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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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schüttelte heftig den Kopf. „Wir können nicht hinaus, der einzige Weg ist über uns!“
    Iannis ignorierte ihren Protest, er gab Ronan Zeichen und die beiden Männer zogen die Pferde näher an die Felswand heran. Ronan warf Rianna auf eines davon und stieg dann selbst auf. Ziandra überlegte nicht lange, es würde schon einen Grund für das Verhalten der Männer geben. Sie sprang zeitgleich mit Iannis in den Sattel. Iannis führte den kleinen Trupp an. Sie preschten den steilen Pfad an der Wand entlang hinunter zum Bach, an welchem sie sonst ihr Wasser holten. Dort verschwanden sie unbemerkt im Gebüsch. Plötzlich rauschte es direkt vor ihnen, laut und zischend und die vier konnten ihre Pferde gerade noch bändigen. Der Drache mit Seros auf seinem Rücken startete an ihnen vorbei. Ziandra fing trotz des Tempos Seros‘ Blick auf. Er nickte ihr grimmig zu. Dann stürzte sich der große Drache mit dem Mann in die Schlacht.
    Die vier ritten, was die Pferde hergaben und Ziandra war erstaunt, wie ihre zarte Mutter, die sich vorwiegend in Haus und Kräutergarten aufgehalten hatte, dieses Tempo und die Anstrengung durchhielt. Zwei Abende später kamen sie bei einer alten Hütte an und Rianna glitt als erste vom Pferd und klopfte an die Türe. Eine alte Frau öffnete und lachte meckernd, als sie die Frau, die sie zuletzt als Mädchen gesehen hatte, wiedererkannte.
    „Soso, ich habe dich schon kommen gesehen, dich und die deinen! Kommt herein!“, sagte Azriel und ging ihnen ins Dunkle voraus zum Feuer. Erschöpft ließ sich Rianna vor die wärmenden Flammen fallen, Ronan und Iannis folgten mit dem Gepäck. Ziandra war vor der Türe stehen geblieben, ein eisiger Schauer nach dem anderen lief über ihren Körper. Iannis kam wieder aus der Hütte und sah sie fragend an: „Was ist los, Ziandra, warum kommst du nicht?“
    Ziandra flüsterte: „Wer ist das, Iannis? Diese Frau ist mir unheimlich, irgendetwas stimmt hier nicht!“
    In diesem Moment kreischte die Alte: „Kommt rein und flüstert nicht da draußen, Neuigkeiten gibt es nur hier!“
    Die beiden sahen sich an und Iannis flüsterte grinsend: „Komm lieber, sonst hext sie uns Warzen auf die Nasen!“
    Ziandra konnte gar nicht darüber lachen, denn sie hatte das Gefühl, dass Azriel dazu durchaus im Stande war. Immer noch voll Widerwillen betrat sie die Hütte und es geschah das Gleiche, was damals ihre Mutter erlebt hatte: Das Feuer loderte hoch auf, so dass alle erschrocken zurückfuhren. Azriel lachte wieder.
    „ Ganz deine Tochter, Rianna und noch dazu das Temperament des Schmieds! Da wird es ein bisschen dauern, bis sich das Feuer beruhigt hat und wir sehen können, was bei Seros los ist!“ Ziandra sah sie neugierig an, dann warf sie einen Seitenblick auf ihre Eltern. Rianna lächelte sie müde an: „Das ist Azriel, mein Schatz. Sie ist die Hexe, die über das Volk der Menschen wacht und herrscht!“
    „Eher herrscht“, brummelte Ronan und schoss einen giftigen Blick in Richtung der alten Frau, die seine Rianna damals so grob herumkommandiert hatte.
    „Die Menschen verdienen es nicht mehr anders, aber das werdet ihr Weichlinge nie verstehen, dass Unkontrolliertheit nur Gewalt, Neid und Kampf nach sich ziehen!“, keifte die Alte zurück. Ziandra legte den Kopf schräg und überlegte, dass in Azriels Worten Wahrheit lag, auch wenn sie selbst das gewaltsame Beherrschen eines Volkes nicht gut hieß. Aber einen König wie Heras über sich zu haben, dem das Wohl seines Volkes über alles ging und der seine Herrschaft nicht missbrauchte, sondern damit geschickt lenkte – das war es wohl, was die meisten Menschen in ihrer Schwäche wirklich benötigten, damit hatte Azriel Recht. Diese nickte ihr überrascht zu: „Du weißt, Kind, das ich Recht habe! Deine Mutter will helfen, aber das reicht nicht aus. Die Frage ist, reicht was du bist, um das Schicksal zu ändern?“
    „Was müsste ich sein, um dies zu tun, Azriel?“, hörte Ziandra sich selbst wie aus weiter Ferne fragen. Die Alte sah sie abs chätzend an, die Augen zusammengekniffen, den faltigen Mund gespitzt.
    „Mutig bist du, vermagst viel im Kampf. Weisheit … dafür bist du noch zu jung. Aber dein Temperament hast du nicht im Zaum bis jetzt! Mut, Wissen und überlegtes Handeln ist vonnöten! Wir werden sehen, was die Zeit bringt.“
    In diesem Moment sah Ziandra in den Augenwinkeln, wie sich die hohen Flammen beruhigten und zu einem schwachen, bläulichen Glühen wurden. Alle sahen gespannt

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