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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Schulter gezeigt und eine knappe Bemerkung darüber gemacht, dass das Kuratorium Verhältnisse zwischen Mitarbeitern nicht gern sehe. Seitdem gehen sie nur noch kühl und professionell miteinander um. Wie heute Morgen. Jetzt konzentriert er sich darauf, ihr die Hand zu verbinden. Wenn er es richtig macht, müsste es aufhören zu bluten. Er ist froh, dass er den Notruf nicht gewählt hat; so können sie sich den Abstecher ins Krankenhaus sparen.
    »Wissen Sie was?«, sagt Melanie leise. »Ich habe heute fünf Stunden mit den Leuten von der Polizei gesprochen, die den Fall prüfen. Fünf Stunden.«
    Er blickt auf. Ihr Ton überrascht ihn. Sie hat das Gesicht immer noch abgewandt. »Zeldas Tod, meinen Sie?«
    »Es ist, als wollten sie uns beschuldigen, wir hätten ihr etwas angetan. Die Obduktion ist jetzt endlich abgeschlossen worden. Wussten Sie das?«
    »Was kam dabei heraus?«
    »Nichts.« Sie zuckt die Achseln. »Zumindest nichts Handfestes. Es heißt, sie ist an Herzversagen gestorben, aber diese Todesursache ließ sich mit nichts begründen, außer vielleicht mit ihrem Übergewicht. Jetzt kann die Polizei sich nicht entscheiden: Sollen sie die Sache auf sich beruhen lassen oder uns weiter auf den Fersen bleiben? Immer wieder sind sie alles durchgegangen: die Stationsbücher, Zeldas Pflegeplan. Jedes Mal, wenn sie auch nur einen Tippfehler in einem der medizinischen Logs gefunden haben, haben sie mich angeschaut, als sei ich der Teufel in Person.«
    Zum ersten Mal dämmert AJ, dass Melanie die Klinik wirklich am Herzen liegt. Ja, hier steht ihr berufliches Ansehen auf dem Spiel, doch anscheinend reichen ihre Gefühle tiefer. Viel tiefer. Nach seiner Erfahrung ist echtes Engagement über das vom Monatsgehalt bezahlte hinaus in Beechway dünn gesät.
    Er räuspert sich. »Sie haben für uns alle den Kopf hingehalten. Wir laufen herum und jammern über Überstunden und Nachtzuschläge, aber letzten Endes können wir die Arbeit abends immer hinter uns lassen.« Er hat den Verband zugeknotet und schiebt ihre Hand sanft zu ihr zurück. »So. Sie werden’s überleben.«
    Melanie nestelt eins der blutigen Papiertücher von ihrem Schoß und putzt sich geräuschvoll die Nase. Dann legt sie die verbundene Hand auf den Schoß und starrt sie ausdruckslos an. Sie hat geweint, ja. Ihre Wimperntusche ist verlaufen. »Alle werden sagen, ich sei suizidgefährdet. Sie werden behaupten, ich hätte mich selbst geschnitten. Wie sagt man noch? Irgendwann wendet das System sich gegen sich selbst?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie schnieft noch einmal und sieht ihn dann an. »AJ?«
    »Ja?«
    »Tut mir leid, dass ich heute Morgen das professionelle Biest gespielt habe.«
    »Schon okay. Ist schließlich Ihr Job.«
    Sie lacht kurz und tränenfeucht. »Manchmal weiß ich nicht, wie ich mich sonst benehmen soll.«
    »Ich sage doch, das ist okay. Es macht nichts.«
    Jetzt folgt eine kurze Pause, und er fragt sich, worauf das alles hinausläuft. Dann sagt sie: »Wir kennen uns schon lange. Sagen Sie mir ehrlich … diese Wahnvorstellung, die da alle haben … Sie wissen schon.«
    »Mau …«
    »Sagen Sie es bitte nicht.« Sie sah ihn mit einem wässrigen Lächeln an. »Tut mir leid, es ist einfach … ich – AJ, Sie haben nie etwas gesehen, oder? Etwas, das Sie nicht erklären können.«
    Er lacht spöttisch. »Doch, andauernd. Leute, die durch Wände gehen.«
    »Im Ernst. Was ist das mit dieser Wahnvorstellung?«
    »Kommt drauf an«, sagt er, »ob ich Scully bin und Sie Mulder … oder umgekehrt.«
    »Ich bin eindeutig Scully.«
    »Nein – können Sie nicht. Ich bin schon Scully.«
    »Dann sind wir eben zwei Zyniker. Zwei Zyniker in einem Beetle. Man sollte einen Film über uns drehen.«
    Beide lachen halbherzig. AJ lehnt sich zurück und schaut durch die Frontscheibe hinaus zu einer betrunkenen Frau, die draußen einen Streit mit einem genauso betrunkenen Mann in einer Tarnhose anfängt. Es bleibt lange still. Dann sagt er: »Sie müssen zugeben, sie war eine verdammte Nervensäge.«
    »Wer?«
    »Zelda.«
    »Nein, nein – AJ, das dürfen Sie nicht sagen. Jeder Mensch in der Klinik hat ein Recht auf unsere Fürsorge. Wir dürfen niemanden im Stich lassen.«
    »Aber sie war eine Nervensäge. Ich weiß, es ist tabu, so etwas zu sagen, doch von allen Leuten, denen so etwas hätte passieren können – sind Sie da nicht froh, dass es Zelda passiert ist? Ich bin es jedenfalls.«
    Wieder folgt eine Pause. Melanie behält die beiden Betrunkenen im Auge.

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