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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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tun, als wäre sie von allein davonspaziert. Melanie ist absolut reizend, so charmant zu allen, dass Sie nicht einen Augenblick lang vermuten würden, sie sei fähig …« Er bricht ab und wischt sich über die Augen. »Aber das war ihr Verhaltensmuster, wenn Beziehungen zu Ende gingen – ihre Methode, ihrem Zorn und ihrer Frustration Luft zu machen. Jedes Mal, wenn ›Maude‹ aufgetreten ist, können Sie feststellen, dass sie eine Trennung erlebt hat. Eine Woche, nachdem Melanies Mann die Scheidung eingereicht hat, wurde Pauline in ihrem Zimmer angegriffen. Zwei Wochen danach hat Moses sich das Auge herausgerissen. Und jetzt erzählen Sie mir von Zelda? Nachdem ich weggegangen bin?«
    Caffery verschränkt die Arme. Er streckt die Beine aus, legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. Es ist die Haltung eines Mannes, der ein Fünf-Minuten-Nickerchen macht, aber er entspannt sich nicht. Er sieht, wie alles sich an seinen Platz schiebt. Er denkt an die Stromausfälle, die effizient verhindert haben, dass es Videoaufnahmen gibt. Es hat ihm von Anfang an keine Ruhe gelassen, dass es Isaac gelungen sein sollte, das Timing für seine Taten so mühelos zu arrangieren – als sei er auf die Blackouts vorbereitet gewesen. Doch wenn Melanie Arrow AJs Scooby-Geist ist … dann passt alles zusammen. Als Klinikdirektorin hat sie überall Zugang, sie kann kommen und gehen, wann sie will, auch Security-Vorschriften und Schlösser sind kein Hindernis für sie. Und die Opfer waren immer Patienten, die bei den Mitarbeitern nicht beliebt waren. Hat Arrow angenommen, man würde sie nicht so sehr vermissen? Oder waren es diejenigen, die sie am meisten geärgert haben?
    Caffery klappt ein Auge auf. Jonathan starrt ihn an. »Was ist?«, fragt Caffery. »Was denn?«
    »Sie müssen mir glauben, wenn ich Ihnen das erzähle. Sie ist verrückter und gefährlicher als irgendein Patient in dieser Klinik.«
    Röntgenblick
    »Was ist los?« In der Absonderungszelle wundert Melanie sich über die Verzögerung, die AJ da verursacht. »Kann es jetzt einfach weitergehen?«
    Isaacs Blick huscht flackernd hin und her; er ist verwirrt und hat Mühe, diesen Stimmungsumschwung zu verstehen. Er ist intelligent, aber ein Lügner ist er nicht. Er kann Menschen manipulieren und ist fähig zur Gewalt, aber sich verstellen kann er nicht. Er hat gesagt, er hat Stewart nicht vergiftet, und AJ glaubt ihm. Es ist ihm wie Schuppen von den Augen gefallen, und er sieht jetzt viel klarer, als habe er plötzlich einen Röntgenblick. Als er Melanie erzählt hat, Stewart sei krank, hat sie sofort angenommen, er habe etwas gefressen. Er hat aber gar nicht erwähnt, dass der Hund vergiftet worden ist. »Krank«, hat er gesagt. Und die Maske – die Bestrahlungsmaske – ist eine wie die, die ihr Vater während der Behandlung benutzt hat.
    AJ betrachtet das hübsche Gesicht, die weit auseinanderliegenden Augen, das hellblonde Haar. Er denkt daran, wie Stewart sie angebellt hat, als sie das erste Mal nach Eden Hole Cottages gekommen ist.
    Stewart hat es gewusst. Und jetzt weiß AJ es auch.
    »Hallo?«, ruft Melanie. »Ich habe gesagt, kann es jetzt weitergehen?«
    AJ hat den Kontrollraum in Aufruhr versetzt. Big Lurch starrt ihn an, die Augen quellen ihm aus den Höhlen. Linda und ihr Vorgesetzter diskutieren ausführlich und erbost mit dem Commander, und sie schaut immer wieder wütend durch die Tür zu AJ herüber. Schließlich ist das Gespräch zu Ende. Mit einem Blick auf AJ runzelt Linda grollend die Stirn und macht kopfschüttelnd Platz. Sie stopft sich die Bluse in den Gürtel und schaut sich im Raum um, als warte sie auf die Bestätigung, dass das alles keineswegs in Ordnung ist. Der Commander kommt herein und bleibt neben AJ stehen. Er legt eine Hand auf den Schreibtisch, die andere auf die Stuhllehne, und beugt sich herüber, sodass er leise mit AJ sprechen kann. »Die Sprache, die Sie da benutzt haben, war nicht sehr hilfreich. Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, was Sie sagen und was Sie nicht sagen würden?«
    »Ich verspreche – ich werde nicht noch mal fluchen. Versprochen.«
    »Ich gebe Ihnen einen Vertrauensbonus, weil das hier Ihr vertrautes Revier ist. Aber bitte lassen Sie mich nicht im Stich.«
    »Das werde ich nicht.«
    »Ihre letzte Chance.« Er zieht die Brauen hoch. »Okay?«
    AJ nickt.
    »Können wir es jetzt hinter uns bringen?«, ruft Melanie aus dem Gewahrsamsraum. »Bitte?«
    Der Commander zieht sich an die Tür zurück. AJ behält

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