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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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abgesondert und blickten nervös in die Runde.
    An der hohen Glastür, die in eine Art Wintergarten führte, hatte sich eine Gruppe von jüngeren Leuten in zwangloser Kleidung versammelt. Den Mittelpunkt bildete ein etwa sechzehnjähriges Mädchen, ein auffallend zierliches Geschöpf mit blitzenden Augen und lausbubenhaft kurzgeschnittenen blonden Haaren. Sie kauerte in Bluejeans und einem hellgrauen Pullover auf der Armlehne eines ausladenden Fauteuils und redete unentwegt. Von Zeit zu Zeit wurde sie von den Lachsalven ihrer Zuhörer unterbrochen.
    »Guten Abend, Mister Ableson! Ich hoffe, Sie sind mit Ihrem Zimmer zufrieden.«
    Ich drehte mich um. Henrietta Van Eps hatte ihr dunkelbraunes Kostüm mit einem sariähnlichen Gewand aus schillernder blauer Seide vertauscht. Ihr Haar war zu einem strengen Knoten geschlungen und betonte ihre klassischen Züge.
    Sie sah lächelnd zu den jungen Leuten hinüber, deren Stimmung immer ausgelassener wurde. »Katie scheint heute abend in Form zu sein«, meinte sie.
    »Katie?«
    »Ja, Katie Mackinnon – die Kleine mit den Bluejeans.«
    »Oh, sie gehört zum Personal?«
    Henrietta Van Eps nickte. »Sie ist seit mehr als einem Jahr bei uns.«
    »Sie wirkt sehr jung.«
    »Das stimmt – aber der Guru betrachtet sie als eine seiner wertvollsten Helferinnen.«
    »Spaß scheint ihr die Arbeit jedenfalls zu machen.«
    »Ein sehr wichtiger Faktor – das werden Sie später selbst noch erkennen, Mister Ableson. Hier bei uns findet man selten traurige Gesichter.«
    Mrs. Van Eps ließ mich allein, als die Doppeltür am anderen Ende des Raumes aufschwang und ein großer Speisesaal sichtbar wurde. Ich betrat ihn zusammen mit den anderen. Da es keine feste Sitzordnung zu geben schien, entschied ich mich für den erstbesten freien Platz. Meine Nachbarn waren eine redselige üppige Dame, deren Brille immer wieder anlief, und ein älterer Herr, der an einen pensionierten Bankdirektor oder Steuerrevisor erinnerte. Ob der Raum eine andere Akustik besaß oder die Leute durch das bevorstehende Abendessen gesprächiger wurden, wußte ich nicht, aber das Stimmengewirr steigerte sich beträchtlich. Wieder überwogen die Unterhaltungen der weiblichen Gäste.
    Das Essen selbst war kaum dazu angetan, das Herz eines Gourmets höherschlagen zu lassen. Es bestand aus einer wässerigen Suppe, in der Karottenstücke schwammen, einem schmackhaften, aber fleischlosen Reisgericht mit Curry und frischem Obst. Es sah so aus, als würde ich in Halburton House zumindest ein paar der überflüssigen Pfunde verlieren, die mich schon seit einiger Zeit ärgerten. Dennoch fand ich die Aussicht auf eine Woche Vegetarierkost nicht gerade erfreulich, und ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß ich ja immer noch in die nächste Ortschaft fahren und mich sattessen konnte, wenn die Sache zu schlimm wurde. Während des Essens kam ich mit meinem Tischnachbarn ins Gespräch. Er war Steuerrevisor im Ruhestand und hatte vor einem halben Jahr seine Frau verloren. Nun war er zu Tahagatha Anada gekommen, in der Hoffnung, einen neuen Lebenssinn zu finden. Ich konnte mir gut vorstellen, daß ein Großteil der Anwesenden aus ähnlichen Gründen hier weilte, und es hatte auch den Anschein, als erhielten sie den Trost, der sie wieder aufrichtete. Aber ich begann zu zweifeln, ob es in meinem Fall richtig gewesen war, hierherzukommen. Meine Probleme lagen auf einer anderen Ebene.
    Als die Tafel aufgehoben wurde, ging ich mit meinem Tischnachbarn zurück in den Salon. Jemand hatte in der Zwischenzeit die Sessel und Stühle halbkreisförmig zusammengerückt. Wir nahmen unauffällig in einer der hinteren Reihen Platz. Es gab einiges Hin und Her, bis alle Stühle besetzt waren; dann trat Henrietta Van Eps vor die Versammlung und kündigte Tahagatha Ananda an, den »Meister«, wie sie ihn nannte.
    Auf den ersten Blick hatte der Mann, der gleich darauf im Eingang des Salons erschien, nichts an sich, das diesen Titel rechtfertigte. Er war schmal und dunkelhäutig, mit einem von grauen Fäden durchzogenen Bart und langem Haar. Seine Kleidung bestand aus einem schlichten weißen Sari. Die einzige Extravaganz, die er sich leistete, war eine Rose, die er lächelnd seinen Jüngern entgegenstreckte, nachdem er sich verbeugt hatte. Ein bekannter Parodist hatte ihn kürzlich im Fernsehen imitiert, und ich muß gestehen, daß ich keinen Unterschied zwischen den beiden Männern entdecken konnte. Was in aller Welt hatte mich nur zu der Annahme bewogen, diese

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