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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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Plötzlich flammten Fackeln vor ihnen auf – sie waren in einen Hinterhalt geraten!
    Ronan, Iannis und Ikaron sprangen auf die Pferde und riefen den Frauen zu, sich zu verbergen. Azriel schob sich vorsichtig durch das Gebüsch auf die schmale Schlucht zu, die hoch über ihnen aufragte. Ronan drängte Rianna, Sialin und Leandor hinter ihr her. Als er sich nach seiner Tochter umsah, war sie verschwunden. Ronan fluchte: Sie war hinter Iannis hergelaufen. Er überlegte kurz, dann entschied er, dass er für die Sicherheit der Frauen verantwortlich war und schweren Herzens folgte er ihnen. Unbehelligt erklommen sie hinter ihrer kundigen Führerin einen steilen Weg am rechten Rand der Schlucht. Als sie oben waren, sah sich Rianna schwer atmend um und fuhr erschrocken zusammen.
    „Ronan, wo sind Ziandra und Zaramé? Haben sie uns verloren?“ Ronan seufzte schwer:
    „Nein, ich fürchte, sie wollte bei Iannis bleiben. Ich laufe wieder hinunter. Bleibt ihr hier und verbergt euch!“
    Da sprach Azriel mit grollender Stimme: „Ronan, es ist zu spät! Sieh nur!“
    Nun erleuchteten auch von der anderen Waldseite Fackeln den Wald, ihre Verfolger hatten aufgeschlossen. Rianna schossen die Tränen in die Augen, als sie die kleinen Gestalten sah, die sich in der Mitte in aussichtsloser Position befanden. Sialin lehnte sich schluchzend an ihren Sohn. Leandor schien wie erstarrt. Nur Azriel stand aufrecht und beobachtete das ganze Schauspiel regungslos. Rianna hielt Ronan am Arm fest, aber er sah selbst ein, dass es Selbstmord gewesen wäre hinunter zu gehen. Aber das Herz blutete ihm, in Erwartung des Furchtbaren, welches unvermeidlich war. Wie in Zeitlupe sahen sie, dass Ikaron wehrlos die Hände hob, um sich zu ergeben und wie er nach einem kurzen Schwertstreich zu Boden sank. Sialin fiel auf die Knie, die Hände vor den Mund gepresst, um nicht ihren Standort durch den Schrei, der aus ihr herauswollte, zu verraten. Leandor ballte die Fäuste, ein hilfloser Halbwüchsiger, der zusehen musste, wie sein gewaltverachtender Vater ermordet wurde.
    Iannis und Ziandra erhoben die Schwerter und wehrten sich gegen die Übermacht, so gut sie konnten. Aber ihre Kraft ließ zusehends nach. Rianna wollte den Blick abwenden, vermochte es aber nicht.
    Plötzlich erhob sich ein Rauschen und zahlreiche geflügelte Wesen schossen auf die Waldlichtung, auf welcher Iannis und Ziandra um ihr Leben kämpften. Die Elfen umschwirrten die beiden und hielten ihnen so die Angreifer etwas vom Leib. Als Rianna schon zu hoffen begann, die beiden könnten es noch schaffen, erhob sich ein riesiger Schatten direkt hinter ihnen und flog über sie hinweg: Balor, der Drache griff in den Kampf ein. Aber diesmal stand er nicht auf ihrer Seite, sondern auf der des Feindes, denn sein Reiter war Nozak, der Sohn Razaks! Ein vielstimmiger Schrei aus hellen Kehlen erscholl und die Elfen versuchten zu fliehen, aber eine sonderbare Kraft schien sie zu Boden zu drücken. Sie wichen zu Fuß zurück, aber nur eine kurze Strecke. Denn hinter ihnen erstreckte sich ein Sumpf, der von zahlreichen Rosenbüschen durchsetzt war. In jeder Farbe blühten die Rosen selbst in der tiefdunklen Nacht. Die vorderste Elfe schien ein bisschen größer zu sein als die anderen. Sie hielt einen, ja, das war wohl ein Zauberstab, wie eine Waffe vor sich. Aber die kleinen Geschöpfe hatten wohl trotz ihrer magischen Kräfte der überwältigenden Menge der Angreifer und der Gewalt Nozaks und des Drachen nichts entgegenzusetzen. Die hintersten der Elfen waren bereits bis zu den Waden im Sumpf eingesunken. Ziandra schrie wütend auf, als sie die zarten Wesen in Bedrängnis sah und stürzte auf Nozak zu. Iannis folgte ihr umgehend, wohl wissend, dass sie verloren waren. Bevor sie noch am Drachen angekommen waren, richtete sich Nozak vor ihnen auf und ohne zu zögern stieß er zu. Viele Stimmen schienen gleichzeitig aufzuschreien. Iannis warf sich über seine Frau und umgehend fiel er demselben Schwert zum Opfer. Rianna weinte und Ronan fühlte es wie Eis in seiner Brust, wo zuvor ein Herz geschlagen hatte. Sonderbarerweise erhob auch der Drache sein gewaltiges Brüllen, als bedaure er diesen Tod.
    Über den schluchzenden Elfen erhob sich nun dichter Nebel und bevor Nozak es verhindern konnten, waren sie nicht mehr zu sehen – nur das Weinen hörte man noch lange.
    Die Übriggebliebenen auf dem Felsen rückten unter einem dichten Baum eng zusammen und sahen einander fassungslos an. Als Rianna Azriel

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