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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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allein, wenn die Zeit reif ist. Bald, bald!“, versprach er, das grimmige Gesicht Balins ignorierend. Als dieser in Gedanken versunken nach Hause ging, achtete er nicht auf den Weg und so bemerkte er nicht den kleinen Schatten, der ihm beharrlich folgte. Zu Hause richtete er nicht nur die Änderung des Gedichtes aus – in der Annahme Zaramé müsse sehen, was auf sie zukäme, erzählte er auch den Rest. Zaramé war aufgeregt und neugierig, Moran starr vor Angst und Niall…, er schien beinahe ungerührt über das Erfahrene. Balin musterte seinen Sohn und dachte: „Er weiß mehr als wir alle. Warum sagt er es nicht?“
     
    Am nächsten Morgen verhielt sich Zaramé, wie ihr Vater und der Lehrer es besprochen hatten. Solana war wie erwartet zufrieden, dass das neue Gedicht augenscheinlich nicht kürzer war und Zaramé es ja an einem Tag würde lernen müssen.
    Aber Zaramé entging das Aufblitzen von Misstrauen in Karims Augen nicht und ihre Vision vom Verrat des Prinzen erschien wieder in ihrem Inneren. Da sie diesmal aber nicht davon überrascht wurde, fiel es niemandem auf. Sie sah aus dem Fenster, um sich zu beruhigen. Die Sonne schien und die Luft war klar an diesem kalten Herbsttag. Zaramé beobachtete die Blätter der Eiche vor dem vergitterten Fenster, wie sie bedächtig zu Boden fielen. Plötzlich registrierte sie eine Bewegung direkt vor ihrem Gesicht! Das Muster der schmiedeeisernen Gitter schien sich zu verschieben. Langsam und geräuschlos formten sich die geflochtenen Stäbe zu einem riesigen Drachen. Unauffällig sah Zaramé zu den anderen hinüber: Solana und Karim lasen abwechselnd die Strophen eines Gedichts vor und hatten nichts bemerkt. Aber Leandor blickte stirnrunzelnd herüber. Er presste die Lippen zusammen, um Zaramé davon abzuhalten, etwas zu sagen. Sie nickte nach kurzem Zögern: Es gab keinen Grund die anderen Kinder zu erschrecken, aber möglicherweise einen Grund, dass sie dieses Geschehen nicht sehen sollten! Sie sah wieder zu dem Drachen. Dieser verformte sich erneut, es entstanden ein Soldat, dann eine Elfe und zuletzt eine Frau, deren Hände zum Himmel erhoben waren. Es war die Frau auf dem Wandteppich an der Burgtreppe! Bevor sich die Stäbe endgültig wieder in die ursprüngliche Haltung zurückbildeten, formten sie noch ein Wort: „Komm!“
    Zaramé zuckte zusammen und blickte zu Leandor. Dieser verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln und hob die Augenbrauen. Zaramé hob fragend die Schultern und er schüttelte den Kopf. „Wohin soll ich kommen und wie?“
    „ Tut mir leid, ich weiß es nicht!“ – wie ein stummes Gespräch erschien es Zaramé. Sie wunderte sich darüber, denn bisher war Leandor ihr nicht einmal sympathisch gewesen. Plötzlich hörte sie ein deutliches Rascheln. Dies war so laut, dass auch die beiden anderen aufmerksam wurden. Es kam von der Kommode im hinteren Teil des Raumes, in welcher die Materialien für den Unterricht untergebracht wurden. Leandor rührte sich nicht vom Fleck, er schien willens das Geräusch zu überhören. Aber es war einfach zu laut.
    „Was ist das, um Himmels willen? Da muss etwas Riesiges hinter der Kommode verborgen sein!“, erklang Solanas Stimme, die noch schriller war als sonst. Karim erhob sich zögernd, da der Lehrer keine Anstalten machte nachzusehen.
    „Zaramé, bitte sieh nach, was es ist!“, befahl nun Leandor, der offensichtlich nicht wollte, dass der Prinz nachsah. Zaramé begriff das sofort und eilte nach hinten, aber Karim fing sie ab: „Auf keinen Fall, Zaramé, das mache ic h! Wenn es eine Ratte ist, beißt sie dich vielleicht!“
    „Ach, das ist höchstens eine Maus, davor fürchte ich mich nicht!“, erwiderte das Mädchen ein bisschen beschämt, weil sie von diesem fürsorglichen Jungen so schlechte Tagträume hatte. Aber dennoch blieb sie ihm direkt auf den Fersen bis zur Kommode. Vorsichtig zog Karim eine Schublade nach der anderen heraus. Alle hielten unwillkürlich die Luft an. Nichts! Karim drehte sich mit ratlosem Gesicht um, als plötzlich etwas blau Schimmerndes zur Türe huschte. Warum diese nur angelehnt war, wunderte Zaramé, denn sie war sich sicher, sie verschlossen zu haben. Zaramé war sofort klar, dass dies das Wesen aus dem Bild war. Leider hatte es auch Solana bemerkt, die nun einen schrillen Schrei ausstieß.
    „Da, da ist etwas! Eine Ratte, oder so was, aber blau!“
    „Prinzessin, beruhigt Euch. Jetzt ist es ja weg!“, schaltete sich Leandor ein. Er fixierte Zaramé, bis sie

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