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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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ich das erzählt habe. Ich hatte eine gute Geschichte parat. Aber dann spürte ich den seltsamen Drang, die Wahrheit zu sagen.”
    Er schaute zu ihr zurück, während sie die Wendeltreppe zu dem Raum emporstiegen, den sie für die Nacht gemietet hatten. “Wenn ich nicht aufpasse, hast du mich bald durch deine Hexerei gezähmt.”
    Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. “Keine Angst.”
    Würde sie ihn denn zähmen wollen, wenn sie es könnte? Sie war sich nicht sicher, wie bei den meisten ihrer Gefühle, sofern sie Rath Talward betrafen. Doch eines wusste sie ganz sicher. Sie wäre glücklich über jede Ausrede, die ihr erlauben würde, sich in den nächsten Tagen an ihn zu schmiegen, während sie durch das Lange Tal ritten.
    Am folgenden Morgen waren sie noch nicht lange wieder auf der Straße, als Maura Rath bat, anzuhalten.
    Er zügelte die Stute. “Was ist?”
    “Du wirst schon sehen.” Sie glitt vom Pferd, übersprang den Graben neben der Straße und lief zu einer kleinen Wiese.
    Das Land sah aus, als wäre es früher einmal beackert worden. Jetzt lag es brach und nur hohes Gras und eine Menge Hundertblütenblumen wuchsen auf ihm. Maura pflückte so viel, wie sie nur in die große Tasche ihrer Schürze stopfen konnte.
    “Guter Einfall”, sagte Rath, als sie zurückkam. “Wir hatten Glück, dass wir auf keine Han getroffen sind, seid wir das Lange Tal erreicht haben. Doch ich fürchte, das wird nicht so bleiben.”
    Während sie ihren Weg fortsetzten, zog Maura eine Hand voll Blüten aus der Tasche und verstreute sie über sich, Rath und das Pferd.
    “Wiederhole den Spruch”, bat sie Rath.” Dann wirkt er noch besser.”
    “Sag ihn schnell”, meinte Rath. “Ich glaube, ich habe da vorne etwas gehört.”
    Jetzt, wo er es sagte, hörte Maura es auch – die schnellen, festen Schritte metallbeschuhter Füße und die schnarrenden Laute der Han-Sprache. Etwas atemlos sprach sie den Spruch, und Rath wiederholte ihn Satz für Satz.
    Als sie um die nächste Kurve ritten, sahen sie eine kleine Truppe Han-Soldaten vor sich, die einen Eselskarren umringten.
    “Halt dich fest”, rief ihr Rath über die Schulter zu.
    Er trieb die Stute zu einem kurzen Trab an und ließ sie dann über den Graben springen. Als sie in gleicher Höhe mit den Han waren, verstand Maura, warum er die Straße verlassen hatte. Sie hätten keinen Platz gehabt, um unbemerkt vorbeireiten zu können.
    Im Augenblick konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Soldaten allerdings auf den Karren und seinen alten Besitzer. Einige von ihnen stießen ihn zwischen sich hin und her und bellten Sätze, die wie Befehle und Fragen klangen, während andere nur zuschauten und lachten.
    “Was sagen sie? Warum schikanieren sie ihn?”, flüsterte Maura.
    “Sie beschimpfen ihn, weil er mit seinem Karren den Straßenstaub aufgewirbelt hat. Ihre kostbaren Haare könnten schmutzig werden. So wie es sich anhört, versteht der Alte nicht viel Comtung. Einige von ihnen nehmen das als eine Beleidigung.”
    Maura kochte vor Wut. “Wie mutig, sich mit einem alten, hilflosen Mann anzulegen.”
    Der alte Mann schaute von einem Soldaten zum anderen und suchte vergebens nach einem, der auch nur das geringste Anzeichen von Mitleid zeigte.
    “Bitte, gute Herren”, schrie er auf Umbrisch, “Ich will Euch doch nichts Böses!” Er versuchte eine ungeschickte Verbeugung. “Ich bitte Euch um Verzeihung, wenn ich Euch beleidigt habe!”
    Einer der Soldaten begann, ihn spöttisch nachzuahmen. Ein anderer stieß ihn mit einem gezielten Fußtritt in den Dreck.
    Maura sah, wie dem alten Mann eine Träne über das faltige, schmutzbedeckte Gesicht lief, während er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    Sie zitterte vor Zorn, und es war ihr gar nicht bewusst, dass sie vom Pferd stieg, bis Rath sie am Arm packte.
    “Was willst du tun?”
    “Weiß ich nicht.” Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. “Irgendetwas. Ich muss doch etwas tun!”
    “Nein!” Rath drehte sich im Sattel um und fasste sie um die Taille. “Sie werden den alten Mann nur noch härter anfassen. Glaub mir, ich habe das schon hundert Mal gesehen.”
    Maura wusste, dass er Recht hatte und doch … “Können wir denn gar nichts tun?”
    Rath stieß einen Seufzer aus. “Warte hier”, knurrte er und ließ sie vom Pferd gleiten. “Tu nichts, bis ich die Han von hier fortgelockt habe. Versprichst du es mir?”
    Sie nickte.
    “Gut.” Er deutete auf ein Gebüsch in

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