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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Wege betrafen, studiert. Sie wusste, was sie tun musste. Und sie wusste, was vermutlich geschehen würde. Trotzdem fühlte sie sich hilflos.
    Ihr Beschützer hatte all seine eigenen Pläne und Ziele geopfert, um sie auf ihr Schicksal vorzubereiten. Und wenn die Zukunft sie auch ängstigte – sie musste Langbards Gedächtnis in Ehren halten, indem sie tat, was er von ihr erwartet hatte.
    Maura zwang sich, nicht auf das Geräusch des Spatens zu hören, tauchte ein Ende ihres Umschlagtuchs ins Wasser und begann sorgfältig den Rußfleck von Langbards Gesicht zu wischen. Dann salbte sie ihn so, wie er es sie gelehrt hatte.
    An den Brauen, um seine Gedanken zu reinigen. An den Lippen, um seine Worte zu reinigen. An den Händen, um seine Taten zu reinigen. Dabei sagte sie die Litanei des Hinübergehens auf, damit sein Geist sich vom Körper lösen und zum Allgeber zurückkehren konnte, von dem er gekommen war.
    Das Ritual diente noch einem anderen Zweck. Es ermöglichte ihrem Geist, einen Teil des Weges mit Langbard zu gehen. Auf dem Weg zum Jenseits würde Langbard sich befreien und ihr all seine Erinnerungen, all sein Wissen und Können vermachen.
    Komm, Liebes, hörte sie Langbard sagen, wir haben nicht viel Zeit. Ich habe die Echtroi auf eine falsche Fährte gesetzt, aber ich fürchte, sie werden sich nicht lange täuschen lassen. Wenn sie zurückkommen, müsst ihr so weit weg wie möglich sein. Und verwischt sorgfältig eure Spuren. Ich vermute, Master Talward weiß, wie man das macht. Danke dem Allgeber, dass er ihn uns gesandt hat.
    Dem Allgeber dafür danken? Hatte das Sterben Langbard den Verstand geraubt? Wer sonst, als Rath …
    Nein, Maura, schalt Langbard sie. Wir bringen ihn in Gefahr, nicht umgekehrt. Die Echtroi haben entdeckt, dass etwas im Gange ist, was ihnen Angst und Schrecken einjagt. Sie wissen nicht, was es ist, aber irgendwie haben sie herausbekommen, dass ich damit zu tun habe.
    Das heißt …
    Du musst sehr vorsichtig sein. Die Kräfte, die sich gegen dich erheben, sind sehr mächtig. Sie werden alles tun, um zu behalten, was sie sich genommen haben … und was sie beherrscht.
    Wenn er doch bloß mit ihr kommen könnte!
    Aber das werde ich doch. Auf meine Weise.
    Mit diesen Worten ergoss sich ein Strom von Erinnerungen in Mauras Geist. Sie sah das Orakel von Margyle, fühlte die Verwirrung, welche die Prophezeiung der Seherin vor langer Zeit in einem jungen Schüler hervorgerufen hatte. Sie sah eine andere Frau von einer Schriftrolle aufblicken. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als der junge Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass er sie nie beachten würde, sie plötzlich mit anderen Augen ansah.
    Maura hüpfte das Herz, als sie eine junge Frau betrachtete, die mit dem Ausdruck wehmütiger Freude und tiefer Sorge ein Kind wiegte. Sie fühlte die Qualen von Langbards uneingestandener Liebe, als sie ihre schöne, vom Schicksal verdammte Mutter sah und Erinnerungen in sich aufnahm, die
sie
ihm mitgegeben hatte.
    Hand in Hand mit Langbard wanderte sie im Geist weiter, als sie jemals gegangen war. Zusammen überwanden sie Pronel's Pass, über dem drohend die Schatten des Gebirges der Drei Burgen lagen. Sie wateten durch das hohe Gras der Südmark-Steppen, aus dem Wolken von Sternmotten aufstiegen, um ihre Wanderung nach Norden zu beginnen. Und sie standen an der sandigen Westküste von Galene und sahen zu, wie die Sonne am Horizont hinter dem Meer der Dämmerung verschwand.
    Alles, was er sie noch hatte lehren wollen, unbekannte Zaubersprüche, Eigenheiten fremder Pflanzen, denen sie auf ihrer Reise begegnen würde, war plötzlich in ihrem Kopf, als wäre es ihr ureigenstes Wissen. Doch Maura fürchtete das Ende des Rituals. Denn alles, was ihr dann noch von Langbard bleiben würde, war dieser Teil von ihm, mit dem er sie beschenkt hatte.
    “Maura!” Ihr eindringlich geflüsterter Name, und dass Rath sie rau an der Schulter schüttelte, brachten sie in die Gegenwart zurück.
    Sie nahm ihm übel, dass er ihr letztes Lebewohl störte. “Seid Ihr schon fertig?”
    “Fast. Aber da schleicht irgendetwas im Gebüsch herum.”
    Die ungewohnte Furcht in seiner Stimme ließ Maura das Blut in den Adern gefrieren. Wenn selbst dieser Mann sich besorgt zeigte, dann drohte ihnen wirklich Gefahr.

7. KAPITEL
    W as auch immer sie belauert hatte, es war noch da. Das sagte ihm jeder seiner zum Zerreißen angespannten Sinne. Wenn sie da waren, warum griffen sie nicht an und machten dem ganzen ein

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