Die Puppe: Psychothriller (German Edition)
mit Elektronik?
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragt Penny.
»Das wollte ich Sie fragen. Was glauben Sie, wie es weitergeht?«
Das Scheinwerferlicht eines Autos dringt wie ein Spieß durch die herzförmigen Löcher und erfasst die Gläserreihen mit ihrem farbigen Inhalt. Honig leuchtet golden, Johannisbeergelee dunkel wie Amethyst. Penny klopft ein paarmal mit dem Fuß auf den Boden und scheint zu überlegen, ob sie weiterreden soll. Als sie es tut, klingt ihre Stimme leiser und vertraulicher.
»Er wird draußen in der Wildnis sein und leben wie ein Tier. Aber er wird zurückkommen. Er hasst diese Welt – er hasst sie wirklich. Die Warnsignale waren immer schon da. Ich hätte vorhersagen können, was er tun würde – wenn ich die Zeichen nur hätte lesen können.«
»Soll heißen?«
»Seine Püppchen. Die von seiner Mum und seinem Dad. Er hatte ihnen die Augen zugenäht. Da hätte ich wissen müssen, was er vorhatte.«
»Wie bitte? Seine was?«
»Seine Püppchen. Die Puppen? Sie wissen doch von den Püppchen?«
»Ja. Ich habe nur …«
»Er hatte sie bei sich, als er aus dem Haus kam. Eine in jeder Hand. Als ich sah, wie er sie umklammert hielt, wusste ich, was er getan hatte. Die Augen zugenäht.« Sie lächelt ihn verwundert an, als wäre er dämlich. »Wissen Sie nicht, wofür diese Püppchen sind? Wissen Sie nichts über Isaac und warum er seine Puppen macht?«
Thom Marley
Die Tauchereinheit hat einen ganzen Tag lang gesucht und gemeckert und in der nassen Kälte die Schultern hochgezogen. Sie haben den Bereich in breiter Formation durchkämmt und Flea mit ihnen, sie hat ihren leeren Körper von Hecke zu Hecke geschleppt, von Feld zu Feld. Es waren die längsten zwei Tage, an die sie sich erinnern kann. Sie hat sich noch nicht von ihrem Tauchgang erholt, ist jedoch gestern trotzdem zum Dienst gegangen – obwohl sie nur noch schlafen wollte. Aber was und wo auch immer – man steht Schulter an Schulter mit seinen Leuten.
Jack Caffery, der hier der SIO sein soll, hat sein Gesicht die ganze Zeit nicht gezeigt. Warum sollte er auch?, denkt sie. Er weiß, es gibt hier nichts Neues zu finden, kein Beweismaterial. Vielleicht war es auch besser so: Sie hat Zeit gehabt, sich zu überlegen, was sie ihm erklären will.
Gegen fünf, als es dunkel wird und die Männer frieren und erschöpft sind, lässt sie sie zusammenkommen und gibt ihnen heiße Schokolade aus der riesigen Thermosflasche, die sie auf dem Rücksitz hatte, und Supermarkt-Kuchen aus einer Tupperware-Dose. Sie sagt ihnen, wenn es nach ihr ginge, würden sie nicht nach Stunden bezahlt werden, sondern nach dem Schwierigkeitsgrad und dem Tribut, den jede Stunde von ihrer Moral fordert. Auf dem Parkplatz um sie herum herrscht Chaos, als die anderen Unterstützungseinheiten ihr Zeug zusammenpacken, um Feierabend zu machen. Fast hätte sie den alten Mondeo übersehen, der von der Straße hereinbiegt und auf die hintere Ecke des Parkplatzes fährt. Aber dann fahren zwei der großen Vans vom Platz, und der Wagen ist allein und unübersehbar.
Jack Caffery. Endlich. Sie schickt ihr Team mit dem Truck nach Hause, und als sie sicher ist, dass sie weg sind, geht sie auf den Wagen zu. Er lässt das Fenster herunter.
»Hi. Alles okay?«
»Ja.«
»Wollen Sie reden?«
Sie zuckt die Achseln, geht um den Wagen herum und rüttelt an der Beifahrertür. Er löst die Zentralverriegelung, sie öffnet die Tür und steigt ein. Nach dem kalten Tag auf dem Feld – wo sie so getan hat, als suchte sie Misty – tun ihr alle Knochen weh, und im Auto ist es nicht so warm, wie sie erwartet hat. Man sitzt hier nicht weich und wohlig, und ihr Atem hängt wie Nebel in der Luft. Caffery trägt seinen Büroanzug und darüber eine dicke Cordjacke. Er hat sich zu ihr umgedreht und wartet darauf, dass sie etwas sagt.
»Ja.« Sie schnallt sich an und deutet mit dem Kopf durch die Frontscheibe nach vorn. »Können wir einfach fahren?«
Er diskutiert nicht mit ihr. Er startet den Motor und fährt vom Parkplatz.
»Nach rechts. Fahren Sie durch Monkton Farleigh.«
Er tut, was sie sagt. Sie hat den Ellenbogen an die Tür gedrückt und stützt die Stirn auf die Finger. Die nächtliche Landschaft rollt am Wagen vorbei, verschwindet unter den Rädern.
»Am Ende der Hauptstraße nach rechts abbiegen, Richtung Bath.«
Er befolgt ihre Anweisungen wortlos. Sie lässt ihren Blick verstohlen seitwärts wandern und seiner Hand auf dem Schalthebel folgen. Sie hat seine Hände schon
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