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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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bezahlt, dass ihr die ganze Nacht hier rumsitzt.«
    »Das ist der Wasserkocher. Er ist durchgeschmort.«
    »Der Wasserkocher ist durchgeschmort? Und was macht ihr jetzt? Werdet ihr es a) ignorieren und euch weiter Pornos reinziehen? Oder b) werdet ihr es ignorieren, hoffen, dass es sich von selber erledigt, und euch weiter Pornos reinziehen? Oder wollt ihr c) versuchen, das Ding zu reparieren?«
    Big Lurch tut einen tiefen Seufzer und steht auf. »Keine Sorge, den Rest kenne ich. Wenn wir es nicht reparieren können, schreiben wir eine Materialanforderung an die Buchhaltung. Ich weiß sogar, welche Formulare wir brauchen.«
    »Großartig – gut gemacht. Kriegst ein Fleißsternchen, Kollege.« Resigniert schüttelt er den Kopf. Er legt die Hände auf die Knie und stemmt sich mühevoll hoch. »Jetzt gehe ich durch die Stationen. Werde tatsächlich arbeiten für mein Geld.«
    »Meine Güte«, brummt Big Lurch, als AJ an ihm vorbeigeht. »Wer hat dir denn Sand in den Arsch gestreut?«
    AJ ignoriert diese Bemerkung, stapft hinaus zur Treppe, und seine Laune verschlechtert sich zusehends. Er will nicht hier sein; er ist kribbelig und aufgedreht, aber zugleich ist er müde und hat die Nase gestrichen voll. Er kommt an Zeldas Zimmer vorbei und wirft einen kurzen Blick hinein. Alles ist noch genauso wie letzte Nacht, und auch die Farbwalze lehnt noch an der Wand. So geht alles hier voran – im Schneckentempo.
    Zuerst geht er zu Monster Mothers Zimmer, öffnet das Guckloch und späht hinein. Drinnen ist es still. Sie liegt im Bett und schläft. Die Vorhänge sind geschlossen, und über dem Stuhl hängt ein dunkler Morgenmantel, eine Art Kimono. Das Licht schimmert in seinen dicken Falten. Niemand kann wissen, ob Monster Mother heute Nacht ohne Haut ist, aber zumindest schläft sie. Er schließt das Guckloch und geht leise durch den Korridor zurück.
    Auf Station Butterblume stimmt etwas nicht. Es ist nur ein leises Geräusch, das Knarren eines Betts, ein Atmen, das aus dem Takt geraten ist. Er geht quer durch den Gang zu Zimmer 17 – Moses Jacksons Zimmer – und schiebt das Sichtfenster auf. Sofort sieht er, dass das Geräusch von hier kommt.
    Moses sitzt auf seinem Bett, wiegt sich vor und zurück und hält sich den Kopf. Er ist ein völlig anderer Mensch als der arrogante Sack, den »Maude« angegriffen hat. Seit dem Augen-Zwischenfall ist er nervös und zurückhaltend. Völlig verändert. Er trägt Unterhemd und Unterhose, und er hat AJ nicht bemerkt, denn er ist ganz mit seinem eigenen inneren Kampf beschäftigt. Er schlägt sich ins Gesicht und schreit lautlos. Wiegt sich vor und zurück.
    AJ öffnet die Tür. »Moses. Moses, ich bin’s.«
    Moses hört sofort auf, sich zu wiegen. Er erstarrt und lässt die Arme sinken.
    »Moses? Ich bin’s, AJ. Alles okay, Mann?«
    Er blinzelt mit dem gesunden Auge. »AJ?«
    »Ich komme jetzt herein.«
    »Ja«, murmelt Moses. »AJ, helfen Sie mir.«
    AJ schließt die Tür und geht durch das Zimmer. Auf Station Butterblume ist alles erwartungsgemäß in Gelb gehalten. Selbst bei dieser trüben Beleuchtung entkommt man der leuchtenden Farbe nicht. Die Vorhänge sind gelb mit grauen Rauten, und die Farbe des Linoleumbodens ist ein kränkliches Gelb mit schwarzen Flecken. Butterblume ist eine Reha-Station für Patienten, die als weniger gefährlich gelten, und es gibt hier ein paar Möbel, die nicht festgeschraubt sind. AJ setzt sich auf die Bettkante. Man soll sich nicht auf die Betten setzen, denn damit öffnet man Tür und Tor für alle möglichen Missbrauchsvorwürfe. Doch Moses zittert wie Espenlaub.
    »Moses? Hey, hey, Alter, jetzt kommen Sie schon. Was ist los?«
    »AJ, AJ, AJ.« Er krallt die Finger fest in sein krauses Haar. »AJ, helfen Sie mir.«
    »Dazu bin ich ja hier. Jetzt atmen wir tief durch. Sie haben Ihre Medikamente bekommen, oder?«
    »Ja.«
    »Zur gewohnten Zeit?«
    »Ja, ja, ja.«
    »Gut. Wo liegt das Problem?«
    Moses schüttelt den Kopf. Er stöhnt und presst die Hände an den Kopf. Als er spricht, ist seine Stimme fast unhörbar. »Ich habe Angst, Mr AJ. Moses hat Angst.«
    »Hey, hey.« AJ löst behutsam die Finger des Mannes und hält sie fest. »Moses, mein Alter«, sagt er und achtet sorgfältig auf seinen Ton, »ganz ruhig jetzt. Weiter tief durchatmen. So ist es richtig …«
    Moses nickt. Er holt tief und zittrig Luft und lässt sie wieder heraus.
    »Zwingen Sie mich nicht auszusprechen, was mir Angst macht, Mr AJ, oder diesen Namen zu erwähnen. Man hat

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