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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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während des Reitens schlafen. Du wirst alle Kraft brauchen.”
    “Ich sitze gut hier.” Rath gähnte. “Ich habe schon viel schlechter geschlafen.”
    “Ich kann aber nicht schlafen”, erwiderte Maura. “Da kann ich genauso gut Wache halten, während du dich ausruhst.”
    “Wache halten?” Rath klang amüsiert. “Soll das heißen, dass du meinen Dolch gebrauchen wirst, falls es nötig ist?”
    “N…nein”, gab Maura nach einigem Zögern zu. “Aber ich werde mein Spinnweb oder mein Traumkraut bereithalten.”
    “Warum benutzt du dann das Traumkraut nicht selbst?” Wieso widersetzte er sich eigentlich? Wenn Maura das Bett doch nicht haben wollte?
    “Ich kann die Augen nicht schließen. Ich sehe dann die Körper in den Bäumen. Bei dem einen hing das Auge heraus und eine Krähe …”
    “Ich hatte dich gewarnt! Gibt es in den Taschen deines Schultergurts denn nichts, was solch böse Erinnerungen vertreibt?”
    Maura schüttelte den Kopf. “Und wenn, würde ich es nicht nehmen.”
    “Bist du närrisch?”
    “Vielleicht.” Sie stand auf, ging zum Fenster und starrte in die Nacht hinaus. “Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst. Es ist nur so, dass es mir falsch vorkommt, es zu vergessen.”
    “Wieso quälst du dich, wenn du es doch nicht ändern kannst?”
    Im weich schimmernden Mondlicht sah Rath, wie sie sich umdrehte und mit zwei Schritten bei ihm war. Sie kniete vor ihm nieder und nahm seine Hände in die ihren.
    “Wir haben es schon geändert”, flüsterte sie erregt. “Heute. Du und ich. Für einen einzigen alten Mann. Und wenn wir es können, können es auch andere. Und wenn viele Menschen es tun …”
    Ihr plötzlich erwachter Eifer könnte ihn mitreißen, wenn er nicht aufpasste. Maura hatte kaum eine Vorstellung davon, was die Han Umbria angetan hatten, und Rath wollte, dass es so bliebe.
    “Alles schön und gut, Mädchen. Aber dein zukünftiger Ehemann dürfte andere Vorstellungen haben. Ich bezweifle, dass er begeistert ist, wenn du Kopf und Kragen riskierst.”
    Er hoffte nur, dass der Bursche Maura genauso gut beschützen würde wie Langbard. “Das Beste, was du für dich und Umbria tun kannst, ist, in Prum ein ruhiges Leben zu führen. Säe vor deiner Tür Hundertblütenblumen und Kräuter. Lehre deine Kinder die Weiße Magie und die Alten Wege. Mach aus deinem Heim so etwas wie eine verborgene Feuerstelle, in der unter der Asche die Kohle glüht, bis der Tag kommt, an dem sie ein neues Feuer nährt.”
    Wen wollte er zum Narren halten, sie oder sich selbst? In den kommenden Jahren würden die Han nur noch stärker werden, während die Umbrianer immer tiefer in Knechtschaft versinken würden. Jede Chance zum Widerstand war schon vor Jahren vertan worden.
    “Ich dachte, du misstraust der Weißen Magie und verachtest die Alten Wege.”
    “Das dachte ich auch.”
    Die folgenden Tagesreisen waren zwar länger, aber weniger ereignisreich. Eine Zeit lang hüllte weicher Nebel alles ein, dämpfte die Geräusche und man konnte in alle Richtungen nur ein paar Meter weit sehen.
    Was für entsetzliche Bilder mag er verbergen, fragte sich Maura.
    Wenn sie einerseits auch für den Nebel dankbar war, schämte sie sich andererseits, dass sie vor der harten Realität zurückschreckte, der die meisten Umbrianer nicht entkommen konnten.
    Seit jenem Gespräch mit Langbard hatte sie alles, was sie gesehen und erlebt hatte, nur noch mehr darin bestärkt, ihren Auftrag mit Inbrunst auszuführen. Letzte Nacht, als Rath behauptet hatte, man könnte nichts tun, hatte eine leise, aber feste Stimme in ihr ihm widersprochen.
    Sie empfand ihr Schicksal jetzt nicht mehr als eine Bürde. Es lag in ihrer Hand, den Umbrianern wieder Hoffnung zu geben, die Han zu vertreiben und Frieden und Freiheit zurückkehren zu lassen. Wenn sie erst Prum erreicht, die weise Exilda getroffen und die Karte erhalten hatte, auf der der Weg zu der Geheimen Lichtung eingezeichnet war, dann würde sie sich ihrem Ziel einen großen Schritt genähert haben.
    Doch dieser Schritt würde sie von Rath entfernen. Vor drei Wochen hätte sie sich noch nicht vorstellen können, dass die Aussicht, ihn zu verlieren, sie derart schmerzen würde. Wie hatte er sich denn nur in so kurzer Zeit in ihr Herz einschleichen können?
    “Es wird mir schwer fallen, dir Lebewohl sagen, Rath Talward.” Alles was sie tun konnte, war, sich noch enger an ihn zu schmiegen, während sie im strömenden Regen auf Prum zuritten. “Ich weiß nicht, wie ich

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