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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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zuletzt von der Verbannung der Elfen, die auch den Kampf Seros‘ unterstützt hatten und sich nun Razaks Willen fügen mussten. Sie wurden in ein Land verbannt, welches nur durch eine dunkle Höhle erreichbar war und die niemals von Unbefugten durchquert werden konnte. Sie mussten in einem dunklen Sumpf leben, ausgerechnet die Elfen – Geschöpfe der Natur und des Lichts! Ein wahrhaft grausames Schicksal für Seros‘ Verbündete. Seros hingegen wurden seine Zauberkräfte genommen und er selbst des Landes verwiesen.
    Die letzten Zeilen des Gedichtes jedoch waren ein Hinweis, der Zaramé eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagte:
     
    Doch die Strafe war indes keine Strafe nicht,
    denn die Hexe traf auf Kraft und Licht.
    Die Liebe erschuf eine neue Gefahr,
    nur für den König und seine Schar.
    Das Land wird erblicken eine Hoffnung neu,
    zurückkehren wird eine Hexe treu
    ergeben dem nächsten Herrschergeschlecht,
    e in Sohn wird besiegen das Alte und herrschen nach neuem Recht.
    List und Kampf, Klugheit und Kraft,
    Schönheit und Licht alles neu erschafft.
    Nicht leicht, nur mit vielen Opfern versehen,
    die Befreiung der Elfen wird als Erstes geschehen.
    Der Weg nie gerade und klar,
wird zurückbringen das Gute,
das einst in Erimalia war.
     
    Zaramé war die Luft aus den Lungen gewichen, als sie den letzten Satz gelesen hatte.
    Moran hörte den keuchenden Laut und drehte sich erschrocken nach dem wachsbleichen Mädchen um.
    „Zaramé, was ist mit dir?“, rief sie erschrocken. Balin hatte sich gerade ein wärmeres Hemd übergezogen, da er bei einem Bau die Maße für geschmiedete Fenstergitter nehmen musste und die Temperatur in den Abendstunden empfindlich kalt wurde. Er kniete sich vor Zaramé auf den Steinboden und nahm ihre Hände in seine großen Pranken.
    „Deine Hände sind kalt und deine Augen glänzen. Wirst du krank, Kind?“, fragte er besorgt. Zaramé schüttelte den Kopf und keuchte: „Das Drachentagegedicht, Vater, kennst du es?“
    „Ja, aber ich habe es schon Jahre nicht mehr gelesen. Was ist damit?“
    „Hier, lies die letzten Zeilen!“, drängte ihn das Mädchen und schob ihm das Buch zu. Balin las und in seinen Augen dämmerte das Verstehen.
    „Du denkst, das bezie ht sich auf die Vorhersage für dich und Niall? Das kann man nicht mit Sicherheit sagen, Zaramé! Aber es ist nicht unmöglich!“, fügte er zaudernd hinzu. Zaramé nickte heftig und senkte ihre Stimme. Moran kam näher, um die nächsten Worte auch zu verstehen, dann zuckte sie jedoch heftig zurück.
    „Ich habe eine Elfe gesehen, Vater, ich habe sie in meinen Händen gehalten und ich habe den Eingang – die Höhle gesehen. Ich weiß nur nicht, wie ich dorthin komme!“
    Ihre Eltern waren sprachlos. Dann flüsterte Moran panisch: „Kind, kein Wort mehr! Alles Weitere wäre Hochverrat, wenn dich jemand hört!“ Zaramé sah sie mit rot glühenden Augen an: „Aber Mutter, hast du vergessen, warum wir alle überhaupt in dieser Stadt sind? Warum Niall und ich bei euch sind? Wir können nicht so tun, als wäre es Zufall oder nie geschehen!“
    Balin räusperte sich, sprach aber auch mit gesenkter Stimme: „Damit hast du sicher Recht, Zaramé. Aber wir müssen uns auch erst damit anfreunden, dass ihr euch möglicherweise bald in Gefahr begeben müsst. Und deine Mutter ist aus gutem Grunde ängstlich…“ Er machte eine kurze Pause, als sei es ihm zuwider die nächsten Worte aussprechen zu müssen. „Denn du musst wissen, Zaramé, nach der Veröffentlichung dieser Zeilen wurde Ikaron nie mehr gesehen! Keiner weiß was mit ihm geschah, aber jeder denkt dabei das Gleiche!“ Zaramé schluckte: „Der König…?“ Balin nickte schwer. „Wie kommt dein Lehrer dazu, dir dieses Gedicht aufzugeben und es dich übermorgen vor den Kindern Nozaks aufsagen zu lassen? Das macht mir große Sorge, Zaramé. Das könnte übel für dich ausgehen. Ich werde ihn aufsuchen, noch heute, und ihn fragen, was er bezweckt!“
    Balin stand wutentbrannt auf, zog sich seine schwere Weste über und verließ das Haus. Schnellen Schrittes ging er über den Markt, vorbei an den bereits dunklen Häusern, aus denen nur gelegentlich der Schein eines Feuers zu erahnen war. Feuchte Kälte lag in der Luft und Balin überlegte, ob es wohl an seiner Angst um Zaramé lag, dass er so empfand. Bald war er an einer kleinen Gasse angekommen, in welcher sich auch das schmale Haus einer alten Frau befand. In dessen oberen Stockwerk lebte Leandor, der Lehrer der

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