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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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»Wir können den Kapitulationsplan starten. Es sieht gut aus.«
    Die blonde Polizistin mit dem netten Gesicht wendet sich ab und verlässt den Raum, und dabei spricht sie in ihr Funkgerät. Die Anspannung im Kontrollraum nimmt spürbar ab. Linda und ihr Vorgesetzter stecken die Köpfe zusammen, und auf dem anderen Bildschirm ziehen die Männer in den Kampfanzügen sich langsam von der Tür des Gewahrsamsraums zurück. Isaac ist schon dabei, die Schrauben und Eisenstangen zu entfernen, mit denen er die Tür verbarrikadiert hat. AJ starrt Melanie auf dem Bildschirm an. Starrt die Bestrahlungsmaske an.
    Die Anspannung im Raum lässt nach, aber da ist noch etwas anderes: so etwas wie Enttäuschung darüber, dass alles so einfach gekommen und wieder vorbeigegangen ist – dass Isaac nicht der rasende Irre ist, auf den sie sich gefasst gemacht haben, sondern ein Schizophrener, der durch Melanies »Geständnis« mühelos zu entschärfen ist. Keine Heldentaten, keine eingeschlagenen Türen, keine Geiselsituation.
    Aber AJ ist nicht glücklich.
    »Sir?«
    Alle im Mitarbeiterraum hören auf mit dem, was sie gerade tun, und drehen sich zu AJ um. Er schaut den Commander an. »Kann ich mit ihm sprechen, bevor er herauskommt?«
    Der Commander legt den Kopf zur Seite. »Die Situation deeskaliert. Der Kapitulationsplan läuft. Ich glaube, wir wissen jetzt, womit wir es zu tun haben.«
    »Wirklich? Können wir sicher sein, dass er nicht irgendeinen Trick versucht, sobald die Tür sich öffnet?«
    »Das Team ist für so etwas ausgebildet.«
    »Das bin ich auch. Ich bin speziell für diesen Patienten sehr gut ausgebildet. Er blufft – ich kenne ihn. Ich war schon mit ihm in solchen Situationen, und ich weiß, an diesem Punkt kann die Sache ernsthaft schiefgehen.«
    Der Commander überlegt. Dann nickt er dem Unterhändler zu. »Lassen Sie ihn.«
    »Danke.« AJ wirft einen Blick auf sein Telefon am Gürtel. Er wartet auf Cafferys Rückruf. Er hat ihm sechs SMS geschrieben und drei Nachrichten auf die Mailbox gesprochen, um ihn über die Situation auf dem Laufenden zu halten, aber bis jetzt hat er keine Antwort bekommen. Er steckt das Telefon wieder ein und geht zum Schreibtisch. Linda sieht ihn stirnrunzelnd an. Sie ist kein bisschen erfreut, aber schließlich steht sie doch auf und schiebt ihm übellaunig den Stuhl herüber.
    »Versauen Sie mir jetzt nicht alles«, flüstert sie. »Bitte nicht.«
    Er nickt, setzt sich hin und schaltet das Mikrofon ein. »Isaac?«, sagt er. »Isaac – ich bin’s.«
    Auf dem Monitor hört Isaac auf mit dem, was er tut. Er legt den Kopf in den Nacken und schaut zur Kamera herauf.
    »AJ?«
    »Ja. AJ. Isaac – ich habe eine Frage. Haben Sie vor vier Nächten vor Miss Arrows Fenster gestanden?«
    Isaacs Blick irrt umher, wie er es oft tut, wenn Isaac gestresst ist – so, wie die Augen eines Blinden umherirren, ohne an etwas hängen zu bleiben. Es vermittelt den Eindruck, als antworte Isaac jemandem, den er hinter seinen Augen wahrnimmt. »Ja«, sagt er. »Habe ich.«
    »Warum?«
    »Ähm.« Er schließt die Augen und öffnet sie wieder. »Weil man ihr Angst machen musste wie den andern.«
    »Wie wem?«
    »Wie Pauline und Zelda und Moses, als sie sich bei denen auf die Brust gesetzt hat. Ich wollte, dass sie Angst hat wie die.«
    Linda räuspert sich. Als er sie ansieht, kritzelt sie hastig etwas auf einen Notizblock. Nicht herausfordern. Spielen Sie mit. Zustimmung ist gut. Ziel = Befreiung der Geisel .
    AJ nickt und schaltet das Mikro wieder ein. Diesmal legt er die Hand schützend über die Taste, sodass Linda es nicht abschalten kann.
    »Isaac?«
    »Ja, was denn?«
    » Hast du meinen verdammten Hund vergiftet? «
    Linda holt zischend Luft. Sie starrt ihn vielsagend an.
    »Antworte mir, Isaac«, sagt AJ hastig. »Warum hast du meinen Hund vergiftet?«
    Isaac bewegt den Kopf hin und her, als höre er da etwas so Surreales und Unerklärliches, dass er nicht mal mehr erstaunt ist. »Vergiftet?«, murmelt er. »Ich glaube, das hab ich nicht getan, AJ. Das würde ich nicht tun. Ich habe Hunde gern.«
    Berrington Manor
    Schließlich hat Jonathan sich wieder beruhigt. Er atmet in kleinen Zügen, wie man an einem Glas Wasser nippt, und schluckt immer wieder. Als das Zittern nachgelassen hat, zieht er sein T-Shirt von der Hüfte hoch und wischt sich damit über das Gesicht.
    »Okay?«, fragt Caffery.
    Er nickt und fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich wusste nichts von Zelda. Wenn ich gewusst

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