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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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spürte, dass er ihr wieder etwas mitzuteilen hatte. Dann flogen seine Augen unauffällig zur Türe. Sie verstand, sie sollte dem Wesen folgen.
    „Ich informiere schnell den Haushofmeister, dass er nachsieht und es fängt, Prinzessin, wenn Ihr erlaubt!“, schlug Zaramé sanft vor. Leandor nickte beifällig: „Das ist eine gute Idee, Zaramé, geht und informiert Meister Prinus. Danach ist Eure Anwesenheit heute nicht mehr vonnöten. Prinzessin Solana und Prinz Karim werden noch die restlichen beiden Strophen lesen, dann ist das Gedicht abgeschlossen und wir machen auch Schluss.“
    Er wollte ihr einen Vorsprung geben, deshalb packte sie schnell ihre Tasche, verneigte sie sich kurz vor den dreien und ging rasch zur Tür hinaus. Draußen sah sie sich eilig um. Zuerst konnte sie das blaue Wesen nicht entdecken, dann sah sie es hinter einer Truhe im Gang. Sie kniete nieder und flüsterte: „Schnell, komm her! Ich bringe dich zurück, bevor sie dich jagen. Komm schon, geschwind!“
    Zaramé erwartete, dass es sich weiter zurückzöge, aber zur ihrer Verwunderung kam es ganz hervor. Es war wohl wirklich eine Elfe: das zarte Gesicht war wunderschön und die seltsam schräggestellten Augen gaben ihm einen besonderen Reiz. Das Blaue der Iris strahlte wie das mittägliche Blau unter der gleißenden Sonne. Das silberne Haar funkelte und der blaue Stein im silbernen Reif erschien Zaramé noch auffälliger als bei der letzten Begegnung. Und wieder sah sie Niall, mit einem ähnlichen Reif über der Stirn in seinem Kampfgewand. Ärgerlich schüttelte sie die irritierenden Gedanken ab, sie wollte die Elfe nicht wieder entwischen lassen. Aber diese machte keinerlei Anstalten dazu. Sie legte den Kopf schräg und flüsterte: „Wir müssen schnell hier weg, bevor die anderen kommen. Komm, Zaramé, schnell!“
    Aus dem Unterrichtsraum hörte man Stuhlrücken und die Stimmen wurden lauter. Instinktiv streckte Zaramé die Hand aus und die Elfe sprang hinauf. Dann eilte das Mädchen mit ihrer seltsamen Last den Gang entlang. An der Brüstung sah sie sich vorsichtig um und drückte sich eng an die Wand, als unten der Haushofmeister vorbeimarschierte. Sie hörte ihn mit einem der Küchenjungen schimpfen, dann entfernte sich seine Stimme und es wurde still in der großen Halle. Langsam schlich Zaramé die Treppe hinunter, innerlich getrieben von der Angst, Solana und Karim könnten jeden Augenblick hinter ihr auftauchen. Endlich stand sie vor dem Wandteppich und da: Da war auch wieder die Höhle hinter der Frau auf dem Berg! Zögernd streckte sie die Hand aus, um die Elfe dort abzusetzen.
    „Wann wirst du mir mehr sagen, Elfe? Von dir und von meiner Aufgabe? Was weißt du von mir? Bitte sag mir etwas, bevor du wieder verschwindest!“, flehte das Mädchen.
    Die Elfe lächelte: „Diesmal ist die Zeit dazu reif, Zaramé , du darfst mich begleiten und deine Fragen werden Antworten erhalten.“
    Zaramé wurde ruhig. Endlich war es soweit, das Warten hatte ein Ende! „Aber wie folge ich dir?“, zauderte sie.
    „Gib mir deine Hand, Zaramé, sieh das Bild auf dem Teppich an. Geh mit den Augen den Weg entlang, bis zu dem Berg. Wandere ihn hinauf, zu der Frau! Diese Frau ist eine deiner Vorfahren und hat dir viel hinterlassen. Ich bringe dich zu jemand, der mehr von ihr weiß. Nun komm, gehe auf die Frau zu, sieh in die Höhle hinein, du willst dort hineingehen…“
    Plötzlich spürte Zaramé einen Ruck und ihr wurde schwindlig. Dann wurde es dunkel um sie, als sei sie wirklich in dieser Höhle. Sie ging tatsächlich über unebenen Boden, es roch modrig und die Luft war kühl. Sie folgte dem schimmernden, blauen Schein der Elfe, bis sie in der Ferne etwas Helles sah. Sie näherten sich dem Ausgang! Zaramé war aufgeregt, was würde sie erwarten? Wer war diese Vorfahrin gewesen? Sie strich sich rasch über ihr Haar, um es zu ordnen. Dann öffnete sich ein weites Tal unter ihren Füßen. Sie hielt die Luft an: Überraschung und Schreck zugleich ließen sie innehalten. Das Tal war umgeben von hohen Bergen, unbezwingbar schienen sie! Überall loderten kleine Feuer in einer tristen Moorlandschaft und konnten dennoch die Luft nicht erwärmen. Kalt und feucht war es und unheimlich. Aber irgendwie auch märchenhaft schön! Hinter den Bergen lag eine kaum zu erahnende Dämmerung, als würde der Morgen bereits die Sonne erwarten, aber diese wolle nicht emporsteigen!
    „Hierher hat uns Razak, der damalige König und des jetzigen Königs Vater

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