderte, dass sie den Kindern helfen wollte, wurde er jetzt doch etwas gereizt. “Solches Kroppzeug kann sich ganz gut selbst helfen. Und die, welche dumm genug sind, sich erwischen zu lassen …”
    “Keiner braucht die Schwachen zu beklagen, die untergehen?”, zitierte Maura den verhassten Wahlspruch der Han.
    “So habe ich das nicht gemeint.” Na ja, vielleicht doch – ein wenig. “Wir können es uns nicht leisten, die Aufmerksamkeit der Han auf uns zu ziehen. Und wir schulden es Blens Familie, auch auf sie keine Aufmerksamkeit zu lenken.”
    “Ich nehme an …” Maura klang nicht sehr überzeugt.
    “Diese Burschen verbringen ihr halbes Leben damit, von den Han gejagt zu werden. Sie verstehen es sehr gut, abzuhauen und sich zu verstecken. Um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen.” Der ganze Vorfall rief Erinnerungen in Rath wach, die er erfolgreich verdrängt hatte.
    Am liebsten hätte er Blens altem Pferd die Peitsche gegeben, damit es schneller rannte. Er wollte den grausamen Erinnerungen entkommen, die diese Kinder in ihm wieder wach gerufen hatten.
    Plötzlich raschelte es im Heu.
    “Maura, was machst du denn? Jetzt sei nicht dumm!”
    “Das war ich doch gar nicht”, widersprach sie.
    Einen Augenblick später erklang ein erschrockenes Aufquietschen hinten aus dem Wagen.
    Bevor Rath oder Blen noch fragen konnten, was denn los wäre, hörten sie Maura sagen: “Wie es scheint, haben wir noch einen Mitreisenden.”
    Jetzt war die verzweifelte Stimme eines Jungen zu hören, der leise auf Comtung flehte: “Bitte, lasst mich hier bleiben, nur eine kleine Weile! Ich habe mir den Fuß an einem scharfen Stein verletzt und kann nicht schnell rennen. Wenn ich mich hier nicht verstecke, erwischen mich die Han.” Jedenfalls glaubte Rath das aus dem verzweifelten Gestammel herauszuhören.
    Als Maura nicht gleich antwortete, fügte der Junge hinzu: “Wenn Ihr mich nicht hier bleiben lasst und die Han mich kriegen, erzähle ich denen, dass Ihr Euch hier versteckt.”
    “Hör mal, du junger …”, knurrte Rath wütend und musste sich doch widerwillig eingestehen, dass er unter diesen Umständen damals, als er im Alter des Jungen war, wahrscheinlich die gleiche Drohung ausgestoßen hätte.
    Er drehte sich um, bereit unter das Heu zu greifen, um einen dünnen Bubenhals zu suchen und ihn kräftig zu schütteln.
    Mauras Stimme hinderte ihn daran. Obwohl sie die meiste Zeit mit Blen und Tesha Umbrisch gesprochen hatten, hatte sie ihre Kenntnisse in Comtung offensichtlich verbessert, wahrscheinlich durch die Kinder.
    “Ich will einer Bitte mehr Beachtung schenken als einer Drohung, Junge.” Es hörte sich ein wenig holprig an, mit einem starken Norest-Akzent, aber man konnte es verstehen. Etwas sanfter fügte sie hinzu: “Bei der nächsten Rast werde ich mir deinen Fuß anschauen.”
    “Blen?” Rath deutete mit dem Kopf auf den Heuberg hinter ihnen. “Geht das in Ordnung? Nur, bis wir anhalten, um das Pferd zu tränken.”
    Das zerfurchte Gesicht des Bauern verfinsterte sich, während er über Raths Bitte nachdachte. Die Drohung dieses kleinen Schurken wog für ihn sichtlich schwerer als jedes Flehen.
    “Ich … denke mal, er kann bleiben”, knurrte er endlich. “Aber haltet ihn ruhig. Wenn man Euch entdeckt, werde ich schwören, keinen von Euch zu kennen – obwohl mir das dann auch nichts mehr helfen wird.”
    “Hast du das gehört, du kleines Moschusschwein”, flüsterte Rath auf Comtung dem unsichtbaren Betteljungen zu. “Wenn der Dame wegen dir etwas zustößt, dann sorge ich dafür, dass du bereust, nicht von

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