Die Prophezeiung
erschüttert.
„ Kein Wunder, dass sie Albträume hat“, dachte er, „so eine Vergangenheit muss sich ja irgendwie bemerkbar machen!“ Er selbst fühlte sich dagegen sehr lebendig. Das erste Mal war nun auch sein Name genannt worden. Würde er auf den nächsten Seiten – wo auch immer sie sie finden würden – mehr über sich selbst erfahren? Er brannte nun geradezu auf Neuigkeiten! Zaramé packte das Buch wieder in sein Versteck und schloss leise das Dielenbrett des Bodens. Dann blickte sie Niall an. Ihre Augen waren wie nach ihrer Ohnmacht fast farblos, ein Zeichen ihrer Erschöpfung und Angst! Niall zog sie neben sich. „Es tut mir leid, Zaramé, dass deinen Eltern so Schlimmes widerfahren ist. Aber wir beide werden das Schicksal ändern, das ist unsere Bestimmung. Die Nachfahren Nozaks und Razaks werden nicht triumphieren. Denn wir werden ihnen ihre Macht entreißen und das Volk befreien. Zaramé. Das schwöre ich, bei meinem Leben!“
Zaram é zuckte zusammen, dann fauchte sie ihn geradezu an: „Hör sofort auf, mit diesem Gerede über Leben und Tod, Niall! Das, was ich gerade alles lesen musste, reicht mir an Blutvergießen auf ewig, das kannst du mir glauben.“ Als er beruhigend ihre Hand nehmen wollte, stieß sie ihn weg. Aber Niall gab nicht so schnell auf. Er packte beide Hände und hielt sie fest. Als sie wütend zischte und ihn aus nun fast glühenden Augen anfunkelte, lachte er erleichtert. „Na, was ist, kleine Rebellin? Willst du mich jetzt auch versteinern, wie die anderen, die du sonst mit diesem Blick ansiehst? Ich habe nicht vor zu sterben. Wir werden das Ganze ein bisschen vorsichtiger angehen als deine Vorfahren, verstehst du?“
Sie schüttelte verächtlich den Kopf , sodass die rote Mähne gerade nur so flog: „Glaubst du, das hätten sie nicht auch vorgehabt? Was ich über meine Eltern erfahren habe, macht auf mich nicht den Eindruck, als seien sie unbesonnen und übereilt gewesen!
Etwas ruhiger, fuhr Zaramé mit beschwörender Stimme fort: „Wir spielen gegen mächtige Gegner, Niall! Und wir sind allein! Wo sind die ganzen Helfer, die meine Eltern und Großeltern hatten: die Magaren, Azriel, Seros und sein Drache, die Elfen? Die Elfen und Magaren sind gefangen, der Drache gehört dem Feind, die anderen sind spurlos verschwunden!“
„Nein, sind sie bestimmt nicht! Wir haben doch noch gar nicht versucht, sie alle zu finden! Die Elfen werden wir befreien, den Weg zu ihnen hast du bereits entdeckt. Frage die Elfenkönigin, wie es möglich ist. Azriel, das wissen wir nun, ist Arami. Und wo wir die finden ist einfach: in Sorimok. Und die Magaren werde ich suchen, sobald ich dich in Sicherheit hier lassen kann! Lass uns noch etwas abwarten, wie sich Karim demnächst benimmt! Von ihm droht momentan die größte Gefahr. Nozak ist für uns kein Gegner mehr!“
Zaramé war von seiner ruhigen Unerschütterlichkeit beeindruckt. „Hat er Recht?“, fragte sie sich selbst, „sehe ich zu düster in die Zukunft? Nein, ich weiß, dass Schweres auf uns zukommt! Mag sein, dass er am Ende Recht behält, aber die Gefahr ist näher und mächtiger, als er glauben will! O, ich hoffe so sehr, Niall behält Recht!“
Zaramé wusste nicht so recht, wie sie sich in nächster Zeit verhalten sollte. Würden Solana, Karim und ihre Eltern weiterhin erwarten, dass sie in die Burg käme?
„Lernen können wir schlecht, weil Karim ja unseren Lehrer getötet hat“, sagte Zaramé mit bitterem Sarkasmu s. „Ich kann wohl auch kaum zur Burg gehen und fragen, wie es allen so geht – ‚Ach, übrigens, Karim, wie hast du denn deinen ersten Mord verkraftet?‘. Ich will nicht mehr dorthin, aber mache ich mich damit verdächtig? Sollte ich nicht auch nach den Elfen sehen?“, fragte sie Niall leicht verzweifelt. Niall lachte kurz, als er in das missmutig verzogene Gesicht Zaramés blickte, welches trotz der Grimasse Schönheit und Anmut ausstrahlte. Er überlegte: Aber sie hatte Recht, es war nicht ganz einfach, sich nun unbefangen zu verhalten. Moran sagte mit ängstlicher Stimme: „Du gehst auf keinen Fall wieder ins Schloss, Zaramé! Das ist viel zu gefährlich!“
Dann mischte sich Balin entschieden ein und seine Stimme duldete keinen Widerspruch: „ Du bleibst der Burg fern, solange man nicht nach dir verlangt, Kind! Ich fürchte, das wird bald genug sein, denn der Prinz hat einen Narren an dir gefressen. Wahrscheinlich überlegt er sich gerade, ob er nach dir schicken soll, denn er wird ungern seine
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