Die Prophezeiung
Unermessliche wachsen ließ. Allen war klar, dass Razak irgendwann Madredas auf anderem Wege bekommen würde. Da das Heer jedoch gut ausgebildet war, wollte er wohl nichts überstürzen.
Iannis musste nicht lange nach Saris suchen. Eingeschüchtert stand der junge Wachmann am Eingang der Waffenkammer und sah aus, als warte er aufs Jüngste Gericht. Iannis kam sofort auf das Wesentliche zu sprechen: „Wer ist sie, Saris?“
Der junge Mann schluckte und hob abwehrend die Hände. Halbherzig machte er einen Ve rsuch das Unvermeidliche hinauszuzögern. „Wir haben uns nichts Schlechtes dabei gedacht, Heerführer Iannis. Sie wollte unbedingt das Kämpfen lernen, weil doch die Bedrohung durch Razak immer größer wird. Und man kann es einem Mädchen doch nicht verdenken, dass es sich wehren können will, wenn es soweit ist, nicht wahr?“, fügte er in einem Aufwallen von mutigem Trotz hinzu. Iannis sah ihn einen Moment überrascht an. Dieses Aufbegehren war für den sonst so unterwürfigen Saris mehr als ungewöhnlich. Dann entsann er sich der goldenen Augen und der Schönheit ihrer Besitzerin und ihm war klar, dass Saris wohl etwas in das Mädchen verliebt ist. Er fühlte einen eifersüchtigen Stich und konnte sich die kleine Spitze daher nicht verkneifen: „Dann wäre es wohl gut, wenn sie nicht schon beim Üben ums Leben käme, Soldat! Was du in deiner Freizeit tust, ist deine Sache, Saris. Sofern es nicht unserem Land schadet! Wenn du jemanden ins seiner Angst bestärkst, dass Razak vor den Toren steht, ist das bestimmt nicht von Vorteil für unser Volk. Außerdem ist das Mädchen vermutlich in einem Alter, in dem die Eltern noch über sie wachen. Hast du dich also versichert, dass diese damit einverstanden sind?“, schloss er mit hochgezogenen Augenbrauen und war von der Antwort nicht wenig überrascht.
Saris erhob triumphierend die Stimme: „Ihr Vater hat ihr sogar extra das Schwert gefertigt!“
„Warum hat sie sich dann vorhin bei der ersten Gelegenheit davongemacht, als sei es ein Geheimnis?“ Saris zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, Heerführer! Aber sie ist wirklich gut, schneller und mutiger als manch einer meiner Kameraden. Das habe ich natürlich niemandem gesagt!“, fügte er noch schnell hinzu.
„Das wird auch gut sein!“, donnerte Iannis, den nun endgültig seine Geduld im Stich ließ. „Wer also ist sie? “
Saris gab nun auf: „Sie heißt Ziandra und ist die einzige Tochter von Ronan, dem Schmied und der Heilerin Rianna.“ Iannis stockte der Atem.
Rianna! Diesen Namen gab es sicherlich nicht oft! Und er hatte ihn oft in den Geschichten seiner Mutter gehört. Die Prinzessin der Erimalier, die sich vor dem Zorn Razaks damals nach dem Tod ihres Zwillingsbruders zu den Madrenen geflüchtet hatte und dann in der Einöde des Landes verschwunden war. Konnte sie es sein? Ronan kannte er gut, dieser aufrechte, starke Mann war der Schmied seiner Truppe! Seine Tochter hatte er noch nie gesehen, aber gehört, dass sie von der Mutter in den Heilkünsten unterwiesen wurde. Ronan rief seine Frau mit dem Namen Ria, deshalb hatte Iannis nach einer flüchtigen, hochachtungsvollen Musterung der schönen Frau mit den sanften goldenen Augen, nicht weiter auf sie geachtet. Diese Neuigkeiten waren einer genaueren Untersuchung wert! Außerdem – das gestand er sich ganz ehrlich ein – wollte er die Tochter wieder treffen. Iannis machte sich sogleich auf den Weg. In Gedanken versunken ging er durch die Gassen Madredas bis zum Haus des Schmieds. Er hörte diesen in der Schmiede hämmern und nach kurzem Zögern trat er ein.
Ronan sah auf und lächelte, als er seinen Besuch erkannte. Vor Iannis hatte er großen Respekt. Dieser Mann, obgleich 10 Jahre jünger als er selbst, hatte das Heer der Madrenen in beispielloser Weise schlagkräftig aufgebaut. Iannis war ein durchtrainierter Kämpfer in allen Waffenarten. Er galt als strenger, aber gerechter Heerführer, der seinen Männern viel, aber nie zuviel abverlangte.
„Heerführer Iannis, welch Vergnügen Euch zu sehen. Ich hoffe, es geht Euch gut.“, rief der Schmied mit seiner dunklen Stimme dem jüngeren Mann zu. Er stutzte , als er das kurze Zögern des anderen wahrnahm. War etwas nicht in Ordnung gewesen mit der letzten Lieferung?
„Seid gegrüßt, Ronan! Da nke, alles bestens. Ich hoffe, bei Euch und Eurer Familie ist dies ebenso?“, schloss er vorsichtig. Würde er etwas über die Verletzung Ziandras erfahren?
„Alles bestens, mein
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