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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Handtasche deutet mit dem Kopf in Richtung Parkplatz. »Sie sagt, ihr geht’s gut.«
    AJ macht kehrt und geht wieder über die Straße. Der Parkplatz ist klein – und um diese Zeit ziemlich leer –, und er sieht den vertrauten schwarzen VW Beetle sofort. Er ist in tadellosem Zustand – das Metall funkelt in der Sonne. Zwar hat der Wagen schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber die bunte Plastikblume, die das Pünktchen auf dem i war, als der Wagen vom Band rollte, steckt immer noch aufrecht in ihrem Halter. Am Steuer sitzt Melanie Arrow. Sie hält den Kopf leicht gesenkt, und ihr Haar verdeckt das Gesicht. Ihre Hand blutet stark. Das Blut läuft am Handgelenk herunter, die Papiertaschentücher können es nicht stoppen.
    »Hey.« Er klopft ans Fenster. Sie blickt auf und erschrickt, als sie ihn sieht. Er macht eine rollende Bewegung mit der Hand: Sie soll das Fenster herunterdrehen. Sie schüttelt den Kopf.
    »Alles okay«, formt sie mit den Lippen. »Mir fehlt nichts.«
    »Das stimmt nicht.« Er will die Wagentür öffnen, doch sie ist verriegelt. Noch einmal klopft er an die Scheibe. »Sie bluten.«
    »Alles okay«, ruft sie. »Ehrlich. Es hat schon fast aufgehört.«
    »Blödsinn. Machen Sie auf.«
    »Alles okay .«
    AJ weiß nicht genau, was ihn jetzt überkommt – vielleicht ist es die Erinnerung an den Blick, den sie ihm heute Morgen im Büro zugeworfen hat. Er zieht kurzerhand sein Handy aus der Tasche und tippt die Notrufnummer ein, drückt allerdings nicht auf die Ruftaste, sondern hält das Telefon ans Fenster. Melanie sieht es an, und er zieht fragend die Brauen hoch.
    »Okay? Machen Sie jetzt auf?«
    Resigniert schüttelt sie den Kopf. Die Zentralverriegelung macht klunk , und AJ geht um den Wagen herum zur Beifahrerseite und steigt ein. Im Auto stinkt es nach Alkohol. Auf dem Rücksitz liegt die Tüte, die auf dem Gehweg gelegen hat. Ein bisschen Blut klebt daran. Sie enthält eine Flasche Wodka und die Scherben einer zweiten.
    »AJ, es ist alles absolut in Ordnung. Ich bin gestolpert, als ich aus dem Laden kam, das ist alles.«
    Er zerrt das Verbandsmaterial aus der Packung und greift nach ihrer Hand. Sie zuckt zusammen, als er sie berührt, zieht die Hand weg und macht ein abwehrendes Gesicht.
    »Kommen Sie.« Er schüttelt den Kopf. »Sie sind doch kein kleines Kind mehr. Oder?«
    Sie saugt die Luft zwischen den Zähnen ein und will antworten. Aber statt etwas zu sagen, hält sie den Atem an, hält ihn endlos lange an, als könne sie nicht entscheiden, was sie damit anfangen soll. Dann lässt sie alle Luft heraus und nimmt die Hand von den blutigen Papiertüchern, sodass sie ihr in den Schoß fallen.
    »Mein Gott«, murmelt sie und starrt aus dem Fenster. »Jetzt machen Sie schon.«
    Vielleicht hat es mit AJs Job zu tun, oder vielleicht spürt auch er einen längst vergessenen Funken der Empathie, denn während er die verletzte Hand untersucht und dann verbindet, hört er sich reden mit beruhigender Stimme, als wäre sie eine Patientin und nicht die superorganisierte, megacoole Krankenhausdirektorin. »Wissen Sie, Melanie, für mich sieht es von außen so aus, als hätten Sie eine wirklich schwere Rolle zu spielen. Eine wirklich schwere Rolle. Und wenn ich ehrlich sein soll, habe ich den Eindruck, die Welt verlangt eine ganze Menge von Ihnen.«
    Diese Bemerkung ruft ein Frösteln hervor. Sie wendet das Gesicht ab und presst die gesunde Hand an den Mund. AJ hält die andere Hand fest und starrt ihren Hinterkopf an. Er kann das alles noch nicht recht glauben – dass sie ihn nicht geohrfeigt hat, dass er in ihren Wagen eingedrungen ist, dass er es immer noch wagt, etwas zu sagen.
    »Nein«, fährt er fort. »Ich sehe, es ist nicht leicht – überhaupt nicht leicht.«
    Sie lässt den Kopf hängen, und ein schwacher Stromstoß fließt durch ihre Muskeln – ein beherrschtes Zucken. Er kann nicht erkennen, ob sie tatsächlich weint oder nicht. Jener Abend, wo er ziemlich betrunken war, taucht plötzlich aus der jahrelangen Versenkung auf, und wieder fragt er sich, warum er damals nicht auf ihre Anmache reagiert hat. Er hatte eine Freundin, aber gehindert hat ihn etwas anderes. Irgendwie war es, als gehörte Melanie zu einer anderen Welt – zu einer Liga, in der er nichts verloren hatte. Sie war zu … ja, einfach irgendwie zu vernünftig . Zu ernsthaft. Als er und seine Freundin sich ein paar Wochen später trennten und er versuchte, sich Melanie vorsichtig anzunähern, hat sie ihm die kalte

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