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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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zur Kategorie A.«
    Caffery nimmt einen Stift und klopft damit langsam auf den Tisch. »Tut mir leid«, sagt er. »Das können Sie wirklich nicht machen.«
    »Moment. Lassen Sie mich das rasch festhalten, damit die Leute von der Revision es lesen können: DI bittet um Entschuldigung, aber er sagt, das können wir nicht machen .«
    »Ich mein’s ernst. Sie können den Fall nicht an einen anderen Kollegen delegieren. Ich möchte zu Ende bringen, was ich angefangen habe.«
    »Und das Innenministerium möchte sein Defizit reduzieren. Die Personalbehörde ist auf Atkins-Diät – und wir hungern. Wir sind sehr schlank geworden. Wir kürzen Verfahren ab, wir streichen Stellen, wir schnallen den Gürtel enger. Die Frage ist nicht, was Sie von mir wollen. Die Frage ist nicht mal, was ich selbst will, sondern was wir tun müssen. Seit dem Tag ihres Verschwindens gibt es keine neue Erkenntnis, was mit Misty Kitson passiert sein könnte, und jetzt brauche ich Sie woanders. Morgen Vormittag haben Sie Zeit, einen DS zu briefen, und dann übernehmen Sie den ersten Fall, der zur Tür hereinkommt – mir egal, ob es ein Serienmörder der Kategorie A mit allem Schnickschnack oder häusliche Gewalt der Kategorie D ist. Sie werden’s übernehmen.«
    »Nein. Das ist genau der falsche Zeitpunkt. Jacqui Kitson ist in der Stadt.«
    Der Superintendent zögert. »Wie bitte?«
    »Sie will Interviews geben. Die Presse wird uns im Nacken sitzen. Das ist kein guter Zeitpunkt, den Fall nach unten zu delegieren. Wir müssen irgendetwas tun. Werfen Sie der Presse wenigstens einen Knochen hin. Lenken Sie die Aufmerksamkeit von der Mutter ab.«
    Der Superintendent überlegt kurz. Er schaut Caffery prüfend an, um festzustellen, ob er blufft oder nicht. Er hat schon immer seine Probleme mit diesem Inspector gehabt, der es vorgezogen hat, nicht aufzusteigen, als alle wussten, dass er es tun könnte. Ein Großstadttyp, der eines Tages nach Bristol gekommen ist, mit einem Haufen Londoner Methoden und Attitüden. Er ist zu diesem Dezernat hinzugestoßen, aber nie wirklich mit dem Herzen dabei gewesen. Kein Teamplayer, sondern ein übellauniger einsamer Wolf, der sich nichts befehlen lässt, jedoch noch jeden Fall wasserdicht abgeschlossen hat. Er hat die beste Aufklärungsquote von allen hier, und das macht den Superintendent wütend und stolz und sauer und unsicher – alles auf einmal. Ständig muss er sich ermahnen, Caffery gegenüber seine Autorität geltend zu machen.
    »Die Entscheidung ist schon gefallen. Sie sind leitender Ermittler beim nächsten Einsatz. Ende.«
    »Dann mache ich eben beides, den nächsten Fall und Misty.«
    »Ich brauche einen DI, der sich hundertprozentig da einsetzt, wo wir gebraucht werden.«
    »Warten Sie es nur ab. Ich werde mich um alles kümmern, was da zur Tür hereinkommt, und ich halte uns im Fall Misty die Presse vom Hals.«
    »Was wollen Sie denen denn geben? Noch eine Rekonstruktion des Hergangs? Wie sie die Treppe vor der Klinik herunterkommt. Denn das hat beim letzten Mal wirklich Wunder gewirkt. Habe gar nicht mehr zählen können, wie viele Hinweise wir daraufhin nicht gekriegt haben.«
    Caffery klopft ein bisschen lauter mit dem Stift. Er hat den ganzen Tag darüber nachgedacht, und der Superintendent hat recht, die Rekonstruktion hat nichts gebracht. Sicher besteht die beste Methode, die Presse bei Laune zu halten und gleichzeitig sein privates, langwieriges Spiel voranzubringen, darin, noch einmal die Gegend zu durchsuchen, in der sie verschwunden ist. Wenn Mistys Fall allerdings in der Wichtigkeit runtergestuft wird, werden dafür schnell die Gelder fehlen.
    »Geben Sie mir noch drei Wochen. Ich bringe Ihnen Resultate.«
    Der Superintendent seufzt resigniert. »Okay. Geben Sie der Presse, was sie braucht. Aber ganz gleich, was als Nächstes hereinkommt – es bekommt Ihre volle Aufmerksamkeit. Haben Sie gehört?«
    »Laut und deutlich.«
    »Das gefällt mir so an Ihnen, Jack«, knurrt der Superintendent sarkastisch. »Einfach schön, wie wir immer auf einer Wellenlänge sind.«
    Caffery steht nicht auf und hält dem Superintendent die Tür auf, als der Mann geht. Stattdessen bleibt er, wo er ist, und trommelt mit seinem Stift auf der Tischplatte. Er spürt Mistys Blick auf sich, widersteht jedoch dem Impuls, sich zu ihr umzudrehen.
    »Sieh mich nicht so an«, brummt er schließlich. »Ich hab alles im Griff.«
    Der Traum
    Um die Mittagszeit erhält AJ einen Anruf auf dem Handy: Wieder haben sich zwei

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