Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
lassen Linda allein vor den Monitoren. AJ bleibt in der Tür zwischen den beiden Räumen stehen, Schulter an Schulter mit dem Chefunterhändler, der einen Notizblock in der Hand hält und für den Kontakt zwischen Linda und dem Team sorgen wird.
    Ein Signal von ihrem Vorgesetzten, und Linda fängt an zu sprechen. »Hi, Isaac. Entschuldigung, ich wollte Sie da drin nicht erschrecken, aber mein Name ist Linda, und ich bin Geisel-Unterhändlerin.« Sie lächelt. »Das klingt ziemlich großartig, nicht wahr? Aber tatsächlich besteht meine Aufgabe nur darin, mit Ihnen zu sprechen – herauszufinden, was eigentlich los ist und was Sie dahin gebracht hat, wo Sie jetzt sind.«
    Auf ihrem Laptop fluktuiert das Spektrogramm ihrer Stimme über den halben Bildschirm. Auf der anderen Hälfte registriert eine Stoppuhr die verstrichene Zeit. Darunter fließt neonblauer Sand durch ein Stundenglas.
    »Isaac? Möchten Sie das? Möchten Sie mit mir sprechen?«
    Alle beugen sich leicht vor, spitzen die Ohren und warten auf eine Antwort aus dem Lautsprecher. Auf einem Monitor, der so umgedreht worden ist, dass die Commander ihn sehen können, aber Linda nicht, erkennt man Fleas Leute einsatzbereit im Korridor vor der Tür. Ab und zu wirft einer einen Blick nach oben auf die Kamera und streckt beruhigend einen Daumen in die Höhe. Das Bild, das Linda vor sich sieht, verändert sich nicht: Es ist das grau schraffierte Muster des Klebstreifens vor der Linse im Gewahrsamsraum.
    Die Eieruhr dreht sich und zeigt damit an, dass eine Minute vergangen ist. Linda schaltet ihr Mikro wieder ein. »Ich sag’s einfach noch einmal – manchmal sind diese Mikrofone nicht so gut. Mein Name ist Linda, und ich bin hier, weil ich versuchen soll zu verstehen, was mit Ihnen los ist. Ich bin für Sie hier, Isaac. Wenn Sie ein Handy haben, kann ich Ihnen meine Nummer geben. Dann können Sie mich anrufen, und wir beide könnten uns allein unterhalten. Niemand sonst braucht zuzuhören. Nur Sie und ich.« Sie macht eine Pause. »Ich bin für Sie hier, Isaac. Nur für Sie.«
    Wieder bleibt es still. Niemand wirkt erregt – niemand außer AJ. Er wirft immer wieder hilflose Blicke zu dem Verhandlungsleiter an seiner Seite, als wollte er sagen: Tun Sie was. Sorgen Sie dafür, dass was passiert .
    Linda schaltet ihr Mikrofon ein und nennt mit sehr klarer, ruhiger Stimme ihre Handynummer. Sie tut es drei Mal und sagt dann: »Isaac, Sie haben seit drei Tagen kein richtiges Bett mehr gesehen. Sie müssen müde sein. Würden Sie sich nicht wohler fühlen, wenn Sie kurz mit mir reden? Ich will Ihnen helfen, aber das kann ich nur, wenn ich weiß, was mit Ihnen los ist.«
    Immer noch keine Antwort.
    Eine Stunde ist jetzt vergangen. Niemand weiß, was hinter der Tür geschehen ist.
    Berrington Manor
    Jonathans Gesichtsfarbe ist ein kränkliches Weißlich-Grau, und unter den Augen hat er dunkle Ringe, die aussehen wie Blutergüsse. Er meidet weiterhin Cafferys Blick, und sein Gesicht bekommt dabei Falten vor Anstrengung.
    »Ich höre«, sagt Caffery. »Und warte.«
    Keay atmet tief und müde ein. »Ja, ja, ja.«
    »Sie wollten mir erzählen, wie es kommen konnte, dass die Geistergeschichte aus Rotherham in Beechway die Runde gemacht hat. Was am Ende zu zwei Todesfällen und …«
    » Zwei? «
    »Ja. Einer im Jahr 2009 …«
    »Pauline Scott.«
    Caffery zögert. »Pauline Scott, ja. Sie waren zu der Zeit in Beechway.«
    »Ja, aber welcher ist der zweite Todesfall?«
    »Zelda Lornton. Sie ist vor knapp vierzehn Tagen gestorben. Im Augenblick steht der Befund der Rechtsmedizin noch aus.«
    » Zelda? «
    »Ja. Sie haben sie offenbar gekannt.«
    Es bleibt lange still. Jonathan schaut Caffery forschend an, als suche er die Antwort auf eine sehr schmerzhafte Frage. Mit einem langgedehnten, bebenden Seufzer dreht er sich mit seinem Stuhl um und verschränkt die Arme vor der Brust. Im ersten Moment denkt Caffery, er will anfangen, auf seiner Computertastatur zu klappern, und er braucht ein paar Augenblicke, um zu erkennen, dass Jonathan weint, lautlos, hilflos, mit krampfhaft zuckenden Schultern.
    Gift
    Anderthalb Stunden sind vergangen, und AJ kann nicht mehr stillhalten. Zitternd steht er im Security-Kontrollraum, aber bis jetzt haben es erst zwei Leute bemerkt. Der eine ist Big Lurch, der ihm eine Hand auf den Rücken gelegt hat – gerade lange genug, um zu sagen: Ich weiß, Kollege. Ich weiß, wie es dir geht. Und auch wenn ich es nicht öffentlich sagen werde, sollst du wissen,

Weitere Kostenlose Bücher