Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
Witzfigur könnte mir helfen? Wenn ich mich nicht vor den anderen Anwesenden geschämt hätte, wäre ich wohl aufgestanden und geflohen.
    Das Gefühl der Enttäuschung und der Ärger über meine Leichtgläubigkeit waren so groß, daß ich während der ersten Minuten seinem Vortrag kaum folgte. Er saß mit überkreuzten Beinen auf dem Teppich vor uns, und selbst das Timbre seiner hohen, flötenden Stimme hatte etwas lächerlich Melodramatisches an sich. Wie konnten erwachsene Menschen so einen Unsinn mitmachen? All die Klischees über Göttliche Wahrheit, Erleuchtung und Neue Seinsformen, vorgetragen mit dünner Stimme und einem kauzigen Peter-Sellers-Akzent, schienen in tiefste Banalität abzugleiten.
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf meine Nachbarn. Der alte Steuerrevisor neben mir hatte sich weit vorgebeugt und hörte mit halboffenem Mund zu. Er schien jedes Wort des Meisters zu verschlingen. Neben ihm saß bolzengerade eine knochige alte Jungfer, die ihre Vogelaugen keine Sekunde von der Gestalt des Gurus abwandte. Die Gesichter rings um mich drückten Verzückung auf. Nur ich war offenbar immun gegen den Bann dieses lächerlichen Zwerges, und ich überlegte, ob es vielleicht an mir lag, daß ich die Erleuchtung nicht spürte. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Redner zu. Zu meiner großen Verlegenheit sah ich, daß seine samtbraunen Augen direkt auf mich gerichtet waren.
    »… der meisten westlichen Religionen«, sagte die Flötenstimme. »Sie sprechen mit gramverzerrten Gesichtern von der Freude und wenn sie die Erlösung erwähnen, flüstern sie, als stünden sie an einem Krankenbett. Ich sage euch das eine, und ich möchte, daß ihr in aller Ruhe darüber nachdenkt: eine ernste Miene bedeutet noch nicht, daß man ein Thema in allen Tiefen erfaßt hat. Das Hauptziel der Kreativen Meditation ist Glück, und ich sehe nicht ein, weshalb das Streben nach Glück uns keine Freude bereiten dürfte. Die Philosophen haben uns immer wieder erklärt, Gott sei tot. Wenn er sich wirklich von uns zurückgezogen hätte, so nur, weil ihn die armseligen Argumente ganzer Generationen von Theologen anekeln mußten. Aber keine Furcht, meine Freunde – Gott, Jehova, der Allerhöchste, wie wir Ihn auch nennen wollen, lebt. Er ist mit uns auf der Erde, wenn wir lachen, und er teilt unsere Freude. Wir müssen uns nur entspannen und die Schönheit der Welt sehen, dann fließt sein Geist in unsere Herzen …«
    So sehr ich mich dagegen wehrte, die Redekunst des Meisters brachte meinen Widerstand ins Wanken. Gewiß, er sprach in Klischees, aber sie gewannen durch seine Auslegung eine neue, größere Bedeutung – eine Bedeutung, die sich auch auf mein Leben anwenden ließ. Und ich hegte keinen Zweifel daran, daß seine Worte für jeden einzelnen Zuhörer eine persönliche Erlösung waren.
    Man mochte es Hypnose nennen oder Massenhysterie – für mich war das Erlebnis echt, und es verstieß nicht gegen die Regeln der Logik. Der Meister vermittelte uns keine neue Lehre – er wies uns lediglich auf Grundwahrheiten hin, die wir insgeheim längst erkannt, aber nie auszusprechen gewagt hatten.
    Als er seinen Vortrag beendet und den Salon verlassen hatte, herrschte ein paar Sekunden lang tiefes Schweigen. Dann standen die Zuhörer leise auf und gingen zu ihren Zimmern. Den Ausdruck auf ihren Gesichtern konnte man nur als inneres Leuchten beschreiben.
    Und ich war eins mit dieser Gruppe, mit dem ganzen Universum, in einer Weise, wie ich es noch nie zuvor verspürt hatte … sicher in dem Wissen, daß ich hier finden würde, wonach ich mich sehnte.
     

 
MAURICE ABLESON – 3
     
    Am nächsten Morgen wurde ich durch das Schrillen einer Klingel geweckt. Ich blieb noch ein paar Minuten liegen und genoß das Wohlgefühl, das mich einhüllte. Zum ersten Male seit vielen Monaten hatte ich die Nacht durchgeschlafen, ohne daß mich Alpträume oder Gewissensbisse quälten. Mein Zynismus hatte der festen Entschlossenheit Platz gemacht, tiefer in die mystische Welt Tahagatha Anandas einzudringen und sie zu begreifen.
    Schließlich stand ich auf und trat ans Fenster. Die Morgensonne, die über dem Park von Halburton House lag, schien die Wärme zu reflektieren, die in meinem Innern war. Auf wunderbare Weise hatte ich mich mit der Welt ausgesöhnt.
    Die Menschen, mit denen ich zusammentraf, als ich meine einfache Morgenmahlzeit einnahm, waren keine Fremden mehr, sondern Gefährten, mit denen ich ein frohes Geheimnis teilte. Das

Weitere Kostenlose Bücher