Die Prophezeiung
mein Fehler, es tut mir leid! Aber ich wusste dies alles nicht. Allerdings ich bin mir sicher, dass Saris der Einzige ist, dem gegenüber ich es jemals erwähnt habe!“
Rianna nahm sie in den Arm – sorgsam darauf bedacht, nicht an ihre Verwundung zu rühren: „Schatz, du konntest es ja nicht wissen. Wir werden einfach alle etwas vorsichtiger sein müssen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass du es nun weißt!“
Iannis senkte seine Stimme noch etwas und meinte: „Ich werde mit Saris w egen des Trainings sprechen. Ihm Verschwiegenheit zu befehlen wäre eine Leichtigkeit. Es wäre jedoch möglich, dass er hasserfüllt reagiert, wenn ich ihm vom Ende seines Trainings mit Ziandra berichte. Und dann hätte ich ihm mit dem Wissen um die Prinzessin eine Waffe in die Hand gegeben, sich zu rächen. Ich richte mich nach Eurem Wunsch, Prinzessin.“
Ronan und Rianna sah sich kurz an und sagten übereinstimmend: „Lasst es einfach ruhen, Iannis! Wir wollen keine schlafenden Hunde wecken.“
Iannis nickte beifällig und machte sich auf den Rückweg zur Burg, um ein kurzes Gespräch mit seinem König zu führen. Das Training Ziandras machte gewaltige Fortschritte, sobald Ziandra die Scheu vor dem Krieger Iannis abgelegt hatte. Dies war schnell der Fall gewesen, denn Ziandra hielt sich grundsätzlich nicht mit Zaudern auf. Sie gab sich gegenüber einfach zu, wie sehr ihr dieser Mann gefiel und genoss die Aufregung gegen ihn zu kämpfen und dabei auch die prickelnde Gefahr gelegentlicher Berührungen.
Aber diese Zeit der Stille vor dem Sturm war bald vorüber und es kam, wie es kommen musste: Eines Nachts ertönte gewaltiger Lärm in Madredas! Ziandra stürzte auf die Straße, wurde aber von ihrem Vater zurückgehalten. Ronan sah zur Burg hinauf. Dort brannte es und man hörte den Lärm Kämpfender. Verzweifelte Rufe erschollen. Ronan und Ziandra rannten zum Marktplatz, die Waffen in der Hand, und sahen gerade noch einen Trupp Reiter mit hohem Tempo durch das Tor reiten, als sei der Teufel hinter ihnen her. Reiter in den Farben Razaks! Was war geschehen, warum waren es so wenige und warum verließen sie die Stadt wieder?
Ziandra wurde eiskalt, als sie Iannis an der Spitze seiner Truppe die Verfolgung aufnehmen sah. Was würde ihn vor den Toren erwarten. Sie sah ihren Vater entschlossen. „Wir müssen auf die Mauer, Vater! Ich muss wissen, was da draußen passiert!“ Ronan nickte, rief Rianna kurz beruhigende Worte zu, und bat sie, sich im Haus zu verbarrikadieren. Ziandra staunte, wie gefasst und widerspruchslos ihre Mutter sich dem Wunsch ihres Mannes beugte. Sie selbst wäre niemals freiwillig ins Haus gegangen!
Dann jagte sie an der Seite ihres Vaters die steile Treppe hinauf auf die breiten, steinernen Mauern, welche die Stadt umgaben. Heillose Angst durchfuhr sie, als sie Iannis sah, welcher hinter der fliehenden Gruppe herjagte. Ganz klar war nun auch zu erkennen, dass diese eine Frau in ihrer Mitte hatten!
„Sie haben Prinzessin Asmida entführt!“, flüsterte Ronan entsetzt, „Deswegen waren sie so wenige. Damit sie nicht so auffallen!“
Zi andra zitterte leicht – „vor Kälte“, sprach sie sich selbst Mut zu. „Das bedeutet Krieg, nicht wahr, Vater?“, flüsterte sie. Ronan nickte grimmig.
„Ja, wir können sie nicht in Razaks Händen lassen, die Arme. Außerdem bekäme sie ein Kind von ihm, könnte er die Macht über Madredas beanspruchen!“
„Und dann würde ihm auch Rianna früher oder später in die Hände fallen“, dachte Ronan entsetzt für sich. Draußen vor den Toren war Iannis ganz plötzlich zur Umkehr gezwungen, denn aus einer Senke vor ihm tauchte plötzlich ein ganzes Bataillon Gegner zur Sicherung der Flucht von Razaks Soldaten auf. Gegen diese Übermacht zu reiten hätte keinerlei Erfolgsaussichten gehabt. Wütend gab er seinen Leuten den Befehl zum Rückzug. Am nächsten Morgen kam Iannis zu Ziandra. Selbst übernächtigt strahlte er immer noch eine ungeheure Wut aus.
„Das Training muss in nächster Zeit ausfallen, Ziandra! Tut mir leid. Aber selbst verteidigen kannst du dich jetzt in jedem Fall!“
Ziandra sah ihn wehmütig an. „Was wirst du tun, Iannis? Wie sind diese Kerle überhaupt in die Burg gekommen?“, fragte sie in ihrer unverblümten Art. Iannis seufzte frustriert. „Sie haben jemanden in meine Truppe eingeschleust. Seit über sechs Jahren hat Karen für mich gekämpft und nie hat es für mich eine Spur des Zweifels an ihm gegeben. Aber er ist mit ihnen
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