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Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen

Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen

Titel: Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wighard Strehlow
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aus Ungehorsam. Wenn nämlich der Mensch dem Ungehorsam verfallen ist, gelangt er auf Irrwege, die ihn von Gott und dem Leben wegführen. Für den Unglauben zählt nur der Besitz. Selbst die Wahrheit hat er gepachtet. Alles wird zu Geld gemacht: Kunst, Wissenschaft und selbst die Religion. Glauben und Religion kann man aber nicht besitzen, sie sind Geschenke Gottes und damit gratis, das heißt kostenlos allen Menschen verfügbar. Wer meint, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, belügt sich selbst. Wahrheit ist keine Handelsware, sondern eine Eigenschaft Gottes; und Gott kann man nicht für sich allein besitzen. Das Gleiche gilt auch für die Religion und das Leben: Nur bei Gott ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Der Glaube als Besitz einer einzigen Kirche ist bereits Unglaube.
    Von den Knien bis zu den Fußsohlen ist dieser in Finsternis gehüllt, weil er in Finsternis umherirrt. In Wort und Tat ignoriert er Gott. Dort, wo er seinen Kopf haben sollte, ist er mit Blindheit geschlagen. Ein Auge brennt mit funkelndem Feuer, weil sich der Unglaube nur auf die Welt des Besitzes und Geldes beschränkt. Die Gestalt legt ihre rechte Hand auf die Brust und hält links einen Stock, weil die Menschen ohne Glauben und Vertrauen nur an sich selbst und nicht an andere denken.
    Der Unglaube ist kopflos. Wo der Kopf sein sollte, flimmern drei schwarze Augen. Von den Knien bis zur Fußsohle steht die Gestalt in Finsternis. Auf die rechte Brust hat sie die rechte Hand gelegt, in der linken Hand hält sie einen Stock; sie trägt einen schwarzen Mantel und spricht:
    »Ich kenne kein anderes Leben als das, was ich sehen, anfassen und anrühren kann. Was bringt mir schon die Aussicht auf ein ewiges Leben? Ich weiß ganz genau: So ist es und nicht anders! Und wie viel ich auch höre und erforsche, ich finde nichts anderes, als was ich sehen, hören und berühren kann. Warum sollte ich nicht die Schätze der Natur für mich selbst ausnutzen? Ich gehe nur ausgetretene Wege und akzeptiere nur die Wissenschaft, die ich selbst ganz genau kenne und verstehe. Selbst wenn ich Sonne, Mond und Sterne befragte, bekäme ich keine Antwort. Wer sagt mir schon, was mir nutzt oder was mir schadet? In Wirklichkeit weiß ich doch nicht, was so um mich herum passiert. Ich weiß nur, was ich sehe. Ich bekomme viel Blödsinn und Meinungen von anderen Menschen zu hören, sogar allerneueste Trends, von denen ich nicht viel verstehe. Was mir am meisten nutzt, das tue ich.«
    Heilende Worte und Bild des Glaubens
    Gegen den Unglauben kämpft der Glaube und befreit die Menschen vom Irrtum, durch eigene Werke glücklich werden zu können. Das Ziel des Lebens besteht aber genau darin, allein durch den Glauben glücklich zu werden:
    »Alles ist denen möglich, die glauben.« – »Durch die Kraft des Heiligen Geistes sollen wir zur höchsten Glückseligkeit gelangen, wahrhaftig und in Frieden das Gute in Angriff nehmen und in dankbarer Bruderliebe alles vollenden … Der Glaube soll festgewurzelt, kraftvoll und präsent in uns sein.«
    Dem gläubigen Menschen fällt es nicht schwer, im Unglauben die Macht des Bösen zu entdecken. Der Unglaube ist der Geist, der stets verneint:
    »O du Versager, du Betrüger des Teufels, du verneinst alles, was du in deiner Brust als richtig spürst. Du bist der Geist, der stets verneint! … Dein Tun und Denken streben dem Bösen zu, der dir zur Seite steht. Daher sind auch deine Augen so verdunkelt, weil du den Weg zum Heil und zur Heilung
(viam salvationis)
nicht mehr siehst. Dieser Weg steigt zum Himmel empor und drückt dich, der du Nacht bist, so zusammen, wie die rechte die linke Hand drückt.
    Die rechte Hand bedrückt dich, die linke freut sich am Aufstieg. So wird das schlechte Gewissen zur Hilfe für das gute Gewissen …
    Du bist bereits verdammt und verloren, weil Gott den Urteilsspruch über dich gesprochen hat, denn du flüchtest vor dem Licht der Herrlichkeit des Glaubens.
    Mit gezielter Absicht hält der Unglaube den Menschen nur immer wieder ihr Versagen vor, um sie zu entmutigen.
    Ich aber, der Glaube, jubiliere mit den Engeln und bleibe Gott treu, da ich nur das will, was Gott will. Mit den Cherubim schreibe ich alle seine Gebote genau so auf, wie Gott es wünscht. Und so handle und entscheide ich in Übereinstimmung mit den Propheten und Weisen dieser Welt. Alle erfolgreichen Königreiche der Welt werden durch mich, den Glauben, zur Gerechtigkeit Gottes geführt, denn ich bin ein Spiegel Gottes und

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