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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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Königskinder. Balin atmete kurz tief ein und sah sich nochmals nach allen Seiten um. War dort hinter dem Hauseck jemand, der sich wundern könnte, warum der Schmied den Lehrer aufsucht? Konnte irgendjemand Verdacht schöpfen aus seiner Anwesenheit an diesem ungemütlichen Ort? Balin begann zu befürchten, dass er zu unüberlegt gehandelt hatte. Gerade als er sich entschlossen hatte umzukehren und das Ganze nochmals zu überdenken, ging eine kleine Tür auf, die sich über Balin an der Außenseite des Hauses befand, und der Schemen Leandors erschien in der Türöffnung.
    „Kommt herauf, mein Freund, bevor Ihr doch noch umkehrt!“, sagte der hagere Mann auf der Treppe und Balin stieg nach kurzem Zögern die Stufen hinauf. Bevor er der einladenden Handbewegung Leandors folgte und eintrat, sah er sich noch einmal kurz in der Dämmerung um. Nichts! Pure Einbildung war alles, was er gespürt hatte!
     
    Dann trat Balin ein. Da nur eine kleine Kerze auf dem Tisch brannte, konnte er zuerst nichts Genaues erkennen, bis Leandor eine Fackel an der Wand entzündete und den Raum in warmes Licht tauchte. Der Schmied holte tief Luft, denn er befand sich in dem beeindruckendsten Zimmer, in welchem er je gewesen war. Klein war es, an jeder Wand ein Regal, meist voll mit Büchern. Kleine und große Bücher, schmale Gedichtbände, aber auch Werke, die an Zaramés Buch erinnerten, wenn sie auch nicht so prächtig waren. Dazwischen Kräuter in Glaskrügen, Leichen von kleinen Tieren oder Teile davon. Flaschen mit verschiedenfarbigen Inhalten und vieles mehr, was Balin auf den ersten Blick nicht genau erkennen konnte.
    „Ich widme mich unter anderem der Forschung an der Bauweise der Lebewe sen, wie Ihr sehen könnt.“, ertönte die etwas schnarrende Stimme des Lehrers.
    Balin wandte sich ruhig um. Jetzt wo er hier war, wusste er , es war richtig gewesen. Diesen seltsamen Mann, der enormen Einfluss auf Zaramé ausüben konnte, musste man im Auge behalten. „Ein interessantes Gebiet, Meister Leandor. Verzeiht die abendliche Störung, aber ich erbitte eine Auskunft bezüglich meiner Tochter von Euch!“
     
    Leandor nickte in Gedanken versunken: „Das 'Drachentagegedicht`, nicht wahr? Das war nicht klug von mir, dieses aufzugeben, da habt Ihr Recht. Aber es war einfach zu verlockend!“
    Balin runzelte die Stirn. „Was ist daran für Euch verlockend, wenn Ihr meine Tochter in Gefahr bringt, frage ich Euch!“
    „Oh, Zaramé in Gefahr zu bringen, ist das letzte, was ich beabsichtige. Eigentlich war diese Strafe für die Prinzessin vorgesehen, aber Eure Tochter hat die größere Schuld auf sich genommen und ein noch längeres Gedicht fiel mir einfach in diesem Moment nicht ein. Und es verlockte mich, die Königskinder über die Machenschaften ihres Vater aufzuklären!“
    „Und I hr denkt, der König nähme das freundlich auf? Des Hochverrats angeklagt wäret Ihr schon am nächsten Tag. Und nun habt Ihr für Zaramé dieses Schicksal bestimmt!“, grollte Balin. „Aber da habt Ihr Euch verrechnet, Meister.“
    „Nein, nein, Zaramé wird es nicht aufsagen. Sie soll mir einfach morgen im Unterricht mitteilen, dass Ihr dieses Gedicht nicht zu Hause habt. Und ich werde meines auch nicht finden. Dann gebe ich ihr ein anderes in ähnlicher Länge auf, das „Sonnentaugedicht“ der Dichterin Larina. Sie kann ja heute schon anfangen es zu studieren, damit sie es schafft.“
    Balin schwieg einen Moment und musterte den Mann misstrauisch. Da er nur ehrliche Reue in den Augen des Anderen sah, nickte er besänftigt: „Das ist klug, Meister Leandor. Doch sagt, wie kommt es, dass Ihr den König hasst und doch seine Kinder unterweist?“
    Leandor wandte seinen Kopf ab und Balin konnte seine Miene im Dunkel nicht mehr deuten. Mit leiser , hasserfüllter Stimme sprach der Lehrer, als Balin schon fast nicht mehr damit gerechnet hatte. „Meinen Vater und meinen Onkel hat er auf dem Gewissen, wie so viele andere! Ich habe lange auf das Auftauchen Zaramés gehofft – wusste nicht, ob sie noch lebt oder ob man auch sie getötet hat. Aber bald wird meine Rache kommen: Zaramé wird dafür sorgen!“
    Balin war zu Tode erschrocken. „Wie könnt Ihr so etwas sagen, Zaramé ist ein Kind!“
    „Nein, das ist sie nicht und auch nie wirklich gewesen, daran hinderte sie ihre Bestimmung. Und das wisst Ihr so gut wie ich!“
    „Was wisst Ihr von ihr?“ drängte der Schmied. Aber Leandor schüttelte ablehnend den Kopf.
    „Das erfährt Zaramé von mir

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